Winter ohne Schnee, dafür mit Camenisch

Nach dem Roman von Arno Camenisch in der Regie von Jonas Knecht

Der Schlepplift dreht seine Runden, die Billette sind sortiert – aber der Schnee kommt nicht. Dennoch harren die beiden Skiliftwarte Paul und Georg stoisch aus, behaupten den Winter herbei. Und philosophieren dabei über die Vergänglichkeit der Dinge, der Menschen, der Welt. Arno Camenischs gefeierter Roman «Der letzte Schnee» wurde im November 2019 in einer Inszenierung von Jonas Knecht am Konzert-Theater Bern uraufgeführt. Das Theater Chur zeigt das Gastspiel am Freitag, 17. Januar 2020 um 20 Uhr.

Da sitzen zwei Männer am Skilift und können kein Wässerchen trüben. Sie sortieren Bügel, ordnen Billette und lassen ab und an eine Bemerkung zur Lage der Welt fallen. Dabei könnte ihnen todsicher eines die Laune trüben: Es ist Winter und es fällt kein Schnee. Die Skifahrer bleiben aus. Was tun? Weitermachen, sprich erzählen,  fantasieren, fabulieren. Vielleicht lässt er sich ja herbeireden, der Schnee, wenn man so tut, als ob nichts wäre. Arno Camenischs gleichnamiger Roman (Engeler-Verlag, 2018) ist charmant und skurril, und er lebt wie «Ustrinkata» und «Fred und Franz», die beide ebenfalls am Konzert Theater Bern uraufgeführt wurden, von seinen liebenswert schrulligen Hauptfiguren. Diesmal ist er aber auch hochpolitisch, weil er erzählt, wie eine sich erwärmende Natur unser Leben verändert und zum Verschwinden bringt. «Beckett mit Wollmütze», schrieb die NZZ in Anspielung auf das Theaterstück «Warten auf Godot» von Samuel Beckett.

Jonas Knecht, Schauspieldirektor am Theater St. Gallen, setzt Elemente von Arno Camenischs Roman szenisch um und erzählt mit Charme, Poesie und feinem Humor von der Vergänglichkeit. Dabei spielt die Musik eine zentrale Rolle. Die Berner Musikerin Anna Trauffer legt dem Stück mit ihrem Kontrabass, einer Glasharfe und ihrer Stimme einen melancholischen Klangteppich zu Grunde, der das Abhandenkommen der Welt aufhält. «Die Inszenierung schafft es,die Variationen über das Verschwinden in starke Bilder auf die Bühne zu übersetzen: ein kleines, kauziges Welttheater, in dem sich Trost und Verlorenheit aufheben.» Der Bund

«Der letzte Schnee»: Nach dem Roman von Arno Camenisch Freitag, 17. Januar; um 20 Uhr; Einführung um 19.30 Uhr Online-Ticketing www.theaterchur.ch

Mit: David Berger, Luka Dimic, Mathis Künzler, Jonathan Loosli, Anna Trauffer (Live- Musik)
Regie: Jonas Knecht
Bühne/Kostüme: Markus Karner
Sounddesign: Albrecht Ziepert
Dramaturgie: Michael Gmaj
Produktion: Konzert Theater Bern, Gastspiel Theater Chur mit Unterstützung von SWISSLOS/Kulturförderung Kanton Graubünden.

Preise: CHF 48.– / 24.– erm.
Dauer: ca. 100 Min.
Einführung: 19.30 Uhr

Jonas Knecht – Regie
Geboren in St. Gallen. Studium der Elektrotechnik in Rapperswil 1994 bis 1998 und danach kurze Tätigkeit als Elektroingenieur in Zürich. Von 1999 bis 2003 Studium der Puppenspielkunst und Regie an der Hochschule für Schauspielkunst «Ernst Busch» Berlin. Während der Studienzeit Gründung der Produktionsplattform theater konstellationen und Realisierung von ersten eigenen Projekten. Seit dem Studium Arbeit als Regisseur an festen Häusern und in der freien Szene. Mit seiner Compagnie theater konstellationen Entwicklung von Musik-Theaterprojekten, Live-Hörspiel-Reihen und Audio-Installationen im Grenzbereich zwischen Theater und Installation. Seit der Spielzeit 2016/17 ist er Schauspieldirektor am Theater St. Gallen.

Anna Trauffer – Live-Musik 

Anna Trauffer hat 2005 ihr Kontrabass-Studium an der Hochschule der Künste Bern abgeschlossen und arbeitet in den Bereichen Musiktheater und Performance. Sie ist als Theatermusikerin ebenso gefragt, wie als Ensemblemitglied für Zeitgenössische Musik. Als singende Bassistin hat sie sich der Literatur verschrieben und deren Verschränkung mit Musik. Zusammen mit Gerhard Meister ist sie seit zehn Jahren an dieser Schnittstelle tätig.

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