«Politische Bildung im Unterricht würde ich begrüssen»

Johannes Kaiser im Gespräch mit der zielstrebigen und sympathischen Jennifer Lampert (22) aus Schellenberg.

Die 22-jährige Jennifer Lampert aus Schellenberg hat im letzten Jahr ihre Lehre als Hotel-Kommunikationsfachfrau EFZ mit der hervorragenden Note 5,5 abgeschlossen und durfte sich damit auf Schloss Vaduz ins Goldene Buch eintragen. Jennifer liebt lange Spaziergänge, probiert gerne neue Rezepte aus und ist leidenschaftliches Mitglied des Musikvereins Cäcilia Schellenberg, welcher Ende Mai 2021 sein 100-Jahr-Jubiläum feiert. Wir haben uns mit Jennifer Lampert über diverse Themen unterhalten.

Als Hotel-Kommunikationsfachfrau hast du die Auswirkungen der Corona-Pandemie hautnah mit all ihren Konsequenzen erlebt. Wie ist und war diese Zeit für dich aus beruflicher Sicht?
Jennifer Lampert: Seit meinem Lehrabschluss im Sommer arbeite ich nicht mehr in der Hotellerie-Branche. Ich habe im Frühjahr ein tolles Jobangebot erhalten – in einer mir völlig fremden Branche – und diese Herausforderung nahm ich gerne an. Doch kann ich einen Einblick in die erste Corona-Welle geben. Bis auf den Vorgesetzten, einer Mitlernenden und mir waren alle Mitarbeitenden auf Kurzarbeit gesetzt und zum Teil freigestellt. Wir schlüpften in die Rolle der Rezeptionistin beim Check-in und Check-out, der Servicefachfrau bei der kulinarischen Betreuung der Gäste, bereiteten das Frühstück zu und reinigten die Zimmer. Ich konnte sehr viel lernen, jedoch muss ich gestehen, rund um die Uhr für die Gäste da zu sein war sehr anstrengend.

Wie gehen du und wie gehen deine jugendlichen Kolleginnen und Kollegen mit dieser Covid-19-Krise um?
Dank unserer schönen Wohnlage konnte ich auch während der einschränkenden Massnahmen viel Zeit in der Natur verbringen. Die Freizeit habe ich ausserdem mit Kochen und Backen verbracht. Sehr bedauerlich ist, dass Familientreffen ausfallen und auch ein gemeinsames Zusammensitzen im Restaurant oder einer Bar mit Freunden auf der Strecke bleibt. Aus meinem Umfeld habe ich mitbekommen, dass die Massnahmen akzeptiert werden und bereits grosse Vorfreude herrscht auf ein wenig mehr Normalität mit der Chance auf Restaurantbesuche, Reisen oder entspannenden Aufenthalten in Wellnessoasen.

Gerne wird das Lippenkenntnis gegeben, dass die Jugend sowie deren Ausbildung eine unserer wichtigsten Ressourcen ist. Wird in der Bildung für die Schüler und Jugendlichen in Liechtenstein genug getan?
Auf jeden Fall wird genug für die Bildung getan und Unterstützung geleistet. Ich würde es toll finden, wenn es bezüglich der Fremdsprachen mehr Kurse geben würde mit dem Ziel, ein Zertifikat abzuschliessen. Ich selbst würde gerne weitere in Englisch und Französisch erlangen. In den Sprachen gewandt zu sein, ist für die jungen Leute in vielen Berufsbereichen sehr wichtig.

Welchen gesellschaftspolitischen Themen sollte sich die Politik deines Erachtens dringend mehr annehmen? Wo erwartest du mehr Mut von den Politikerinnen und Politikern?
Gerade in Zeiten von Corona sollte überlegt werden, die Pflegeberufe vermehrt zu fördern. Mehr Anerkennung für das Personal, auch eine Lohnverbesserung fände ich angesichts der Belastung und der Arbeitszeiten angezeigt und fair. Den Jungen sollte die Ausbildung in Pflegeberufen nähergebracht werden. Mehr Mut und Engagement von unseren Politikern wünsche ich mir in den Themen Verkehr sowie Lohngerechtigkeit in den unterschiedlichen Branchen sowie zwischen Mann und Frau.

Was ist deine Meinung zum Wahlalter 16 – wie beispielsweise in unserem Nachbarland Österreich?
Bei uns zu Hause wurden politische Themen am Tisch gemeinsam diskutiert, jeder durfte seine Meinung äussern, wobei ich mich eher selten eingebracht habe. Mit 16 Jahren habe ich mich viel eher mit meiner Ausbildung sowie mit Freizeitgestaltungen befasst. Ich bin der Ansicht, dass ein Grossteil der Jugendlichen sich nicht zu jedem Thema der Politik sonderlich Gedanken macht, somit ist das Wahlalter von 18 Jahren angemessen. Was ich jedoch unbedingt befürworten würde, wäre, wenn während des Unterrichts ein Meinungsaustausch zu aktuellen Abstimmungen stattfinden würde. In der Luzerner Berufsschule, welche ich die letzten Jahre besucht habe, war dies der Fall. Dies fand ich sehr spannend. Wir wurden in die Politik integriert und mussten uns damit auseinandersetzen. In den weiterführenden Schulen sollten vermehrt Podiumsdiskussionen zu wichtigen Themen stattfinden sowie die Möglichkeit zur politischen Mitwirkung gegeben werden.