Im Interview: Iliana Angelonias und Florian Mani
Was steckt hinter dem «Radio machen», – wie funktioniert die Ausbildung beim öffentlich-rechtlichen Radiosender Liechtensteins?
Rund 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zählt Radio Liechtenstein, darunter auch die zwei Auszubildenden Florian Mani und Iliana Angelonias. Wie sieht es beim Radio hinter den Kulissen aus? Wie kann man sich die Ausbildung vorstellen? Wir haben uns mit den zwei Nachwuchstalenten unterhalten. Florian und Iliana gehen aber nicht den gleichen Weg. Beide sind aus unterschiedlichen Gründen zum Radio gekommen. Sie erzählen uns aus ihren Perspektiven, wie sie die Ausbildung bei Radio L erleben.
Iliana, erzähl uns bitte, wie du zum Radio gekommen bist?
Iliana Angelonias: Als ich in mein letztes Schuljahr absolviert und die Matura geschafft hatte, wollte ich die Zeit vor meinem Studium nutzen, um bereits einschlägige Erfahrungen in der Arbeitswelt zu sammeln. Ich studiere Medien- und Kommunikationswissenschaften in Zürich und wollte auch auf diesem Gebiet Erfahrungen gewinnen. Die Medien und auch die Themen der Öffentlichkeit interessieren mich sehr, also wollte ich da etwas hineinschnuppern. Somit kam ich schnell auf die Idee, mich beim Radio zu bewerben.
Wie geht es nun weiter? Wie ist es mit dem Studium zu vereinbaren?
Nach meinem fünfwöchigen Praktikum im Sommer habe ich das Angebot bekommen, neben meinem Studium weiterzuarbeiten. Das Angebot habe ich natürlich angenommen und arbeite seit September jeden Montag beim Radio. Anfangs war ich etwas überfordert, aber ich habe schnell gemerkt, dass dieser eine Tag Praxis als Ausgleich neben dem Studium viel wert ist. Auch wenn das Studium jede Menge Stress bringt, komme ich gerne jeden Montag ins Radio. Neben dem theoretischen Studium bringt die Arbeit einen tollen Ausgleich und wichtige praktische Erfahrungswerte.
Was gefällt dir besonders an dem Job?
Mir gefällt vor allem die Abwechslung. Jeder Tag bringt etwas Neues, und man kann nie genau sagen, was die Themen sind oder was ansteht am jeweiligen Tag. Ausserdem kann sich der Plan schnell ändern, denn es ergeben sich viele Dinge während eines Tages. Zudem gefällt mir auch sehr, dass man viele Kontakte knüpfen kann und immer Bescheid weiss über die aktuellen Themen. Nicht nur über Liechtenstein selber, sondern auch über die angrenzenden Regionen der Schweiz und Österreichs. Mir gefällt auch sehr, dass man mit vielen Menschen in Kontakt kommt und sich austauschen kann.
War die Radiowelt so wie du es erwartet hast? Gab es etwas, das dich überrascht hat?
Ja und nein. Ich dachte so wie viele, dass das Radio nur das ist, was man hört. Aber ich habe dann schnell herausgefunden, dass definitiv mehr dahintersteckt. Als ich angefangen habe beim Radio, hatte ich keine Ahnung, was alles im Background so abgeht. Mir wurde dann schnell bewusst, dass viele Prozesse und Abläufe, die wir als selbstverständlich ansehen oder denken «das ist schnell gemacht», definitiv mit viel Mühe und Fleiss verbunden sind. Ausserdem hat mich überrascht, wie schnell das Radio eigentlich ist bzw. das Team dahinter. Ein Interview, das am Morgen aufgenommen wurde, ist dann schon am Mittag auf dem Sender zu hören. Das Team hinter den Sendungen funktioniert wahnsinnig schnell und effizient.
Würdest du ein Praktikum beim Radio weiterempfehlen?
Durch mein Praktikum bei Radio L konnte ich nicht nur Berufserfahrung sammeln. Ich konnte mich auch persönlich weitentwickeln und lerne laufend viel dazu. Ich habe bereits so viele Menschen kennengelernt und neue Kontakte geknüpft, egal ob innerhalb des Teams oder ausserhalb. Ich würde jedem die Ausbildung bei Radio L weiterempfehlen, der sich für Medien und die Öffentlichkeit interessiert, aber auch gerne kreativen Aufgaben nachgeht und mit Menschen zusammenarbeitet.
Auch Florian Mani macht seine Ausbildung bei Radio Liechtenstein. Sein Weg sieht allerdings etwas anders aus als bei Iliana. Er erklärt uns selber, wie er zum Radio kam und wie es bei ihm ist.
Wie bist du zum Radio gekommen? Wie war dein Weg?
