Alma Muhamedagic aus Schaanwald ist 20 Jahre jung und eine sehr zielstrebige, engagierte Jugendliche. Nach dem erfolgreichen Abschluss der BMS hat sie ein Studium der Politikwissenschaften in Wien zum Ziel. Sie war auch bei der Jugendgruppe Mauren an vorderster Front und ist nach wie vor im Jugendrat Liechtenstein sehr aktiv.
Wie erlebst du – und wie erleben die Jugendlichen – die Corona-Zeit mit diesen einschneidenden gesellschaftlichen Massnahmen?
Alma Muhamedagic: Ich möchte an dieser Stelle sagen, dass ich natürlich nicht für alle Jugendlichen sprechen kann: Aber sicherlich ist es für alle eine schwierige Zeit. Besonders zu dieser Jahreszeit ist man draussen mit den Freunden, geht auswärts etwas essen und trinken oder man verbringt den Abend gemütlich im Garten. Es war zwar eine riesige Umstellung, aber um ehrlich zu sein, war es auch schön, einfach keine Pläne für das Wochenende zu haben. Die gemütlichen Abende zu Hause mit der Familie und den Freunden wurden zum Alltag und das würde ich gerne beibehalten. Es ist aber natürlich schön, dass Restaurants und Bars wieder geöffnet sind. Wir alle waren lange genug eingesperrt und wieder raus zu können, bedeutet einem schon viel.
Was meinst du, inwiefern und in welchen Themenbereichen denkt die Jugend an die Zukunft?
Ich denke, dass womöglich die meisten ihre Karriere zur Priorität machen. Nach der Lehre oder dem Gymnasium stellt man sich unterschiedliche Fragen: «Will ich in diesem Beruf bleiben und mich weiterbilden?» «Gehe ich doch lieber studieren?» «Sollte ich ins Ausland, um etwas Neues zu entdecken?» Wobei andere wiederrum daran denken, so schnell wie möglich eine eigene Familie zu haben.
Wird in der Bildung für die Schüler und Jugendlichen in Liechtenstein genug getan? Fremdsprachen sind zum Beispiel das Tor zur Welt.
Naja … Was die Grundfächer betrifft, sind wir hierzulande bestimmt gut ausgerüstet: Englisch beispielsweise brauche ich praktisch immer wieder einmal. Ob es nun am Arbeitsplatz oder in der Freizeit ist, spielt keine Rolle. Was aber zum Beispiel Dinge betrifft, die zu einem späteren Zeitpunkt von grösster Wichtigkeit sind, finde ich, gibt es noch Verbesserungspotenzial. Was bringt es mir, wenn ich in der weiterführenden Schule im Handwerken lerne, wie man eine 08/15-Bohrmaschine einstellt, aber keine Steuererklärung ausfüllen kann? Ich meine, klar, viele lernen diese Dinge in der Berufsschule, aber dann stelle ich mir die Frage: Was bringt es mir, wenn ich die Steuererklärung und das Recht der Schweiz kenne? Ich denke, mit einigen politischen und gesellschaftlichen Aspekten könnte man unser Schulsystem etwas aufpolieren.
In Liechtensteins Mobilität steht in diesem Jahr eine sehr wichtige Weichenstellung für die künftigen Generationen an. Die heutige Generation trägt somit für die Jungen von morgen eine grosse Verantwortung. Welche Mobilitäts-Zukunft wünschst du dir?
Ich denke, wenn man jeden Bereich – Bahn, Bus, MIV und Langsamverkehr – etwas mehr ausbaut und einen sehr guten, cleveren Mix dieser Verkehrsträger anstrebt, könnte das sehr gut klappen. Für uns und die nächste Generation ist es schon wichtig, dass heute dazu die richtigen Entscheidungen getroffen und die Weichen dazu gestellt werden.
Welchen anderen Themen sollte sich die Politik deines Erachtens annehmen? Wo erwartest du mehr Mut von den Volkvertretern?
Ein sensibles Thema in der Politik und bei der Bevölkerung sind gleichgeschlechtliche Paare. Die Ehe, die Adoption von Kindern und die Zulassung zur Fortpflanzungsmedizin werden gleichgeschlechtlichen Paaren verwehrt. Aus welchem Grund? Ich finde, dass unsere Politiker hier etwas mehr Mut haben sollten.
Wie informiert sich die Jugend heutzutage über die Landespolitik und auf welche Kanäle sollten Politiker und Parteien vermehrt setzen, um die jungen Leute zu erreichen?
Instagram ist das neue Facebook und ich muss sagen, dass ich positiv überrascht bin, wie viele Politiker auch auf dieser Plattform sind. Viele Politiker nutzen auch Twitter, aber die wenigsten Jugendlichen haben diese App. Was ich aber noch besser fände: Wenn die Politiker auf junge Erwachsene direkt zugehen. Da gibt es zum Glück genügend Wege wie beispielsweise Jungparteien oder den Jugendrat.