«Ich möchte nicht der Reichste auf dem Friedhof sein»

Leander Marxer kennt man, nicht nur in Liechtenstein, als Schauspieler. Doch inzwischen hat er sich auch als Gastronom einen Namen gemacht. Er verkauft in der kalten Jahreszeit Maroni, Glühwein und einiges mehr, macht das Beste aus den Corona-Vorschriften und ist im Sommer künstlerisch tätig. Ausserdem setzt er sicher gegen Lebensmittelverschwendung ein.

«Wir können die Adresse unseres Bestattungsinstituts angeben», sagt Bestatter Krug, dargestellt von Leander Marxer, am Abend des 15. Mai 2019 zu einer älteren Dame. Es ist eine Szene aus der Sendung «Aktenzeichen xy», die dem ZDF jeweils eine Einschaltquote von fast 20 Prozent und rund sechs Millionen Zuschauer allein in Deutschland beschert. Um es vorweg zu nehmen: Die später ausgeraubte Dame hätte auf Bestatter Krugs Rat hören sollen. Der Täter war er aber nicht. Dies ist nur eine der vielen Szenen, die Leander Marxer einem Millionenpublikum bekanntgemacht haben. Sicher haben auch einige Liechtensteiner Zuschauer im Mai 2019 gedacht, dass ihnen der Schauspieler bekannt vorkommt. Gesehen haben sie ihn seither möglicherweise häufiger in Eschen, Bendern und Balzers, wo er mit seinen Mitarbeitern Maroni und Glühwein verkauft.

Guter Wirt, leerer Saukübel
«Auf die Idee gekommen bin ich vor rund zwei Jahren, als Esther Schindler ihr ‹Maronihüsle› in Eschen aufgegeben hat», sagt Leander Marxer. Er hat den Betrieb übernommen und ausgebaut. Inzwischen hat er trotz Corona drei Standorte, an denen er Maroni, Glühwein und andere Getränke verkauft – in Eschen steht sein Verkaufshäuschen neben der Post, in Bendern neben dem «Deutschen Rhein» und in Balzers auf dem Parkplatz östlich der Gemeindeverwaltung. Sein Geschäft ist noch jung und prompt kam die Pandemie dazwischen. «Da muss man schon ein wenig erfinderisch sein», sagt Leander Marxer und zeigt sich kämpferisch. «Zum Beispiel kann man bei mir den Glühwein inklusive Thermosflasche kaufen und die dann wieder zum Nachfüllen an die Stände bringen. Daneben produzieren wir unser eigenes Magenbrot und bald gebrannte Mandeln.»  

«Einen guten Wirt erkennt man ausserdem am möglichst leeren Saukübel», sagt Leander Marxer und lacht. «Diese Weisheit hat mir ein Freund mit auf den Weg als Gastronom gegeben, und ich beherzige sie.» Die jeweils übriggebliebenen Maroni glasiert er – sie sollen einige Monate später als Beilage in der Wildsaison den Hirschpfeffer oder andere Gerichte verfeinern. Oder er braut zusammen mit Bruno Güntensperger vom Liechtensteiner Brauhaus Maronibier. Ausserdem gibt es am Ende der Saison einen Schnaps aus den Maroni, den Leander Marxer zusammen mit Andreas Steinauer aus Eschen brennt. «Der kommt in der nächsten Saison als Schuss in den Glühwein.»

«Bis jetzt hat alles geklappt»
Des Weiteren produziert Leander Marxer über ein Unternehmen in München Basilikumblütensirup mit einem niedrigen Zuckeranteil, stellt in absehbarer Zeit Shorley daraus her und brennt zusammen mit Andreas Steinauer Gin. «Das alles hat sich nach und nach ergeben. Im Winter betreibe ich nun meine Verkaufsstände, nach der Saison gehe ich gerne länger auf Reisen. Im Sommer bin ich offen für Angebote als Schauspieler wie dasjenige von ‹Aktenzeichen xy›, und ich stelle mich als Zeremonienmeister für Hochzeiten zur Verfügung. Ich bin inzwischen seit über 20 Jahren selbständig und habe unterschiedlichste Standbeine. Bis jetzt hat alles geklappt, was ich angefangen habe, und ich gehe jeden Tag gerne zur Arbeit. Ich geniesse das Leben aber auch gerne. Denn ich möchte nicht eines Tages der Reichste auf dem Friedhof sein», sagt Leander Marxer und lacht.