Wie empfange ich Radio L am besten?

Thomas Mathis hat sich nach vier Jahren als Geschäftsführer des Liechtensteinischen Rundfunks (LRF) entschieden, per Ende Dezember 2022 das Unternehmen zu verlassen und eine neue Herausforderung anzunehmen.

Interview mit Thomas Mathis, Geschäftsführer von Radio Liechtenstein

In der Schweiz ist beschlossen worden, die bewährten UKW-Signale per 31. Dezember 2024 abzuschalten. In Liechtenstein ist es so, dass UKW etwa doppelt so teuer ist wie DAB+. Wir haben uns mit dem Radio L-Geschäftsführer Thomas Mathis zu diesem Thema unterhalten. 

Die Schweiz hat die Abschaltung des altbewährten UKW-Signals per 31. Dezember 2024 beschlossen. Was ist Ihre Meinung zu diesem Schritt?
Thomas Mathis: Aus Sicht der Radiostationen ist dieser Schritt absolut nachvollziehbar, da der duale Betrieb von zwei ähnlichen Verbreitungsformen sehr teuer ist. Bei uns ist es so, dass UKW ungefähr doppelt so viel kostet wie DAB+ und das bei deutlich kleinerem Sendegebiet. DAB+ ist in der Handhabung einfacher, kostet weniger und bietet zugleich mehr. So würde ich das verkürzt zusammenfassen.

Das klingt ja sehr begeistert. Warum gibt es denn aber Widerstände? Auch in umliegenden Ländern scheint die Euphorie nicht ganz so gross zu sein.
Ja, es ist in der Tat so, dass insbesondere Österreich noch Aufholbedarf hat, aber auch schon deutlich weiter ist. Deutschland hat erst kürzlich wieder massiv in den Ausbau investiert und seit 2020 müssen alle in der EU neu verkauften Autos über DAB+ verfügen. Selbiges gilt übrigens für alle Radios mit einem Display. Dies wird der Verbreitung automatisch einen Schub geben und die Menschen lernen die Vorzüge kennen. Sieht man sich auf dem Gebrauchtwagenmarkt in der Schweiz um, haben überdies selbst fünfjährige Autos zu mehr als zwei Dritteln bereits DAB+ verbaut. Die Probleme liegen in meinen Augen woanders.

Wo liegen sie dann in Ihren Augen?
Zum einen gibt es UKW-Geräte schon sehr lange und die Menschen haben sich einfach daran gewöhnt, zudem sind sie meist sehr langlebig. Bei der ersten DAB-Einführung gab es leider technische Mängel, weshalb später das heutige DAB+ erschaffen wurde, das aber nicht mit alten Geräten funktionierte. Diejenigen, die früh ein DAB-Radio gekauft hatten, mussten somit nochmals ein neues Gerät anschaffen, und die anderen haben so oft den Eindruck bekommen, dass DAB an sich nicht gut sei. Wer also früh digitalisiert hat, bezahlte doppelt, während daneben 30 Jahre alte UKW-Radios problemlos ihren Dienst verrichteten. Das ist keine gute Situation, zumal das Netz auch lange grosse Lücken aufwies. Zudem bietet UKW über Kabel tatsächlich meist die bessere Klangqualität als DAB+. Ebenfalls geistert heute gerne der Begriff «5G» herum, der gewissermassen als Allheilmittel in vielen Bereichen gilt. «5G Broadcast» – so der korrekte Begriff – steckt jedoch noch im Experimentierstadium mit sehr ungewisser Zukunft. Vor 2030 wird dies kaum überhaupt relevant werden.

Egal ob dann DAB+ oder UKW: Beides ist empfangbar. 

