«FL: Klein in der Fläche – gross in den Möglichkeiten»

Johannes Kaiser, Landtagsabgeordneter, im Gespräch mit der jungen, sympathischen Neo-Liechtensteinerin Katherine Carpio (24) aus Ruggell.

Katherine Carpio ist 24 Jahre jung und eine Neo-Liechtensteinerin. Sie wurde im Juli mit einer hohen Stimmenzahl in den Bürgerverband der Gemeinde Ruggell aufgenommen. Darüber, was für Gefühle aufkommen, wenn man sich einer solcher Abstimmung stellt, und über einiges andere mehr haben wir uns in unserem traditionellen Jugend-Interviews unterhalten. 

Katherine, du bist Anfang Juli mit einem Glanzresultat in den Bürgerverband der Gemeinde Ruggell aufgenommen und damit Liechtensteinerin geworden. Was ist das für ein Gefühl, sich einer Bürgerabstimmung zu stellen?
Katherine Carpio:
Es ist sehr spannend, doch zugleich auch sehr nervenaufreibend. Denn auch wenn ich in Ruggell wohne, so bin in Eschen in die Realschule und in Buchs in die Berufsschule gegangen, weswegen mein Bekanntenkreis buntgemischt ist und nicht allzu viele meiner Freunde und Kollegen in Ruggell wohnen bzw. aus Ruggell kommen.

Du hast dominikanische Wurzeln, wohnst und lebst seit 2007 mit deiner Familie in Ruggell. Wie bist du in Liechtenstein aufgenommen worden?
Ich bin stets sehr offen und herzlich aufgenommen worden. Sicherlich auch, weil ich gerne auf die Menschen zugehe und mit ihnen auf unkomplizierte Weise in Kontakt trete. Ich habe stets erlebt, dass ich die gleichen Möglichkeiten habe, wie die ALteingesessenes und mir alle Türen offenstehen – für alles, was ich mir vornehme.

Man muss sicher auch einen aktiven Beitrag leisten, damit man sich gut integrieren kann. Du bist eine offene, aufgestellte und sympathische Person. Ist dies das Zugangstor zu deinem ausgezeichneten Abstimmungsergebnis?
Ich möchte hoffen, dass dies der Fall ist. Auch wenn ich nicht sehr viele Leute in Ruggell selbst kenne, ist es ein schöner Gedanke, dass diejenigen, die mich kennen, ein gutes Wort für mich eingelegt haben – bei ihren weiteren Bekannten und Freunden. Jedenfalls bedanke ich mich ganz herzlich bei allen Menschen in Ruggell für diese Aufnahme mit offenen Armen. Es macht mich schon glücklich, so richtig zu meiner Heimat dazuzugehören. 

Was machst du beruflich?
Meine Berufswahl fiel auf Konstrukteurin. In meinem Alltag zeichne ich bei der thyssenkrupp Presta TecCenter AG Nockenwellen, Rotorwellen oder auch Ausgleichswellen für unterschiedliche Autohersteller oder deren Unterlieferanten.

Welche politischen Themen interessieren dich am meisten und welche Themen sollten aus deiner Ansicht mit mehr Spirit und Mut angegangen werden?
Leider muss ich an dieser Stelle sagen, dass ich politisch nicht besonders interessiert bin. Das liegt sicherlich daran, dass ich im ganz jugendlichen Alter aus meiner Heimat ausgewandert bin und mich nach wie vor für die dominikanische Politik interessierte, da ich in Liechtenstein bisher auch kein Stimmrecht hatte. Allerdings gibt und gab es immer Themen, die mir keineswegs entgangen sind. Gerade die aktuelle Situation mit Covid-19 ist so ein Fall. Das Thema und wie sich dies auf unsere Menschenrechte auswirkt, sollte mit mehr Spirit und Mut angegangen werden. 

Die Corona-Pandemie und die aus ihr resultierenden Massnahmen werden von der Gesellschaft sehr unterschiedlich beurteilt. Es ist meines Erachtens nicht alles so einfach, wie man es zum Beispiel mit der 3-G-Regel haben möchte. Eine geimpfte Person darf mit ihrem Impfausweis reisen, ohne einen Test zu machen, sie kann aber das Virus durchaus in sich tragen und dadurch weitere Menschen unbewusst anstecken, ob diese geimpft sind oder nicht. Eine ungeimpfte Person muss für jeden Urlaub damit rechnen, dass sie bis zu 100 Euro, manchmal mehr, für einen Test bezahlen muss, um vorzuweisen, dass sie den Virus nicht hat. Denn ansonsten darf diese Person sich nicht länger frei bewegen – sei es in ihrer Heimat oder im Urlaubsland. 

Was schätzt du an unserm kleinen Land Fürstentum Liechtenstein aus der Sicht einer jungen Erwachsenen?
Das Fürstentum ist klein in der Fläche, aber gross in den Möglichkeiten – und das schätze ich sehr. Des Weiteren schätze ich auch die Freundlichkeit und Offenheit der Bevölkerung, die ruhige, dezentrale Lage und doch ist man nicht weit vom Trubel der grösseren Städte wie Zürich oder München entfernt, die eine tolle Abwechslung bieten.

Was sind deine Freizeitbeschäftigungen und Hobbys?
Meine Freizeitbeschäftigungen sind Fitnesstraining, das Lesen, Reisen und seit neustem das Stand-Up-Paddeln. Hin und wieder rollerblade ich, um das Gefühl dafür dazu nicht zu verlieren. Früher spielte ich Volleyball, dieser Sportart gehe ich immer wieder gerne nach.