Ab dem 1. Januar 2021 dürfen Kinder bis zum Alter von 12 Jahren mit dem Fahrrad auf dem Trottoir fahren, wenn keine angemessene Veloinfrastruktur (Radweg oder Radstreifen) vorhanden ist. Der VCL Verkehrs-Club Liechtenstein findet diesen Entscheid des Schweizer Bundesrats fragwürdig. Liechtensteins Regierung wird diese Schweizer Änderung sehr wahrscheinlich übernehmen. Was auf den ersten Blick nach mehr Sicherheit für die Kinder aussieht, ist bei genauerer Betrachtung eher kontraproduktiv: Das Trottoir kann für Kinder auf dem Velo schnell zur tödlichen Gefahr werden.
Der VCL sieht bei einer zu starken Öffnung des Trottoirs mehr Konfliktpotenzial: Bereits heute fühlen sich ältere Menschen, Menschen mit Sehbehinderung, aber auch jüngere Kinder zu Fuss durch Velos auf dem Trottoir gefährdet. Eine restriktivere Öffnung des Trottoirs für Räder – zum Beispiel nur für Kinder bis 8 Jahre – wäre begrüssenswert gewesen. Beim Radfahren bleibt einem Kind kaum Zeit, vor dem Überqueren von Strassen die Situation richtig einzuschätzen. Und es ist nicht anzunehmen, dass Kinder in der Praxis mit dem Fahrrad konsequent anhalten vor der Strassenquerung. Des Weiteren rechnen Autofahrende z.B. bei Garagenausfahrten in der Regel nicht mit schnellem Verkehr auf dem Trottoir, oder sie können diesen wegen fehlender Sichtweiten nicht früh genug erkennen. Ganz besonders gefährlich ist das Fahren auf dem Trottoir gegen die Fahrtrichtung des Strassenverkehrs. Es ist auch nicht erlaubt.
Deutlich wirksamer als eine Öffnung des Trottoirs sind für Kinder verkehrsberuhigende Massnahmen wie Begegnungszonen bei Schulen und Tempo 30 auf den Quartierstrassen. Wichtig ist auch, dass die Kinder richtiges Radfahren im Strassenverkehr erlernen. Dies z.B. durch den Verkehrsunterricht an den Primarschulen und die VCL-Fahrradkurse “Sicher im Sattel” für PrimarschülerInnen und ihre Eltern.