Goldrute: Schmuckstück oder Neophyt?

Einige Arten der Goldrute haben wegen ihres starken Ausbreitungsdrangs als invasive Neophyten einen zweifelhaften Ruf. Es gibt jedoch auch „zahme“ Vertreter, die in keinem sommerlichen Staudenbeet fehlen sollten.

Die Gewöhnliche Goldrute (Solidago virgaurea) war früher eine äußerst beliebte Bauerngartenpflanze. Die reich blühende, anspruchslose sommerblühende Staude hat grazile Blütenstände, die sich im Hochsommer zu wolkenartigen Farbbüscheln auftürmen und die sonnige Erscheinung der robusten Staude verstärken. Zudem war die Goldrute eine wichtige Färberpflanze und hatte auch als Heilpflanze eine gewisse Bedeutung.

Goldrute als invasiver Neophyt
Als die Kanadische Goldrute und die Riesen-Goldrute Mitte des 17. Jahrhunderts aus ihrer nordamerikanischen Heimat nach Europa eingeführt wurden, nahm von diesen Arten zunächst kaum jemand Notiz. Erst im 19. Jahrhundert verbreiteten sie sich in den Gärten – und recht bald auch in der freien Natur. Die invasiven Neophyten sind typische Pionierpflanzen: Sie wachsen häufig auf Bahndämmen und Brachflächen, bedrohen aber auch die heimische Vegetation, insbesondere die ökologisch sehr wertvollen Trockenrasen-Gesellschaften. Die Neophyten breiten sich nicht nur über unterirdische Rhizome aus, sondern versamen sich auch sehr stark – so können innerhalb kurzer Zeit flächendeckende Goldruten-Bestände entstehen.

Gartentaugliche Goldruten
Die beiden nordamerikanischen Arten haben mit ihrem dominanten Auftreten leider die ganze Gattung Solidago in Verruf gebracht. Dennoch haben bestimmte Züchtungen der Goldrute das Zeug zur dekorativen Gartenpflanze. Da man die aus Nordamerika eingeschleppten Arten in der freien Natur oft an Standorten findet an denen auch die heimische Goldrute (Solidago virgaurea) wächst, entstehen auf natürlichem Wege Kreuzungen, die durchaus Gartenqualität haben können. Im Schau- und Sichtungsgarten Hermannshof und der Fachhochschule Nürtingen wurden rund zwei Dutzend Sorten auf ihre Gartentauglichkeit geprüft. Folgende sieben Sorten bekamen auf beiden Testflächen die Note „sehr gut“: ‘Golden Shower’ (80 Zentimeter), ‘Strahlenkrone’ (50 bis 60 Zentimeter hoch), ‘Juligold’, ‘Linner Gold’ (130 Zentimeter), ‘Rudi’, ‘Septembergold’ und ‘Sonnenschein’, wobei die beiden erstgenannten zum Standardsortiment von Staudengärtnereien zählen. Mit der Note „gut“ schnitten ‘Cloth of Gold’ (80 Zentimeter), ‘Golden Gate’ (90 Zentimeter), ‘Goldstrahl’, ‘Spätgold’ (70 Zentimeter) und ‘Yellow Stone’ ab.

Nicht berücksichtigt wurde bei der Sichtung die sehr wertvolle Gattungshybride aus Goldrute und Aster namens x Solidaster ‘Lemore’. Ebenfalls gartenwürdig ist die horstig wachsende Goldbandrute (Solidago caesia). Die auch aus Nordamerika stammende Traubige Goldrute (Solidago petiolaris var. angustata) blüht bis weit in den Oktober und damit so spät, dass ihre Samen in unserem Klima nicht ausreifen. Auch die Sorte ‘Fireworks’ (80 bis 100 Zentimeter) samt sich weder aus, noch wuchert sie. Ebenfalls gartengeeignet ist die herbstblühende Goldrute ‘Golden Fleece’ (60 Zentimeter). Obwohl Goldruten in der freien Natur viel Schaden anrichten können, haben die für die Insektenwelt als wichtige Nektar- und Pollenpflanzen durchaus einen Nutzen. Zudem blühen sie erst recht spät im Jahr – zu einem Zeitpunkt also, wenn die Nahrung für die Honigbienen vielerorts knapp wird.

Ein guter Standort für die Goldrute ist der Beethintergrund, wo ihre manchmal kahlen Füße verdeckt sind. Die Pflanzen gedeihen am besten in humosem, nährstoffhaltigem Boden. Schöne Begleiter sind Herbstastern, Sonnenauge, Sonnenbraut und Sonnenhut. Achtung: Planen Sie den Standort sorgfältig und mit genügend Platz in die Breite. Eine gut angewachsene Solidago wieder aus dem Garten zu beseitigen ist ziemlich mühsam. Man kann sie ausgraben oder die Fläche mit einer lichtundurchlässigen schwarzen Folie abdecken. Dabei trocknen die Rhizome aus und können dann entfernt werden. Am besten pflanzt man aber von Anfang an Sorten, die nicht wuchern.

Wenn Sie bereits eine Goldrute im Garten haben und unsicher sind, um welche es sich handelt, schneiden Sie die alten Blütenstände im Spätsommer rechtzeitig zurück. So lässt sich eine Selbstaussaat in jedem Fall verhindern.

Goldrute als Heilpflanze
Die Gewöhnliche oder Echte Goldrute (Solidago virgaurea) war bereits den alten Germanen als Heilpflanze dienlich. Ihre entzündungshemmende, krampflösende und harntreibende Wirkung wird zur Vorbeugung von Nierensteinen und zur Kur von Halsentzündungen, Rheuma und Gicht eingesetzt. Im Handel gibt es diverse Fertigpräparate mit Goldruten-Anteil. Als Hausmittel kann ein Tee aus Goldrute eine beginnende Blasenentzündung abwenden und vorbeugend gegen Steine getrunken werden.
Aber Achtung: Bei bekannten Ödemen, Herz- und Nierenkrankheiten wird von der Verwendung abgeraten. (David Eberle,Feldgartenverein Balzers)