Eine Persönlichkeit ganz im Dienste der Politik

Thomas Zwiefelhofer im Gespräch mit Bundesrat Ueli Maurer.

Thomas Zwiefelhofer zählt mit zu den bedeutendsten Politikerpersönlichkeiten im Lande. Viele Jahre seines bisherigen Lebens hat er der Politik verschrieben, in welcher er auch heute noch aktiv ist. Am 22. März dieses Jahres wählte ihn der Parteitag der VU zum neuen Parteipräsidenten. 

Thomas Zwiefelhofer begann seine politische Laufbahn 2004 als Ortsgruppenvorsitzender der VU Vaduz und gehörte ab 2005 bis 2017 dem VU-Präsidium an. Von 2007 bis 2011 war er Gemeinderat von Vaduz, wo er als Fraktionssprecher fungierte. Von 2009 bis 2013 war er als VU-Vizepräsident Oberland aktiv, bis er 2013 als Spitzenkandidat der Union für das Amt des Regierungschefs in die Landtagswahlen ging. Von 2013 bis 2017 stand er als Regierungschef-Stellvertreter dem Ministerium für Inneres, Justiz und Wirtschaft vor. Nachdem er im Februar 2017 auf eine weitere Amtsperiode in der Regierung verzichtet hatte, wurde ihm im Juni 2017 von S.D. Erbprinz Alois das Komturkreuz mit Stern des Fürstlich Liechtensteinischen Verdienstordens verliehen. Thomas Zwiefelhofer wurde am 22. März 2021 vom Parteitag als Nachfolger von Günther Fritz zum Parteipräsidenten gewählt. Er übt sein Amt neben seiner beruflichen Tätigkeit als Mitglied der Gruppenleitung der First Advisory Group aus.

Thomas, du bist am 22. März 2021 vom VU-Parteitag als Nachfolger von Günter Fritz zum Parteipräsidenten gewählt worden. Wie hast du die Zeit seit der Wahl erlebt?
Thomas Zwiefelhofer:
Seit meinem Amtsantritt als VU-Parteipräsident sind ziemlich genau sechs Monate vergangen. Anfangs war es sehr intensiv, direkt nach den Wahlen und mit der Übernahme der Mehrheitsverantwortung in der Regierung in diese wichtige Funktion einzusteigen. Hilfreich war einerseits, dass ich die Partei und die meisten ihrer Exponenten auf Landesebene persönlich seit langem kenne, anderseits, dass die Partei in einem sehr guten Zustand ist. Für mich war es nach vier Jahren «Pause» ein bisschen wie heimkommen.

Nimmt dich die Arbeit als Präsident stark in Anspruch? Du übst das Amt nur nebenamtlich aus.
Ich bin ein Mensch mit vielen Interessen und kann mich für vieles begeistern. Neben meiner Familie und meinem Beruf pflege ich meine Hobbiys, insbesondere Sport, Musik und Naturfotografie, aber auch den Weinbau. Und weil ich zutiefst überzeugt bin, dass man auch in der Gesellschaft Verantwortung übernehmen muss, engagiere ich mich neben meinem Amt als VU-Parteipräsident auch als Präsident der Vereinigung der liechtensteinischen gemeinnützigen Stiftungen und Trusts, kurz VLGST, sowie als Präsident der Business Angels Liechtenstein. Wie bringt man das alles unter einen Hut? Mit guter Organisation, einer sehr toleranten Frau, und vor allem auch, indem man mit anderen engagierten und qualifizierten Menschen zusammenarbeitet. So war es denn auch eine Bedingung meinerseits, dass ich als ehrenamtlicher Präsident der VU einen guten Generalsekretär wählen darf, der das Tagesgeschäft der Partei führt, und dass ich mich vor allem auf die strategischen Themen konzentrieren kann. Mit Michael Winkler haben wir einen ausgezeichneten und sehr engagierten Generalsekretär gefunden, der es mir möglich macht, mich tagsüber auf meinen Job in der Finanzbranche zu konzentrieren. Allerdings sind nun halt wieder mehrere Abende pro Woche durch die Parteiarbeit blockiert – aber das mache ich gerne. 

