Jost Bürgi, Johannes Kepler und Karl von Liechtenstein am Prager Kaiserhof

Der Historische Verein für das Fürstentum Liechtenstein und das Liechtensteinische LandesMuseum laden herzlich zum Vortrag von Fritz Staudacher über das bis heute weitgehend unbekannte Renaissancegenie Jost Bürgi am Mittwoch, 23. September 2020, um 18:00 Uhr in der Aula des Freiwilligen 10. Schuljahres (Giessenstrasse 7, hinter Marktplatzgarage) in Vaduz ein. Für den Besuch der Veranstaltung ist eine Anmeldung nötig. Aufgrund der Corona-Schutzmassnahmen ist die Platzzahl begrenzt.

 Kurz vor Beginn des Dreissigjährigen Krieges (1618–1648) offenbart sich eine neue Weltordnung: Nicht mehr die Erde und damit der Mensch stehen im Mittelpunkt des Kosmos, sondern die Sonne. Nicht in Kreisbahnen umrunden die Planeten dieses Zentralgestirn, sondern gemäss Johannes Kepler auf elliptischen Wegen. Nicht die Glaubenslehren der katholischen und reformierten Kirchen helfen, die Gesetzmässigkeiten der Natur besser zu verstehen, sondern die sie mit technischen Messsystemen analysierenden Wissenschaftler.

Jost Bürgi: Hofuhrmacher, Mathematiker und Astronom
Der wichtigste Hotspot dieser Entwicklung war der Kaiserhof Rudolfs II in Prag. Hier waren nicht nur die bedeutendsten Künstler und Handwerker dieser Zeit tätig, sondern auch Wissenschaftler wie der Kaiserliche Astronom Johannes Kepler (1571–1630) und der aus dem Toggenburger Städtchen Lichtensteig stammende Kaiserliche Kammeruhrmacher Jost Bürgi (1552–1632), der weit mehr war als das, nämlich gleichzeitig auch ein grosser Mathematiker und Astronom. Bürgi lieferte Kepler nicht nur wesentlich genauere Positionsdaten der Himmelskörper als der bis heute in seiner Bedeutung weit überschätzte Tycho Brahe (1546–1601), sondern er schuf auch die zur genauen Zeit- und Bogen-Sekunden-Bestimmung erforderlichen Instrumente und er entwickelte die zur Berechnung astronomischer Daten unablässigen neuartigen Rechenmethoden. All dies stellte er während ihrer gemeinsamen Zeit auf dem Hradschin von 1603 bis 1612 seinem Freund Johannes Kepler vertraulich zur Verfügung.

Jost Bürgi und Fürst Karl I. von Liechtenstein
Was bisher in der Geschichtsschreibung der Wissenschaft und Technik ebenfalls völlig negiert wird, ist die Tatsache, dass Fürst Karl von Liechtenstein (1569–1627) in der Regierungszeit dreier Kaiser (Rudolf II., Matthias und Ferdinand II.) von 1603 bis 1627 als Obersthofmeister Vorgesetzter Jost Bürgis in Prag war und dass er ihn 1622 als Mäzen mit der Herstellung seiner bedeutendsten astromischen Uhr beauftragte, die der Fürst Kaiser Ferdinand II. für die Verleihung des Ordens vom Goldenen Vlies schenkte. Sie ist heute ein Prunkstück der Kaiserlichen Kunstkammer in Wien.

Zur Person des Referenten
Fritz Staudacher ist Verfasser der ersten umfassenden Biografie Jost Bürgis und damit Entdecker der wahren Bedeutung dieses bis jetzt weitgehend unbekannten Renaissancegenies. Der in Widnau (SG) wohnhafte Referent war nach dem Studium der Betriebsökonomie Kommunikationsverantwortlicher internationaler Hightech-Firmen. Heute widmet er sich der Geschichtsschreibung übersehener Persönlichkeiten und Zusammenhänge wie derjenigen Jost Bürgis und der Einstein-Wild-Relation.