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Landtags-Fraktion: Manchmal sind Wunder möglich

Der Verein für betreutes Wohnen in Triesen bietet Jugendlichen mit hohem sozialpädagogisch-therapeutischem Bedarf ein Heim. In den letzten drei Jahren waren von 31 aufgenommenen Jugendlichen 20 in psychiatrischer Behandlung.

Das Team der Jugendwohngruppe ist darauf angewiesen, Jugendliche nicht nur pädagogisch zu betreuen, sondern auch therapeutisch zu behandeln. Diese psychotherapeutische Versorgung fehlt heute jedoch gänzlich. Die Not, in der sich die Jugendlichen befinden, ist akut. Die Krisensituationen in der Jugendwohngruppe sind massiv und verschlimmern sich stetig. Diese Jugendlichen benötigen dringend therapeutische Hilfe.

Im stationären und teilstationären Bereich, wie sie die Jugendwohngruppe bereitstellt, fehlt das dringend notwendige Therapieangebot. Bisher hat der Verein notgedrungen mit Hilfe von ambulant tätigen Psychotherapeuten und Psychotherapeutinnen die fehlende stationäre Hilfe abgedeckt. Nun sind die Kapazitäten der freischaffenden Psychotherapeuten und Psychotherapeutinnen landesweit ausgeschöpft. Sie können keine stationär platzierten Jugendlichen mehr behandeln und müssen den ambulanten Patienten den Vorzug geben.

Die momentane Situation ist akut und widersprüchlich: Die Jugendlichen der Jugendwohngruppe können nicht von freischaffenden Therapeuten und Therapeutinnen behandelt werden da deren Kapazitäten erschöpft sind. Die Jugendwohngruppe hingegen kann kein Therapieangebot anbieten, weil die OKP Zulassung fehlt bzw. weil die Kosten für eine Therapiestelle nicht gedeckt sind.

Die Fraktion der Freien Liste beantragte daher 110 000 Franken um diese Notsituation zu entschärfen. Der Jugendwohngruppe wäre somit ermöglicht worden ein Therapieangebot für die Betroffenen anzubieten – Vorausgesetzt, dass die Regierung einem Pilotprojekt zugestimmt hätte. Der Gesundheitsminister erkennt die Problemsituation an, vertröstet die Jugendlichen und den Verein jedoch auf die in Aussicht gestellte Psychiatriebedarfsplanung. Bis diese erscheint, manifestieren sich die Probleme der Jugendlichen. Es besteht die akute Gefahr, dass aus einem heute relativ leicht therapierbaren Problem ein schwerwiegendes und langfristiges psychisches Problem wird.

»Besondere Zeiten erfordern besondere Massnahmen« – Ein Spruch, der während der Corona-Pandemie gerne bemüht wurde, um bestimmte Massnahmen zu rechtfertigen. Vor allem wenn es darum ging, die Wirtschaft zu stützen. Jetzt, wo es um die Menschen geht, versteckt sich die Regierung hinter Verordnungen und vertröstet auf eine in Aussicht gestellte Bedarfsplanung.

Lediglich sechs Abgeordnete sorgen sich wirklich um die Not der Jugendlichen. Die anderen warten lieber ab und hoffen auf den grossen Wurf der Psychiatrie-Planung.

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