«Überglücklicher» Unternehmer mit Leib und Seele

Aus dem ländlichen Oberbayern hat es Peter Demmel «ins paradiesische Rheintal» verschlagen. Von dort aus hat er beruflich die halbe Welt entdeckt, bevor er sich entschlossen hat, nach Planken zu ziehen und in Schaan seine Kaffeerösterei mit integriertem Verkaufsgeschäft zu eröffnen. Seinen Kaffee liefert er seither in eben dieses paradiesische Rheintal und wieder in die halbe Welt. 

Das Geschäftsmodell von Peter Demmel klingt simpel – und so einfach ist es dann doch wieder nicht: Er kauft in auserwählten Anbauländern in Afrika und Südamerika die besten Kaffeebohnen und veredelt sie so, dass ein einzigartiges Genussmittel entsteht. Dass er damit einmal in Schaan seinen Lebensunterhalt verdienen würde, liess sich nicht erahnen, als Peter Demmel mit vier Geschwistern auf einem Bauernhof zwischen Bad Tölz und Tegernsee aufgewachsen ist. Auch als er Autozulieferern in Toronto, Detroit oder Chicago technische Unterstützung bot, deutet noch nicht viel auf seine inzwischen weitherum bekannte Kaffeerösterei an der Schaaner Landstrasse hin. Lediglich geographisch kam er Liechtenstein nach der Ausbildung zum Maschinenbaumechaniker und dem Studium zum Maschinenbautechniker bereits näher, als es ihn 2002 im Alter von 25 Jahren nach Buchs verschlagen hat. Er hat bei der Alvier AG im Werkzeug- und Formenbau gearbeitet und ist beruflich viel gereist. Gerne ist er aber immer ins «paradiesische Rheintal» zurückgekehrt, von dem er auch nach 20 Jahren noch schwärmt.

Die Kombination aus Genuss und Unternehmertum
Bald zog es Peter Demmel auch über die Grenze nach Liechtenstein. An der damaligen Hochschule, der heutigen Universität, studierte er MAS Entrepreneurship. Eine Wohnsitznahme in Liechtenstein scheiterte vorläufig aber noch am fehlenden Arbeitgeber im Land. Peter Demmel nahm die Sache daher einfach selbst in die Hand. Er beteiligte sich mit seiner Idee einer Kaffeerösterei am Businessplanwettbewerb der Hochschule und gewann diesen auch prompt. 2009 gründete er auf der Grundlage seiner Pläne die Demmel AG, erhielt die ersehnte Aufenthaltsbewilligung und zog nach Planken.

Es war dabei ein Zusammenspiel aus persönlichen Vorlieben und Talenten, das für die Geschäftsidee der Kaffeerösterei Pate stand. «Ich habe schon immer gerne Kaffee getrunken, und der Unternehmer in mir sowie das wirtschaftliche Denken sind durch das Studium an der Hochschule so richtig zum Vorschein gekommen. Dabei ist mir die perfekte Kombination aus Genuss und Unternehmertum ins Auge gestochen», sagt Peter Demmel. Die Idee ist dabei das eine, das handwerkliche Können das andere. Nicht zu vernachlässigen ist daher auch das Vorbild von Peter Demmels jüngerem Bruders, der in München bereits als Kaffeeröster tätig war. Auf dessen Spuren erwarb Demmel in einem Lehrgang am Institut für unabhängige Kaffee-Expertenausbildung in Wien ein Diplom als Kaffeesommelier.

Mund-zu-Mund-Werbung bewährt sich
Dass sein Unternehmen seinen Sitz in Liechtenstein haben wird, stand für Demmel von Anfang an ausser Frage. «Den Businessplan habe ich schon auf der Grundlage von Liechtensteiner Zahlen unter Einbezug der angrenzenden Schweiz erstellt. Das Land hat mir stets gefallen, und ich hatte schon bald meinen ganzen Kollegenkreis in Liechtenstein.» Als er dann nach dem Besichtigen verschiedener Geschäftslokale das alte Haus an der Landstrasse 85 in Schaan entdeckt hat, stand für ihn auch der Standort der Kaffeerösterei fest. «Das Gebäude ist klein und fein, passt damit gut zum Produkt und hat Geschichte. Denn dass an diesem Standort mit der Schneiderei Kaufmann schon zuvor jahrzehntelang Handwerk betrieben worden ist, komplettierte das Bild für mich.»

Einen Namen machen musste sich der Oberbayer zunächst trotz seiner preisgekrönten Idee und des idealen Standorts dennoch. «Ich hatte kein grosses Werbebudget. Meine Kunden haben aber bald gemerkt, dass mein Kaffee gut schmeckt und bekömmlich ist. Denn für meine Produkte kommen nur die besten Kaffeebohnen aus der ganzen Welt infrage. Ich degustiere sie oft selbst vor Ort im Grünmuster, im Röstmuster und im Profil in der Tasse. Wenn ich nach allen drei Beurteilungen sage ‹Das ist es!›, dann kaufe ich die Bohnen.» Daraufhin veredelt Peter Demmel sie mit seinen fünf Mitarbeitern im eigens dafür entwickelten Flow-Roast-Prozess. Durch den gleichmässigen Unterdruck rösten die Bohnen sehr sanft und schonend, sodass sie einen grossen Teil der natürlichen Bitterstoffe abgeben und ein ganz besonderes Lebens- und Genussmittel entsteht. «Das sprach sich bald im privaten Bereich, in der Gastronomie und in den Büros herum, und so lebte ich von Anfang an und bis heute zu einem grossen Teil von der Mund-zu-Mund-Werbung. Schliesslich setzt sich Qualität immer noch durch», sagt Peter Demmel. 