Die Corona-Pandemie beherrscht derzeit unseren täglichen Ablauf und greift tief in unser Leben ein. Glaubst du, dass die von der Regierung getroffenen Massnahmen genügen, um dieser ansteckenden Krankheit Herr zu werden?
Ich stehe hinter den Massnahmen der Regierung und denke, dass Liechtenstein bislang gut durch die Krise gekommen ist. Mir ist aber besonders wichtig, dass wir eine Polarisierung verhindern und auch den Massnahmenskeptikern ein gewisses Verständnis entgegenbringen. Eine gesellschaftliche Spaltung, wie sie sich zusehends abzeichnet, muss unbedingt verhindert werden. Politik muss Spielräume nutzen. Ich persönlich bin aus Überzeugung geimpft, und ich hoffe, dass sich noch mehr Menschen impfen lassen. Ich respektiere aber die Skeptiker und bin der Meinung, dass der Staat jeweils die mildesten möglichen Massnahmen ergreifen muss, wenn er in die Freiheit der Menschen eingreift. Allerdings endet meine Freiheit dort, wo sie anderen Menschen Schaden zufügt. Ich beneide unsere Regierung nicht um die Aufgabe, unser Land durch diese Krise zu führen. Aber sie macht es insgesamt gut, finde ich.

«Eine Verfassung ist nur so gut, wie sie gelebt wird. Die Verfassung von 1921 hat die Grundlage für unseren Erfolg als moderner, souveräner Staat gelegt.»
Thomas Zwiefelhofer,
VU-Parteipräsident

Welche politischen Themen müssen deiner Meinung nach am dringendsten auf die Tagesordnung gesetzt werden?
Gute Bildung löst und verhindert viele Probleme. Wir stehen diesbezüglich schon ausgezeichnet da, dürfen aber nicht nachlassen. Die Digitalisierung verdrängt andere wichtige Fähigkeiten, darum müssen wir musische, technische und handwerkliche Fähigkeiten in Zukunft wieder vermehrt fördern, vor allem auf der Primar- und Sekundarstufe. Die aktuelle Bildungsstrategie zeigt mögliche Wege auf. Daneben ist mir ein funktionierendes Sozialsystem sehr wichtig. Wenn sich immer mehr Menschen abgehängt fühlen, dann erhalten Extrempositionen und Radikalisierungen Zulauf, und eine gefährliche antidemokratische Spirale beginnt. Die VU als die Partei der Mitte in Liechtenstein kann dabei eine zentrale Rolle spielen, indem die Marktkräfte und die sozialen Staatsaufgaben immer wieder in Balance gebracht werden.

Neben Corona und AHV gibt es auch andere politischen Themen, die uns weiter beschäftigen, wie beispielsweise die Wild-Wald-Thematik, das Klima, der Finanzausgleich oder die Entflechtung von Kirche und Staat, aber auch die Problematik der vielen Casinos im Land. Diesbezüglich gehen die Meinungen doch erheblich auseinander. Wie stellst du dich dazu?
Im Schnelldurchlauf: Bei der Wald-Wild-Thematik sollten wir nicht einseitig werden: Sowohl Jäger als auch Waldeigentümer stehen in der Verantwortung für das Funktionieren unserer Wälder, und nur gemeinsam können wir das Problem der Gefährdung des Schutzwalds lösen. Klimaschutz ist auch in Liechtenstein wichtig, selbst wenn wir scheinbar nur am Rande betroffen sind und, absolut betrachtet, wenig bewirken können. Auch als Vaduzer Steuerzahler finde ich, dass es beim Finanzausgleich Verbesserungspotenzial zulasten der reichen Zentrumsgemeinden gibt. Die Trennung von Kirche und Staat finde ich als liberaler Mensch überfällig, und ich hoffe, dass der neue Regierungschef dabei vorwärts macht. Auch bei den Casinos habe ich eine liberale Grundhaltung und bin überzeugt, dass es mit den nun angegangenen Massnahmen und etwas Geduld schon zu einer Normalisierung der Situation kommt. Zwei, drei schöne und gediegene Casinos sind eine Bereicherung unseres Standorts. 

