Die Solidarität ist ein Hoffnungsschimmer in der Krise

Das Coronavirus und die Massnahmen zu seiner Eindämmung haben unser aller Leben überaus stark eingeschränkt und sie bringen zwischenmenschliches Leid und teilweise grosse wirtschaftliche Schwierigkeiten mit sich. Dennoch sind wir in Liechtenstein bisher noch in einer vergleichsweise guten Situation und die Krise beinhaltet die Chance, uns als Gesellschaft gestärkt in die Zukunft zu führen.

Es gibt Sätze, die Politiker zu bestimmten Themen oft und gerne benutzen. Zum Teil nutzen sich diese Sätze dann leider auch ab. Ein Satz, welcher derzeit sehr häufig gesagt und geschrieben wird, der sich aber für einmal meines Erachtens nicht abnutzt, ist der folgende: «Besondere Umstände erfordern besondere Massnahmen.»

Ernst der Lage erkannt, aber keine Panik
Wir befinden uns zweifellos in einer Zeit besonderer Umstände und die ergriffenen Massnahmen sind so notwendig wie seit langer Zeit beispiellos. Seit der Verfassung von 1862 kennt Liechtenstein das Vereinsrecht, seit der Verfassung von 1921 die Versammlungsfreiheit. Beide Rechte halfen entscheidend mit, den Weg in unsere heutige, freiheitliche und demokratische Gesellschaft zu bahnen und sie tragen zur Kontrolle der Regierenden bei. Heute ist das Vereinsleben temporär zum Erliegen gekommen und die Versammlungsfreiheit praktisch bis zum Ende der Corona-Krise aufgehoben.

Dennoch bin ich der festen Überzeugung, dass wir der Regierung dankbar sein müssen, dass sie diese und viele weitere Massnahmen bis hin zu den Schulschliessungen und dem faktischen Kontaktverbot der Senioren zu ihren Kindern und Enkelkindern ergriffen hat. Die jüngste Entwicklung der Erkrankungszahlen gibt zwar noch keinen Grund zur Entwarnung, aber doch zur Hoffnung, dass die Massnahmen der Regierung Wirkung zeigen. Die transparente Informations- und Kommunikationspolitik der Gesamtregierung – aller fünf Regierungsmitglieder – hat sicher einen wesentlichen Teil dazu beigetragen, dass die Bevölkerung den Ernst der Lage erkannt und die neuen Verhaltensregeln befolgt hat, ohne dabei in Panik auszubrechen.

Regierung, Landtag und Gemeinden Hand in Hand
Neben dem gesundheitlichen Aspekt und dem Retten von Menschenleben, die selbstverständlich an erster Stelle stehen und jederzeit stehen müssen, haben vor allem die wirtschaftlichen Auswirkungen des heruntergefahrenen öffentlichen Lebens Liechtenstein, seine Arbeitnehmer und Unternehmer schwer getroffen. Auch diesbezüglich hat die Regierung jedoch grossartig reagiert. Das Hilfspaket wurde in einem Kraftakt in wenigen Tagen geschnürt. Die kurzen Wege und die Agilität des Kleinstaates haben sich dabei einmal mehr bewährt. Mein Dank gilt daher der Regierung, der Task Force und allen Fachleuten in der Landesverwaltung, die eine Gesetzesvorlage in Rekordzeit erarbeitet haben. Die einhellige Zustimmung des Landtags ohne Wenn und Aber hat deren ausserordentliche Arbeit bestätigt und die Solidarität des Gesetzgebers mit der Wirtschaft unter Beweis gestellt. Mein Dank gilt auch den Gemeinden des Landes, die sich entschlossen haben, sich solidarisch zu zeigen und ihren Teil zum 120-Millionen-Franken-Paket beizutragen. Damit ist es möglich, die grösste wirtschaftliche Not zunächst einmal zu lindern. Hoffnung für die Wirtschaft macht mir auch, dass Regierungschef und Finanzminister Adrian Hasler sowie Regierungschef-Stellvertreter und Wirtschaftsminister Daniel Risch bereits weitere staatliche Hilfen in Aussicht gestellt haben, falls dies nötig wird.