Florian Mani: Für mich war schon immer klar, dass ich einmal im Radio moderieren möchte. Musik und Radio waren schon immer ganz grosse Bestandteile in meinem Leben. Abends vor dem Schlafengehen hörte ich immer Radio und stellte mir vor, wie es auf der anderen Seite im Studio wohl aussieht. Langsam, aber sicher kam dann die Berufswahl und ich war mehr als nur enttäuscht, dass es keine «Radiolehre» gibt. Deshalb entschied ich mich für eine Ausbildung als Kaufmann mit dem Radiotraum im Hinterkopf. Nach der Lehre bot sich mir die Möglichkeit, ein radiojournalistisches Praktikum beim Ausbildungssender «Kanal K» in Aarau zu absolvieren. Gerade dann begann die Coronapandemie. Deshalb waren ein Mitpraktikant und ich immer alleine im Gebäude und konnten uns intensiv mit dem Radiomachen befassen und natürlich viel mitnehmen.
Nach Abschluss des Praktikums war meine Zukunft ungewiss, da ich aufgrund meiner Herkunft als Bündner oft nur die undankbare Zweitwahl war und keine Praktikumsstelle bekam. Seit nun etwas mehr als einem Jahr habe ich bei Radio L Anschluss gefunden und stehe jeden Tag mit einem Lächeln auf, denn ich lebe meinen Traum.
Was gefällt dir am besten am Radiomachen?
Alles. Es gibt nichts Spannenderes, als im Radio zu arbeiten. Als Kaufmann wusste ich immer, was da ungefähr auf mich zukommen wird. Das ist im Radio selten der Fall. Wer hätte sich schon denken können, dass die US-Wahlen mehrere Tage gingen und ich deshalb nicht nur mal schnell am Morgen die aktuelle Lage beobachte? Und wer hätte mit der Pandemie gerechnet? Es kann einfach immer etwas passieren, was uns sofort in der Redaktion beschäftigt.
Beim Moderieren sieht das Ganze schon ein wenig anders aus. Man stellt sich die Sendung zusammen. So zum Beispiel mit unserem jungen Programm Young Voice. Wir arbeiten jeweils auf Hochtouren an interessanten Themen, treffen Menschen und sprechen über alltägliches. Auf Sendung ist man einfach frei, aber doch so nahe bei den Menschen.
Das merke ich oft im «Info am Abend», wenn viel auf den Strassen passiert. Man bekommt Anrufe über Unfälle, man informiert Menschen und weiss, dass man der einen oder anderen Person mit einer Stau- oder Gefahrenmeldung geholfen hat, auch wenn man die Person nicht direkt sieht oder Kontakt zu ihr hat.
Ich habe mittlerweile so viele Menschen getroffen und sie zu diversen Themen befragen dürfen. Radiomachen wird einfach nie eintönig oder langweilig.
Wie sieht deine Ausbildung aus?
Da ich die Grundlagen schon bei «Kanal K» gelernt habe, wurde ich bei Radio L nochmals kurz in alles eingeführt und lernte neue Bereiche kennen. Aktuell absolviere ich den Medienkurs bei der Fachhochschule Graubünden in Chur. Dort lerne ich verschiedene Bereiche kennen und erhalte so noch den nötigen «Feinschliff» in der Ausbildung.
Was macht Radio L aus?
Für mich hebt sich Radio L ganz klar von der Konkurrenz ab. Wir sind bei den Menschen und sie stehen bei uns im Vordergrund, nicht die neuesten Hits, die sowieso schon alle kennen und für die es auch Spotify gibt. Wir informieren, wir sind dabei.
Auch sind wir ziemlich frei in der Themengestaltung, wenn nicht gerade wichtige Termine und dringende Themen anstehen. Vegane Eier, GPS-Tracker bei Kühen oder auch ein Weihnachtsmarkt im Land. Wir decken alle Bereiche ab und haben für die gesamte Bevölkerung etwas dabei.
Apropos Land: Die Liechtensteiner Bevölkerung macht Radio L natürlich auch aus. Noch nie in meinem Leben habe ich so viel Feedback auf meine Beiträge und Sendungen erhalten wie bei Radio L. Man spürt die Nähe und Wertschätzung der Zuhörerschaft. Die Leute wissen nach kurzer Zeit, wer du bist. Und das spornt natürlich weiter an, um alles für Radio L und Liechtenstein zu geben.
Info
Es gibt keine «Radiolehre» und auch kein Studium, das Dich am Schreibtisch zum Radioprofi macht. Für dieses Medium braucht es eine gewisse Passion, theoretisches Rüstzeug und ganz viel praktische Erfahrung.
Schnupperpraktikum (1 Tag)
An diesem Tag lernen wir uns gegenseitig kennen! Schau erfahrenen Radiomachern über die Schulter, erlebe einen ganzen Tag im Radio und erfahre mehr über mögliche Karriere- und Ausbildungswege. Völlig unverbindlich und in lockerer Atmosphäre!
Praktikum (3 – 12 Monate)
Die Dauer hängt sehr stark von Deinem Ausbildungs- und Erfahrungsstand ab, aber auch von Deinen Fortschritten bei uns. Begleitet werden Praktika schulisch üblicherweise durch den IMK Zertifikatslehrgang Medien der Fachhochschule Graubünden in Chur.
Volontariat (12 – 24 Monate)
Nach erfolgreichem Praktikum geht es so richtig los. Im Volontariat legen wir den Grundstein für Deine Radiokarriere und bringen Dir alles bei, was Du brauchst! Begleitet wird das Volontariat normalerweise vom IMK Dimplomlehrgang Medien der Fachhochschule Graubünden in Chur.