Alle diese Positionen sind meine persönliche Haltung, und in einer Volkspartei gibt es viele Mitglieder, die manches anders sehen. Das sehe ich eher als Bereicherung und als Ausgangslage für eine gute Diskussion, die zu einer demokratischen Entscheidung führen soll. Toleranz ist das Gebot der Stunde.

Ein wichtiges Ereignis steht uns in diesem Monat bevor: Das Verfassungsjubiläum 1921–2021. Was bedeutet dir das persönlich? Und was verbindest du spontan mit der Verfassung von 1921?
  Das Zusammenspiel der zwei Souveräne funktioniert gut und hat schon einige Bewährungsproben bestanden. Darauf dürfen wir stolz sein, auch die kritischen Geister. Deshalb sehe ich auch keinen Anlass, an der derzeitigen Verfassung systematisch viel zu ändern. Natürlich könnte man das eine oder andere modernisieren, aber wirklich dringlichen Bedarf sehe ich beim Grundsätzlichen nicht.

VU und FBP sind Koalitionspartner. Wie beurteilst du die Zusammenarbeit zwischen den zwei grössten Parteien im Lande?
Die Zusammenarbeit zwischen VU und FBP funktioniert immer dann gut, wenn es wirklich darauf ankommt. Und das ist auch gut so, denn Demokratie lebt einerseits von Wettbewerb, anderseits müssen bei den wesentlichen Fragen vernünftige Allianzen gebildet werden. Insofern ist die FBP ein zuverlässiger Partner. Die VU und die FBP teilen in fast allen wesentlichen Grundsatzfragen eine sehr ähnliche Grundhaltung, unterscheiden sich aber oft im Stil und in den Feinheiten. Das macht es immer wieder spannend.

Und wie beurteilst du die Arbeit der drei VU-Regierungsmitglieder?
Wenig überraschend finde ich die Arbeit unserer drei Regierungsmitglieder sehr gut. In dieser herausfordernden Zeit leisten sie wesentliche Beiträge für den Zusammenhalt und die Zukunft unseres Landes und engagieren sich mit Herzblut für Liechtenstein. Nobody is perfect, klar, aber ich habe wirklich nichts auszusetzen. Besonders gut gefallen mir ihre offene und gute Kommunikation und das ernsthafte Bemühen, die Koalition zu leben und die Regierung als Ganzes zu vertreten. 

Wie erholst du dich vom täglichen Stress und welcher Lieblingsbeschäftigung gehst du nach, sofern es die Zeit erlaubt?
Wie erwähnt, habe ich viele Interessen und Hobbys. Aber die Zeit mit meiner Frau, meinen drei Kindern, wenn sie dann noch zu Hause sind, und unserem Familienhund ist sicher die grösste Energiequelle. Als Nachtmensch geniesse ich nach der Familienzeit meist noch ein, zwei Stunden für mich, in denen ich für die Partei arbeite oder meinen Interessen nachgehe. Und es kann schon einmal vorkommen, dass ich spätnachts meinen Fotoapparat hervorhole und eine besondere Himmelskonstellation festzuhalten versuche oder noch einen Bruce-Willis-Film bei einem guten Glas Rotwein geniesse – ich brauche eher wenig Schlaf… (schmunzelt).

Dr. Thomas Zwiefelhofer mit Gattin Dr. Susanne Zwiefelhofer.

VU-Präsidium  

Thomas Zwiefelhofer, Parteipräsident
Daniela Wellenzohn-Erne, Vizepräsidentin Oberland
Johannes Zimmermann, Vizepräsident Unterland
Gunilla Marxer-Kranz, Landtagsvizepräsidentin
Manfred Kaufmann, Fraktionssprecher
Dr. Daniel Risch, Regierungschef
Dominique Hasler, Regierungsrätin
Dr. Graziella Marok-Wachter, Regierungsrätin
Etienne Frommelt, Vertreter der Ortsgruppenvorsitzenden
Michael Winkler, Generalsekretär
Gabriela Hilti-Saleem, Vertreterin Frauenunion
Simon Welte, Präsident Jugendunion
Hubert Sele, Vorsitzender Parteirat
Johann Ott, Präsident Seniorenunion
Janine Schädler, Parteisekretärin