Liechtenstein ist in der glücklichen Lage, ein Hilfspaket wie dieses aus der eigenen Tasche zu stemmen. Es zeigt sich gerade in der aktuellen Situation, wie wichtig es ist, dass der Staat solide Reserven angesammelt hat, um in solchen Krisenzeiten, wie sie beinahe über Nacht über Liechtenstein, Europa und die ganze Welt hereingebrochen sind, wirkungsvoll die Wirtschaft – seien es die Industrie, das Gewerbe, die Gastronomie und Hotellerie, die Finanzdienstleiter oder die zahlreichen Einzelunternehmer – und damit die Gesellschaft als Ganzes zu unterstützen.

Mich freut die grosse Solidarität, die in Liechtenstein herrscht und die uns als Gesellschaft und Gemeinschaft auszeichnet. Untereinander und vollkommen generationsübergreifend ist eine Welle der Solidarität über Liechtenstein hereingebrochen. Einzelne leisten Übermenschliches. Ihnen allen – Jung und Alt – danke ich herzlich.

Johannes Kaiser, FBP-Landtagsabgeordneter

Solidarischer Einsatz für alle und von allen
Es sind aber noch zwei andere Aspekte, die mir in der Corona-Krise besonders aufgefallen sind: die allgemeine Solidarität und der Wert des Einsatzes der älteren Menschen für unsere Gesellschaft. 

Was Liechtensteins Senioren tagtäglich, jahrein und jahraus leisten, zeigt sich gerade jetzt, da sie diese Leistungen eben nicht erbringen können und dürfen. Ich bin mir sicher, dass es den allermeisten bewusst ist, wie dankbar sie unseren Senioren immer wieder sein können, ihre Kinder in die Obhut der Grosseltern übergeben zu dürfen, um selbst der Erwerbstätigkeit oder der Hausarbeit nachgehen zu können. Besonders bewusst wird uns dies aber gerade jetzt, wo diese Möglichkeit eben nicht mehr besteht.

Im Umkehrschluss freut mich aber auch die grosse Solidarität, die in Liechtenstein herrscht und die uns als Gesellschaft und Gemeinschaft auszeichnet. Viele Einwohnerinnen und Einwohner geben nun durch Einkäufe, Botengänge oder Besuche auf angemessene Distanz etwas an unsere Seniorinnen und Senioren zurück. Aber auch untereinander und vollkommen generationsübergreifend ist eine Welle der Solidarität über Liechtenstein hereingebrochen. Es bilden sich Initiativen und Plattformen, Schüler setzen sich für die Betreuung der Kinder erwerbstätiger Eltern ein, obwohl sie selbst wirklich keine Ferien haben, die Lehrerschaft hat in aller Kürze vom normalen Unterricht auf den virtuellen umgestellt und das medizinische Personal leistet Übermenschliches. Ein grosses Dankeschön gilt daher all den freiwilligen Helfern, den Ärzten, dem Pflegepersonal, den Verkäufern in den Lebensmittelgeschäften und Apotheken, den Landes- und Gemeindepolizisten und all jenen, die in den Verwaltungen und der Privatwirtschaft dafür sorgen, dass die Grundversorgung gewährleistet ist und unser Leben trotz Ansteckungsrisiken für sie selbst weiterhin einen Anschein der Normalität wahren kann. Ihre Leistung kann nicht genug gewürdigt und verdankt werden.

Nehmen wir den positiven Geist mit
Ich bin mir sicher, dass die Welt und Liechtenstein nach der hoffentlich bald überstandenen Corona-Pandemie anders sein werden. Die Erkrankten müssen sich erholen, die Wirtschaft muss wieder zum Laufen kommen und es wird sicher einige Zeit dauern, bis das gesellschaftliche Leben wieder seinen gewohnten Gang geht. Andererseits bin ich mir sicher, dass es uns bereits heute gelungen ist, als Gesellschaft näher zusammenzurücken, inzwischen vollkommen unbedeutende Differenzen zu überwinden und neue Wege zu gehen. Diese Solidarität, dieser Zusammenhalt zeichnen unser Liechtenstein aus. Nehmen wir diese zahlreichen kleinen und grossen positiven Signale mit in die Zeit nach Corona und gestalten wir gemeinsam das Liechtenstein der Zukunft, damit die schreckliche Pandemie doch noch etwas Gutes hat.

Kontakt: johannes.kaiser@landtag.li