„SOL goes international“: Auftakt in Zürcher Tonhalle Maag

Flexibel, punktgenau und wortgewandt: Dirigent Kevin Griffiths (Foto: Kevin Griffiths)

Spätromantik, Tango, Boogie-Woogie und Swing erklingen bei drei Konzerten des Sinfonieorchesters Liechtenstein vom 10. bis 13. Mai 2021. Hinzu kommt die Generalprobe mit Publikum. Spielorte sind der SAL (Saal am Lindaplatz) Schaan sowie als Premiere die Tonhalle Maag in Zürich. Die Sinfoniekonzerte finden in hybrider Form statt: Jeweils 50 Personen sind zugelassen, außerdem gibt es digitale Live-Übertragungen. Am Dirigentenpult steht Kevin Griffiths, als Solist tritt Sebastian Manz an der Klarinette auf.

Der deutsche Virtuose ist in der Vier-Länder-Region wohlbekannt. Der 35-Jährige ist schon lange auf internationalen Bühnen zuhause. Hiesige Musikinteressierte kennen Sebastian Manz als künstlerischen Leiter des jungen Klassik-Festivals :alpenarte in Schwarzenberg 2018 und 2019. Seinen großen Durchbruch feierte er im Jahr 2008 beim Internationalen Musikwettbewerb der ARD in München. Dort erhielt er den seit 40 Jahren nicht mehr vergebenen 1. Preis in der Kategorie Klarinette sowie den begehrten Publikumspreis. Dreimal hat er inzwischen den ECHO KLASSIK gewonnen.

„Er ist ein vielfach begnadeter Künstler, dessen positive Energie sich auf die Zuhörerinnen und Zuhörer überträgt“, schwärmt SOL-Geschäftsführer und Intendant Drazen Domjanic. Mit Hörgewohnheiten zu brechen und musikalische Grenzen auszuloten – diese Leidenschaft wird Sebastian Manz in Schaan und Zürich bei Artie Shaws Klarinettenkonzert ausleben. Zuvor ertönt seine Bearbeitung von Astor Piazzollas „Café 1930“. Der argentinische Begründer des „Tango Nuevo“ wäre heuer 100 Jahre alt geworden.

Klavierquartett in ungewöhnlichem Gewand
Als „flexiblen, punktgenauen Dirigenten sowie als wortgewandten Moderator“ schätzt Domjanic Kevin Griffiths. Der gebürtige Londoner arbeitet mit renommierten Solisten und Orchestern wie beispielsweise dem hr-Sinfonieorchester in Frankfurt zusammen. Von 2011 bis 2018 war er Chefdirigent und künstlerischer Leiter des Collegium Musicum Basel. In Liechtenstein trat er unter anderem bei großen Sinfonie-Projekten und dem Festival Vaduz Classic auf.

Zu Beginn der Konzerte wird die Akademische Festouvertüre von Johannes Brahms erklingen. Aus seiner Feder stammt auch das abschließende Klavierquartett, das Brahms von einer ganz anderen Seite zeigt. In der Bearbeitung von Arnold Schönberg wird es zu einem gewaltigen Stück, wie Domjanic weiß: „Denn nun stehen 69 Orchestermusikerinnen und -musiker auf der Bühne. Deren Melodiestränge bündelt der Maestro Kevin Griffiths und lässt sie zu einem postromantischen Klanggebilde aufblühen.“

Analog und virtuell live dabei
Das SOL hat 1.000 AbonnentInnen. Nur fünfzig Plätze pro Konzert sind aufgrund der Covid-Bestimmungen zugelassen. Viel zu wenig für das erwartete Interesse und ein Grund, dem Publikum die Möglichkeit zu geben, bei der Generalprobe dabei zu sein. Weitere Interessierte können das Geschehen an allen Abenden per Live-Streaming im Internet verfolgen. Die Nachfrage beim ersten Abo-Konzert „SOL im SAL“ war beachtlich: Rund 150 UserInnen nutzten das Angebot und schalteten sich zu – sogar aus Norwegen. Die Karten kosten 25 (für Schüler und Studenten bis 26 Jahre, Rentner sowie AHV-Bezüger) bzw. 50 Schweizer Franken und sind beim Sinfonieorchester Liechtenstein erhältlich.

Dem Virus trotzen
Mit dem Auftritt in Zürich beginnt für das Sinfonieorchester Liechtenstein eine neue Konzertreihe. Unter dem Motto „SOL goes international“ ist im Jahr 2022 ein Auftritt im Großen Saal der Berliner Philharmonie geplant. Gastspiele in Warschau, Danzig und Wien sollen folgen.

Wie diese Saison weitergeht, bleibt ungewiss. „Trotzdem können wir bei den Mai-Konzerten wichtige Erfahrungen sammeln, wie man trotz einer Pandemie Kultur am Leben halten kann und muss. Keine Kultur ist auch keine Lösung und beweist wenig Mut“, findet Musikmanager Drazen Domjanic. Sein Dank gilt der liechtensteinischen Regierung und dem Schweizer Bundesrat zu diesem „ersten mutigen, aber folgerichtigen Schritt. Ich blicke optimistisch in eine Zukunft mit einer ICMA-Gala und einem Festival Vaduz Classic – wie auch immer dieses ausschauen möge.“