Öffentlicher Verkehr, aber auch das Auto

Daniel Risch, Regierungschef-Stellvertreter - Wilfried Marxer, Liechtenstein-Institut stellen das Ergebnis der Umfrage vor

Repräsentatives Meinungsbild zur
Mobilität in Liechtenstein

Vaduz – An der vom Ministerium für Infrastruktur, Wirtschaft und Sport in Zusammenarbeit mit dem Liechtenstein-Institut durchgeführten Umfrage zur Mobilität in Liechtenstein beteiligten sich über 6’200 Personen. Dieser sehr erfreuliche Rücklauf lässt – auf der Grundlage eines repräsentativen Meinungsbildes der Bevölkerung und der Aussagen von fast 20 Prozent aller Pendlerinnen und Pendler – fundierte Schlüsse zum Mobilitätsverhalten und zu den gewünschten Entwicklungen im Verkehrsbereich zu.

Einbezug der Umfrageergebnisse

«Die Ergebnisse der Befragung werden in die Gestaltung und Weiterentwicklung der Verkehrsinfrastruktur in Liechtenstein einfliessen», erklärte Regierungschef-Stellvertreter und Infrastrukturminister Daniel Risch bei der Vorstellung der Umfrageergebnisse. Nachdem die unter Beizug von Fachexperten erarbeiteten Entscheidungsgrundlagen für eine nachhaltige und bedürfnisgerechte

Mobilitäts- und Raumentwicklung in Liechtenstein weit gediehen sind, setzt die breit angelegte Bevölkerungsbefragung den Schlusspunkt eines intensiven Prozesses. Bereits im kommenden Frühling sollen der Regierung und dem Landtag nicht nur ein Mobilitätskonzept und ein Raumkonzept vorliegen, sondern erstmals auch eine langfristige Mobilitätsstrategie. Diese enthält Leitlinien, die die erhobenen Bedürfnisse der Bevölkerung, der Wirtschaft und des Staates berücksichtigen.

Hoher Stellenwert des Autos

Die Befragung der Bevölkerung und der Grenzgängerinnen und Grenzgänger zeigen die grosse Bedeutung des Autos für den Weg zur Arbeit, aber auch für das Einkaufen und in der Freizeit. Dabei stören Stau und Zeitverlust vor allem zu Stosszeiten am meisten. Sowohl die liechtensteinische Bevölkerung als auch die Pendler sehen in der Verkehrssituation ein Problem. Entsprechend erkennen in beiden Segmenten rund zwei Drittel Handlungsbedarf im Verkehrsbereich, rund ein Viertel erachtet diesen sogar als sehr dringend.

Umsteigebereitschaft bei verbessertem Angebot

Zum öffentlichen Verkehr mit Bus und Bahn ist von den Grenzgängerinnen und Grenzgängern häufiger Kritik zu vernehmen als von der liechtensteinischen Bevölkerung. Dies betrifft vor allem ungenügende Verbindungen, aber auch Verspätungen und Anschlussprobleme sowie als zu hoch empfundene Tarife des öffentlichen Verkehrs. Bei einer Verbesserung des Angebotes glauben mehr als 60 Prozent aller Befragten, dass sie den öffentlichen Verkehr künftig häufiger benutzen würden.

Verbesserungen für Fuss- und Radverkehr

Für Verbesserungen im Bereich des Langsamverkehrs, beispielsweise einen Ausbau der Rad- und Fusswege, sprechen sich die in Liechtenstein Wohnhaften stärker aus als die Grenzgängerinnen und Grenzgänger, die aufgrund des weiteren Anfahrtsweges vermehrt auf das Auto oder den öffentlichen Verkehr angewiesen sind. Dementsprechend erachtet die Bevölkerung im Vergleich die Massnahmen für Fahrrad und E-Bike als etwas dringlicher, während die Pendler Massnahmen zur Verbesserung des Bahn- und Busverkehrs als dringlicher erachten.

Öffentlicher Verkehr vor motorisiertem Individualverkehr

Insgesamt werden Massnahmen für den öffentlichen Verkehr als am dringlichsten beurteilt. 54 Prozent der liechtensteinischen Bevölkerung und 76 Prozent der Grenzgängerinnen und Grenzgänger plädieren dafür. Massnahmen für den Autoverkehr folgen an zweiter Stelle. Diese werden von 55 Prozent der Einheimischen und 59 Prozent der Pendler als eher bis sehr dringlich erachtet.

Busbuchten und Busspuren

Im Bereich des motorisierten Individualverkehrs werden mehr Busbuchten und ein Ausbau des Strassennetzes am stärksten befürwortet. Auch separate Busspuren werden begrüsst, nicht nur als Massnahmen zur Förderung des öffentlichen Verkehrs, sondern auch als Mittel gegen Bushaltestellen auf der Fahrbahn, die von vielen als Hindernis für den Autoverkehr erachtet und grossmehrheitlich abgelehnt werden. Viele weitere Massnahmen für den öffentlichen Verkehr werden positiv beurteilt – neben separaten Trassen insbesondere auch ein Ausbau des Netzes, günstigere Tarife und die Verbesserung der Pünktlichkeit. Auch speziell der Schienenausbau wird mehrheitlich unterstützt, und zwar von 66 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner sowie von 78 Prozent der Pendler.

Öffentlicher Verkehr, aber auch das Auto bleibt wichtig

Aus Sicht der Befragten sollte bei einem Verkehrskonzept der Zukunft jedenfalls auf den öffentlichen Verkehr gesetzt werden. Mehr als 70 Prozent der Bevölkerung und der Grenzgänger stimmen dem zu. Bei der Kombination von Bahn und Bus sind es etwa gleich viele Einwohnerinnen und Einwohner, bei den Pendlern sogar 83 Prozent. Etwas mehr als die Hälfte in beiden Gruppen sieht auch das Auto als wichtigen Pfeiler eines zukunftsorientierten Verkehrskonzeptes. 66 Prozent der Bevölkerung würden auf den Langsamverkehr setzen, bei den Grenzgängerinnen und Grenzgängern sind es 53 Prozent. Die abschliessende Frage zur Bedeutung der internationalen Erreichbarkeit wurde nur der liechtensteinischen Bevölkerung gestellt. Erwartungsgemäss wird dies von fast 80 Prozent als wichtig und von 46 Prozent als sehr wichtig für das Land erachtet. (Gerlinde Gassner)