Er fügt aber auch an: «Jede Kaffeesorte muss immer gleich schmecken. Die Reproduzierbarkeit ist Teil des Erfolgsrezepts. Das erreichen wir, indem wir auch nach zwölf Jahren noch ein kleiner Handwerks- und kein Industriebetrieb sind. Wir rösten kleine Mengen in einem kleinen Ofen und bieten einen kundenorientierten Service, beraten unsere Kundschaft professionell und stellen ihre Kaffeemaschinen bei Bedarf auch gerne neu ein.»

Kunden von Schaan bis Übersee
Die Mund-zu-Mund-Werbung war so erfolgreich, dass Peter Demmel längst nicht mehr allen Kaffee selbst ausliefern kann. «In Liechtenstein und im direkt angrenzen Rheintal von Altstätten bis Bad Ragaz bringen wir die gewünschten Mengen selbst zum Kunden. Darüber hinaus arbeiten wir mit der jeweiligen Post oder mit Unternehmen wie DHL zusammen», sagt der Geschäftsführer. Viele Kunden haben ihren Standort weiter als 50 Kilometer von Schaan entfernt. Dort würde sich der Lieferaufwand mit eigenen Mitarbeitern ohnehin nicht mehr rechnen. «Viele Betriebe aus der gehobenen Gastronomie in der Schweiz, Vorarlberg und auch Deutschland, aber auch private Geniesser bestellen daher über unseren Webshop und erhalten die gewünschten Sorten und Mengen innerhalb von ein oder zwei Tagen.» Länger dauert naturgemäss die Lieferung nach Übersee, wo Peter Demmel ebenfalls bereits einen ansehnlichen Kundenkreis besitzt. «Hashtags, kombiniert mit schönen Bildern, locken die Kaffeeliebhaber weltweit an. Sind sie anschliessend von der Qualität überzeugt, bestellen sie oft über Jahre immer wieder bei uns.»  

60 Tonnen Bohnen und ein optimierter Nagel
Dem Kundenkreis entsprechend gross sind die Lagerbestände. «Es sind im Schnitt rund 60 Tonnen Bohnen. Mehr wäre mir auch recht», sagt Peter Demmel und lacht. Dann ergänzt er: «Nein, ich bin wirklich sehr zufrieden, wie sich das Geschäft entwickelt hat.» Denn obwohl er seine Rösterei als «seine Wohlfühloase» bezeichnet, achtet Demmel auf die vielbeschworene Work-Life-Balance. «Ich liebe meinen Beruf, freue mich jeden Tag darauf und empfinde das, was ich tue, nicht als Arbeit. Ich interpretiere Selbständigkeit aber nicht so, dass ich alles selbst machen und ständig im Geschäft sein muss.» 

Peter Demmel sieht seine Aufgabe als die eines Unternehmers. «Mein Job ist es, zu überlegen, was wir Neues entwickeln und anbieten können. Eines meiner Ziele ist es, einmal in der Woche etwas Innovatives zu kreieren. Und wenn es nur ein Nagel ist, der uns unsere Arbeit einfacher macht. Ich frage mich also stets, wie wir unsere Abläufe optimieren können. Es ist aber nicht meine Aufgabe, zu wissen, wie viel Milch noch im Kühlschrank ist. So etwas managen meine Mitarbeiter selbst.» 

Dieser Berufsauffassung folgend, hat Peter Demmel auch die geschäftliche ruhigere Zeit während der coronabedingten Schliessungen der Gastronomiebetriebe genutzt, um sein Unternehmen voranzubringen. «Ich hatte den Kopf noch nie so frei wie in diesen Monaten. Wir konnten uns für die Zeit nach Corona aufstellen, zum Beispiel ein Qualitätshandbuch sowie elektronische Schulungsunterlagen für neue Mitarbeiter entwickeln und die Digitalisierung des Geschäfts vorantreiben. Obwohl die Pandemie sicher noch nicht ganz überstanden ist, weiss ich heute, dass wir bereit sind für die Zukunft, was auch immer sie bringt.»

Der Weg führt in die richtige Richtung
Das Unternehmertum macht Peter Demmel sichtlich Spass. Es gebe ihm aber auch viele Freiheiten, wie er betont. «Das ist wichtig für mich. Ich bin ein freiheitsliebender Mensch», sagt er und verweist auf seine Hobbys. Er fährt gerne Ski. «Mit und ohne Lift. Beides hat seinen Reiz – und für beides finden sich in Liechtenstein die besten Voraussetzungen.» Auch im Sommer zieht es Peter Demmel von Planken aus in die Berge, am liebsten natürlich in Begleitung seiner Ehefrau, die nicht in der Kaffeerösterei arbeitet.

«Damit, wie es jetzt läuft, bin ich sehr zufrieden. Ich möchte dementsprechend auf dem eingeschlagenen Weg bleiben, denn er führt in die richtige Richtung», sagt Peter Demmel. Zwar gehöre ein gewisses Wachstum zum Unternehmerdasein dazu. «Ich setze mir aber kein Ziel von fünf Prozent pro Jahr oder so. Ich bin jetzt 44 Jahre alt, habe meinen Lebensmittelpunkt in Liechtenstein im paradiesischen Rheintal und bin überglücklich, wie es gekommen ist. Was könnte ich mir also mehr wünschen?»