Bruttoinlandsprodukt Liechtensteins im Pandemiejahr 2020

Das Amt für Statistik errechnet für die liechtensteinische Volkswirtschaft 2020 einen starken Einbruch des nominalen Bruttoinlandsproduktes (BIP) um −10.1%. Bereits für das Vorpandemiejahr verzeichnete Liechtensteins Wirtschaft einen moderaten Rückgang beim BIP (−2.4%). Krisenbedingt gingen im Jahr 2020 die Warenimporte und -exporte sowie die geleisteten Arbeitsstunden deutlich zurück.

Zum jetzigen Zeitpunkt liegen noch nicht alle Daten für die Berechnungen vor, weshalb verschiedene Grössen geschätzt werden müssen. Die vollständige BIP-Berechnung erfolgt im Rahmen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrech- nung, welche Ende November dieses Jahres veröffentlicht wird.

Wachstumsrückgang vergleichbar mit 2009
Im Pandemiejahr 2020 schrumpfte das Bruttoinlandspro- dukt um rund CHF 646 Mio. gegenüber dem Vorjahreswert von CHF 6 387 Mio. auf CHF 5 741 Mio.

Die Produktionsleistung der liechtensteinischen Volkswirtschaft war bereits im Jahr 2019 leicht rückläufig (−2.4%) und erzielte dann im Jahr 2020 einen deutlichen Wachstumsrückgang (−10.1%). Im ersten Pandemiejahr wurde die liechtensteinische Volkswirtschaft ähnlich stark in Mitleidenschaft gezogen als noch im Jahr 2009 durch die globale Finanz- und Wirtschaftskrise. Damals wurde fürLiechtenstein ein historischer BIP-Rückgang von -10.9% verzeichnet.

Warenimporte und -exporte brechen ein
Im Jahr 2020 verliessen Waren aus Liechtenstein im Wert von CHF 2.8 Mrd. (konjunkturelles Total) das Gebiet der Zollunion Schweiz-Liechtenstein. Damit sind die Direktexporte gegenüber dem Vorjahr um −16.5% zurückgegan- gen. Die Direktimporte nach Liechtenstein gingen 2020 um −16.3% zurück und lagen bei CHF 1.6 Mrd.

Coronabedingte Kurzarbeit
Der Staat milderte die Folgen der Wirtschaftskrise im Zuge der COVID-19-Pandemie durch Kurzarbeitsentschädigungen. Die coronabedingte Kurzarbeit wurde 2020 von März bis Dezember in Anspruch genommen. In der Hochphase von April bis Mai befanden sich rund 17% aller Beschäftigten in coronabedingter Kurzarbeit, Ende Jahr waren es noch rund 7% und im Jahresmittel rund 9%. Durch den Corona-Lockdown gingen die geleisteten Jahresarbeitsstunden zurück, was sich entsprechend auf die Produktion auswirkte.

Das BIP als Mass der Produktionsleistung
Das BIP misst die Produktionsleistung und stellt einen wichtigen Indikator für die Wirtschaftsentwicklung dar. Mehr als die Hälfte der in Liechtenstein beschäftigten Personen wohnen im Ausland. Diese im Ausland wohnhaften Arbeitskräfte tragen wesentlich zur Produktion der liechtensteinischen Volkswirtschaft und damit zum BIP bei. Andrerseits fliesst der Grossteil der in Liechtenstein produzierten Waren und Dienstleistungen ins Ausland. Dadurch besteht für die liechtensteinische Volkswirtschaft auch nachfrageseitig eine hohe Auslandsabhängigkeit.