Sonderausstellung: «Stimmen aus der Arktis»

Eisbär in einer Öllache © Liechtensteinisches LandesMuseum, Sven Be-ham

Der Klimawandel ist längst tief in unserem Bewusstsein verankert und die Folgen sind auch in den Alpen zu sehen. Doch noch drastischer gestalten sie sich in der Arktis, wo die Bewohner teils noch von der Jagd abhängig sind und das Gleichgewicht mit der Natur entscheidend ist. In der Ausstellung «Stimmen aus der Arktis» kommen die Inuit zu Wort – in ihrer Sprache. Die menschlichen Dimensionen werden hinterfragt – zum Wohl künftiger Generationen.  

Die Ausstellung dauert vom Donnerstag, 16. September bis Sonntag, 9. Januar 2022.

Die Arktis ist seit Jahrtausenden bewohnt. Zu den Einwohnern zählen die Inuit, die in Tschukotka, dem Fernen Osten Russlands, Alaska, Kanada und Grönland leben. Neben einer ähnlichen Sprachwurzel haben sie auch einen ähnlichen Lebensstil, jagen Meeressäuger und stellen Gegenstände aus den Produkten der Jagd her. In den letzten Jahren werden zusätzliche Materialien wie Stein und Mammutstosszahn verwendet, die durch das Auftauen des Permafrosts immer mehr verfügbar sind. Diese Objekte sind zu Kunstwerken geworden, die ihre reiche Kultur und aktuelle Herausforderungen widerspiegeln. Aufgrund ihrer engen Verbindung mit der Natur und ihrer ausgezeichneten Fähigkeit, Veränderungen in ihrer Umgebung wahrzunehmen, ist die Umwelt für viele Inuit-Künstler zu einem Thema geworden. In der Ausstellung Voices from the Arctic visualisieren nicht nur Skulpturen, sondern auch Zeichnungen und Lithografien, was die Künstler zum Klimawandel sagen.

Klimawandel
Der Zwischenstaatliche Ausschuss für Klimaänderungen (IPCC) wird im November 2021 in Glasgow, Schottland, tagen. Ziel der Konferenz ist es, «den politischen Entscheidungsträgern regelmässige wissenschaftliche Einschätzungen zum Klimawandel, seinen Auswirkungen und möglichen zukünftigen Risiken zur Verfügung zu stellen sowie Vorwärtsanpassungs- und Abschwächungsoptionen.» In diesem Jahr werden Stimmen aus der Arktis Teil der Diskussion sein. Nirgendwo sonst auf der Welt steigen die Temperaturen schneller als in der Arktis. Die Inuit sind sich dessen seit einigen Jahren bewusst und setzen sich mit seinen Auswirkungen auseinander. Laut einem aktuellen IPCC-Bericht sind die Folgen dieser Erwärmung auch weltweit zu spüren – denn was in der Arktis passiert, bleibt nicht in der Arktis, und umgekehrt werden unsere Schadstoffe mit Wasserströmungen und Wind nach Norden getragen. Es geht jedoch nicht nur um die Temperatur. Der Klimawandel bringt volatile und extreme Wetterbedingungen mit sich, das Auftauen des Permafrosts, den Anstieg des Meeresspiegels, die Zunahme des Säuregehalts der Ozeane, die Erwärmung der Ozeane, die die Strömungen und die Lebensräume für Meereslebewesen beeinflusst. All dies kann mit menschlicher Aktivität in Verbindung gebracht werden. Wie Professor Thomas Stocker, Klimatologe von der Universität Bern in der Schweiz, schreibt, ist es Zeit für die vierte industrielle Revolution, die Dekarbonisierung, die Abkehr von fossilen Brennstoffen, hin zu erneuerbaren Energien.

Inuit und Klimawandel
Inuit-Künstler beschäftigen sich seit langem mit diesen Herausforderungen in ihrer Kunst. Die vor 15 Jahren geschaffene Skulptur, Kreatur an der Eiskante von David Ruben Piqtoukun thematisiert die instabilen Eisverhältnisse. Bill Nasogaluaks Werk, Schwangere Sedna bezieht sich auf zukünftigen Generationen: in welchem Zustand wird unser Planet für sie sein? In der alten Legende war Sedna, die Mutter aller Meeressäuger, eine gefürchtete Gottheit, die die Welt im Gleichgewicht hielt, indem sie diejenigen bestrafte, die sich nicht an die Regeln hielten. In der heutigen Welt betet Sedna um unser Überleben, sie wird von einer giftigen Qualle gefangen gehalten. Auch ihr Leben ist in Gefahr. Sie stützt ein Boot voller Geisterwesen, Tiere und Menschen, hält es über Wasser, während das Wasser steigt, und betont, dass wir alle im gleichen Boot sitzen. 2019 formulierte der Inuit Tapiriit Kanatami, die nationale Stimme der 65’000 Inuit Kanadas, eine Strategie zur Klimapolitik (ein Teil davon ist an der Wand in der Ausstellung zu sehen). Sie spiegelt die Qaujimatuqangit-Prinzipien der Inuit wider: Piliriqatigiinniq – Zusammen für eine gemeinsame Sache arbeiten Avatittinnik Kamatsiaeniq – Respekt und Sorge für Land, Tiere und Umwelt Angiqatigiiniq – Durch Diskussion zu einer Entscheidung kommen. Es ist Zeit, auf Menschen zu hören, die noch eine Beziehung zu ihrer Umwelt haben und zu jenen, die trotz aller Herausforderungen widerstandsfähig sind und das Gleichgewicht mit der Natur halten. Auch wir können unseren Teil dazu beitragen.

Live-Stream Vernissage, Mittwoch, 15. September, 18 Uhr im Liechtensteinischen LandesMuseum

Es begrüsst Sie Prof. Dr. Rainer Vollkommer, Direktor des Liechtensteinischen LandesMuseums. S. E., Botschafter Stefan Estermann, Dr. Caroline Hilti, Mitglied des Stiftungsrates des Liechtensteinischen LandesMuseums, Martha Cerny, Co-Direktorin des Museums Cerny.contemporary circumpolar art  und Torsten Diesel sprechen die Grussworte und Martin Schultz führt in dieses aktuelle Thema ein.

Den Link zur Live-Stream Vernissage finden Sie unter: www.landesmuseum.li