Zeit für Halbehalbe in der Schweiz und in Liechtenstein

Initiativkomitee HalbHalbe.

Der Frauenanteil im neugewählten Schweizerischen Nationalrat liegt auf rekordhohen 42.5 Prozent. Damit nimmt die Schweiz europaweit einen Spitzenplatz ein. Wir freuen uns riesig über den Erfolg der Schweizerinnen, denn es ist ein Erfolg über alle Parteigrenzen hinweg.

Für die Diskussion in Liechtenstein über eine ausgewogene Vertretung in politischen Gremien ist es von Interesse, wie es zu diesem Erfolg gekommen ist. Die Wahlsendungen und Wahlanalysen zeigen auf: Der Grund, warum die letzte Nationalratswahl auch zur „Frauenwahl“ wurde, liegt am grossen Engagement verschiedener Akteurinnen und Akteure. Mit grossem Idealismus und Einsatz gelang es „alliance F“, dem Bund Schweizerischer Frauenorganisationen, mit ihrem Projekt „Helvetia ruft“, und der Eidgenössischen Kommission für Frauenfragen (EKF) mit dem Wahlaufruf „Zeit für halbe-halbe“, einerseits die Bevölkerung zu sensibilisieren und andererseits mehr Frauen für eine Kandidatur zu mobilisieren. Auf den Wahllisten fanden sich heuer insgesamt rund 40 Prozent Frauen.

Aber ist die Anzahl Frauen auf den Wahllisten schon ausreichend? Wenn ja, dann müsste dies auch auf Liechtenstein zutreffen! Aber im Gegenteil, bei uns sank der Frauenanteil im Landtag 2017 auf 12 Prozent, obwohl sich annähernd gleich viele Frauen wie vier Jahre zuvor zur Wahl gestellt hatten, nämlich rund 26 Prozent. Auch bei den Gemeinderatswahlen ist es nicht so, dass sich die Frauen- und Männeranteile auf den Wahllisten automatisch im Wahlergebnis abbilden. 2015 wiesen beispielsweise die Wahllisten einen Frauenanteil von einem Drittel auf, gewählt wurden aber nur rund 17 Prozent Frauen.

Fakt ist: Genauso wichtig sind andere Faktoren wie Sensibilisierung und Rahmenbedingungen. Die letzten Gemeinderatswahlen waren diesbezüglich ein Neubeginn: Nach einer langen und intensiven Kampagne des Vereins Hoi Quote, der überparteilichen Zusammenarbeit der Frauen in den Parteien und der Arbeit des Frauennetzes mit ihrem neuen Projekt „Vielfalt in der Politik“ (das, wie allgemein bekannt, deckungsgleiche Ziele verfolgt wie „Helvetia ruft“), konnten die Frauen bei den letzten Gemeinderatswahlen erstmals einen deutlich höheren Anteil der Mandate erringen. Wie bereits 2005 und 2009, als dank der Arbeit der Stabsstelle für Chancengleichheit, der Kommission für Gleichstellung von Frau und Mann und dem Frauennetz 23 bzw. 25 Prozent unserer Landtagsabgeordneten weiblich waren.

Auch in Liechtenstein sind Frauenorganisationen, Politiker*innen sowie weitere Personengruppen in gemeinsamer und überparteilicher Arbeit bestrebt, Frauen für eine Kandidatur zu motivieren. Auch unser Initiativkomitee ist überparteilich, uns eint die Überzeugung, dass es in Liechtenstein einen Auftrag an die Politik braucht, sich für eine ausgewogene Vertretung von Frauen und Männern in politischen Gremien einzusetzen, damit das grosse Engagement vieler auch längerfristig erfolgreich sein wird.
Intiativkomitee Halbehalbe