Leserbrief von Sigmund Elkuch, Vaduz

Die Regierung erteilte der OeBB eine neue Konzession für den Bau und Betrieb der Eisenbahninfrastruktur durch unser Hoheitsgebiet.

 

Bahnkonzession

Es ist zu überlegen, ob man die Konzession mit der ÖBB nicht aufkündigen sollte. Die ÖBB ist schlauer als unsere Verhandlungsdelegation. Die ÖBB wird die Geleisekurve in Schaanwald (Streckenabschnitt 2) auf unsere Kosten begradigen. Für die S-Bahn braucht es das nicht, aber für die Güterzüge und den Personenfernverkehr ist die Begradigung in Zukunft unabdingbar. Die Güterzüge aus der BRD und dem Osten werden immer länger und schwerer. Bis 2030 sind sie nach Angaben bis 1‘000 Meter lang. Bei so langen Zügen sind die Bahnschranken noch länger zu. Für die steile Strecke über St. Gallen müssen sie dann 1 oder 2 Schublokomotiven anhängen, das ist umständlich und kostet Geld. Also fahren sie aus ökonomischen Gründen über die flache Strecke Bregenz-Feldkirch-Buchs-Zürich. Diese Lastzüge sind zudem mit Gefahrgut beladen. Lastzüge nutzen uns im FL gar nichts, sind aber doch ein zusätzliches Risiko und grosse Lärmbelästigung für unsere Bevölkerung. Wenn die Seidenstraße fertig ist, kommen noch mehr Lastenzüge auf diese Strecke, vor allem nachts. Von Enkeltauglichkeit kann da keine Rede mehr sein, im Gegenteil, die müssen nur noch zahlen. Mitteleuropa profitiert und die liechtensteinische Bevölkerung hat die Lärmbelastung und das Risiko für Jahrhunderte im Land.

In Deutschland sind die letzten 35 Jahren über 6‘000 Kilometer Bahngeleise stillgelegt worden, weil praktisch kein Bedarf mehr existiert. Also eine Stilllegung ist keine Ausnahme. Die Mobilität hat sich in den letzten 100 Jahren stark verändert und wird sich weiterentwickeln. Zum Beispiel weitgehend unfallfreie Selbstfahrmobile. Unser Staat ist nicht verpflichtet, eine S-Bahn zu finanzieren, um die relativ kleine Gruppe Pendler aus Vorarlberg nach FL und Werdenberg für viel Geld zu ihrem Arbeitsplatz zu bringen. Dafür ist der Arbeitgeber zuständig, er verdient ja auch an diesen Leuten.

Bei prozentual so kleiner Auslastung, mit Pendlern, die sich nach 20 Jahren Betriebszeit der S-Bahn mit 18 Bewegungen ergab, stellt sich die Frage der prognostizierten Bahnannahme der Pendler, bis jetzt jedenfalls noch nicht und von Rentabilität nicht zu reden. Angeblich sind die Verbindungszeiten noch zu wenig angepasst. Warum wurde das bis jetzt nicht besser koordiniert? Wieso soll das mit 48 Zügen besser werden? Die Einnahmen der S-Bahn gehen zu 0. Aber die Ausgaben steigen kontinuierlich. Warum sollte das in den nächsten 20 Jahren mit 48 oder gar 70 Zügen besser werden? Die betroffenen Fahrgäste sind über 2 Stunden verteilt, leicht mit einem Bus und näher beim Haus abzuholen. Mit den zusätzlichen, auf Dauer wiederkehrenden mindestens 166‘000,– Franken pro Monat für den Betrieb der S-Bahn, kann noch so manches gemacht werden.

Die Flächen der Geleisestrecken sind willkommen bei unserem raren Boden. Das Ortsbild in Schaan wird auch erheblich verbessert. Internationale Züge können in Sargans, Buchs oder Feldkirch bestiegen werden. Für die gesparten Kosten der Haltestellen werden die Busse Jahrzehnte lang gratis fahren und mit dem beschriebenen Vorschlag meines Leserbriefes von Ortsbussen der vergangenen Woche wird der Stau auch weitgehend vermieden. Die Bahnkonzession ist sicher eine Überlegung wert. Die S-Bahn Nendeln-Schaan ist weit entfernt von Enkeltauglichkeit und finanziell ist die S-Bahn ein Fass ohne Boden und zwar für Jahrhunderte.