Jeder fünfte Job der Schweizer Sportbranche wegen Corona gefährdet

Die Branchenverbände ASMAS und SPAF fordern vom Bundesrat die Öffnung der Geschäfte ab 1. März 2021 und eine Anpassung der Härtefallregelung, um den Totalschaden der Wintersportbranche in der Schweiz abzuwenden.

Es ist ein düsteres Bild, das sich in der Schweizer Sportbranche aktuell zeigt: Fast eine Milliarde Verlust bis Ende Februar 2021 und ein Fünftel aller Jobs in der Sportbranche sind gefährdet. Das sind die alarmierenden Ergebnisse einer Schadenseinschätzung zu den Folgen der Coronapandemie, die im Auftrag des Verbands Schweizer Sportartikelfabrikanten, Importeure und Agenten (SPAF) und des Verbands Sportfachhandel Schweiz (ASMAS) durchgeführt wurde.

«Unsere Branche ist nach dem Frühjahr 2020 bereits zum zweiten Mal von einer kompletten Schliessung des stationären Handels betroffen. Die geschlossenen Geschäfte lassen die Verkäufe dramatisch schrumpfen», sagt Peter Bruggmann, Präsident von ASMAS. Hinzu kommen die Schliessungen von Sportstätten und Freizeitanlagen, sowie das Verbot von Vereins- und Gruppenaktivitäten. «Dies führt dazu, dass wir insbesondere in den Bereichen des alpinen Wintersports und der Teamsportarten grosse Verluste zu verzeichnen haben.»

Spätfolgen für Hersteller und Lieferanten
Diese Situation bringt vor allem den Detailhandel arg in Bedrängnis. Die im Voraus bestellten Waren müssen bezahlt, können aktuell aber nicht verkauft werden. Und noch schlimmer: Nach der Saison können die meisten Artikel nur noch mit massiven Preisabschlägen an den Mann gebracht werden. «Diese sogenannte Demodierung ist für unsere Branche ein riesiges Problem», sagt Markus Wolf, Präsident des SPAF. «Erschwerend kommt hinzu, dass die Hersteller und Lieferanten erst in sechs bis zwölf Monaten von der Krise getroffen werden. Denn dann würden die nächsten Bestellungen anstehen, doch die werden wesentlich tiefer ausfallen.» 80 Prozent der befragten Unternehmen haben nämlich angegeben, dass sie 25 bis 50 Prozent weniger Ware bestellen werden. Und das unter der Voraussetzung, dass die Geschäfte am 1. März 2021 wieder öffnen dürfen. Sollte der Lockdown verlängert werden, wären die Folgen noch weitaus gravierender und die Schadenssumme deutlich höher als eine Milliarde.

Öffnung am 1. März 2021 gefordert
Diese Entwicklung hat auch Auswirkungen auf die Jobsituation in der Schweizer Sportbranche. Die befragten Unternehmen haben angegeben, dass sie im Hinblick auf die kommende Saison rund einen Fünftel des Personals einsparen müssen. Bei einer Gesamtzahl von rund 19‘000 Arbeitsplätzen – davon 1‘100 Lernende – wären das 3800 Stellen, die verloren gingen. Die Forderung der Verantwortlichen, die sich in einem offenen Brief an den Bundesrat wenden, ist daher klar. «Wir fordern den Bundesrat auf, die Öffnung der Geschäfte per 1. März 2021 – selbstverständlich unter Einhaltung griffiger und bewährter Schutzkonzepte – zu beschliessen und so den Totalschaden der Wintersport-Branche abzuwenden», sagt Markus Wolf.

Die Branchenverbände ASMAS und SPAF fordern zudem auch eine Anpassung der Härtefallregelung. «Die vorgesehenen Anteile des Jahresumsatzes als Entschädigungsgrundlage stehen in keinem Verhältnis zum tatsächlichen Ausfall unserer Branche. Während dieses zweiten Lockdowns ist mehr als die Hälfte der Hauptsaison verloren gegangen, in der ein Grossteil des Jahresumsatzes erwirtschaftet wird», erklärt Peter Bruggmann. «Daher fordern wir eine Anpassung der Härtefallregelung, die den spezifischen Problemen der Sportbranche gerecht wird.»


Zusätzliche Informationen
Die Umfrage
Im Januar 2021 wurde von der Firma Hanser Consulting AG eine Branchenumfrage durchgeführt. Basierend darauf wurde eine Schadenseinschätzung zu den Folgen der Coronapandemie für die Schweizer Sportbranche erstellt. Dies im Auftrag der beiden Brachenverbände SPAF (Verband Schweizer Sportartikelfabrikanten, Importeure und Agenten) und ASMAS (Verband Sportfachhandel Schweiz).