Thomas Mathis, Geschäftsführer Radio Liechtenstein

 

Die Vorteile der Radiostationen haben Sie ja bereits dargelegt. Wie steht es aber um die Vorteile für die Konsumenten?
Ich möchte vorausschicken, dass sämtliche DAB+ Geräte auch UKW beherrschen, was nicht genug betont werden kann. Mit DAB+ ist ein klarer Empfang ohne Rauschen möglich. Hierzu reichen übrigens bereits etwa 20 Prozent Empfangsqualität aus. In Liechtenstein ist die Abdeckung – mit Ausnahme von Malbun – sehr gut. Der Qualitätsvorteil im Kabelnetz wird bereits in Kürze Geschichte sein, da diese Netzte aufgrund des Glasfaserausbaus im Land laufend abgeschaltet werden. Darauf haben wir leider keinen Einfluss. Es stellt sich dann zwangsläufig die Frage nach Alternativen, ob man will oder nicht. sein, da diese Netzte aufgrund des Glasfaserausbaus im Land laufend abgeschaltet werden. Darauf haben wir leider keinen Einfluss. Es stellt sich dann zwangsläufig die Frage nach Alternativen, ob man will oder nicht.

Können Sie diese möglichen Alternativen etwas erläutern?
Ich denke, für mobile Geräte ist die Sachlage klar. Hier werden sich automatisch die DAB+-Geräte durchsetzen und es gibt keinen Grund, auf etwas anderes zu setzen. Internetradios sind dabei schlicht nicht zweckmässig, zumal diese eine kostenpflichtige Verbindung voraussetzen. Über DAB+ ist Radio kostenlos und ohne Zwang zu empfangen. Auch im Katastrophenfall wird Internetradio auf Jahrzehnte hinaus keine Rolle spielen, da auch die Netze zu anfällig sind.

Stationär, also als Ersatz für die klassische Stereoanlage, würde ich persönlich über ein Internetradio nachdenken. Diese gibt es auch als «Hybrid-Geräte», also als Kombination aus DAB+, UKW und Internet. Im stationären Bereich überwiegen die Vorteile klar, und die Klangqualität ist grundsätzlich auch besser als bei DAB+. Radio Liechtenstein plant zudem, die Qualität des Streams in Zukunft auf praktisch CD-Qualität zu erhöhen. Alternativ gibt es eine Lösung, die die Glasfaserleitung am Hausanschluss einfach in das klassische Format umwandelt. Das heisst: Im Haus bleibt eigentlich alles so wie es ist, auch wenn die Anbindung der Liegenschaft auf Glasfaser wechselt. Dies wird meines Wissens jedoch nur von einem Anbieter im Land zur Verfügung gestellt, ist aber natürlich insbesondere für ältere Gebäude sehr interessant. 

Sie haben den Katastrophenfall erwähnt. Können Sie das etwas ausführen?
Sehr gerne. Die Radios auf der ganzen Welt übernehmen bei Katastrophen eine wichtige und tragende Rolle. Dies wurde in einem gewissen «Internetwahn» leider etwas vergessen und hat sich teilweise auch schon durch fehlende Information der Bevölkerung gerächt. Die Flutkatastrophen in Deutschland sind diesbezüglich tragischerweise sehr lehrreich. Wenn etwas überhaupt funktioniert, ist es der Radioempfang über klassischen Funk, also DAB+ oder UKW, während die Mobilfunknetze und Internetverbindungen reihenweise zusammenbrechen. Dies ist – stark vereinfacht gesagt – technisch begründet und muss fast so sein. Beim Radio ist es hingegen egal, ob 1’000 Menschen gleichzeitig zuhören oder eine Million. 

Selbstredend nimmt Radio Liechtenstein diese wichtige Aufgabe in unserem Land wahr, auch wenn dies gerne vergessen wird oder gar gänzlich unbekannt ist. Ich bin mir bewusst, dass wir als Radio mit einem einzelnen Programm niemals alle Geschmäcker befriedigen können und deshalb auch nie von allen Personen ständig gehört werden. Dennoch ist es wichtig, unseren Sender stets «parat» zu haben. Auch deshalb ergibt es absolut Sinn, sich heute ein batteriebetriebenes DAB+ Gerät anzuschaffen. Egal ob dann DAB+ oder UKW: Beides ist empfangbar. 

Und nun zum Abschuss auf den Punkt gebracht: Wie empfange ich Radio Liechtenstein am besten?
Zu Hause mittels Internetradio, bei der Arbeit über unsere Webseite, im Auto oder im Garten über DAB+, und unterwegs verwendet man am einfachsten die App des Swiss Radioplayer (lacht)! Natürlich funktioniert aber vorerst auch UKW weiterhin, flächendeckend zumindest über Funk.