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Setzt euch ein für eure Überzeugungen und eure Anliegen!

Adrian Hasler an der Jungbürgerfeier: Wenn ihr das Gefühl habt, dass eine Entwicklung in die falsche Richtung geht, dann macht euch bemerkbar. Tretet in Dialog mit der Politik und präsentiert eure Lösungsvorschläge!

 

Ansprache von Regierungschef Adrian Hasler anlässlich der Jungbürgerfeier 2019

 

Es freut mich sehr, euch heute Abend im Namen der Regierung zur Jungbürgerfeier 2019 zu begrüssen. Herzliche Gratulation zu eurer Volljährigkeit. Das ist ein besonderes Jahr für euch.

Ihr alle wisst: Dieses Jahr ist auch ein ganz besonderes für Liechtenstein – denn unser Land feiert seinen 300. Geburtstag. Am 23. Januar 1719 hat Kaiser Karl VI. die Grafschaft Vaduz und die Herrschaft Schellenberg vereinigt und zum Reichsfürstentum erhoben.

Dieses Jubiläum – 300 Jahre Fürstentum Liechtenstein – muss gebührend gefeiert werden. Genauso wie euer neuer Lebensabschnitt, den ihr in diesem besonderen Jubiläumsjahr beginnt: Die Volljährigkeit.

Auf diesen Moment habt ihr vor eurem 18. Geburtstag bestimmt schon das eine oder andere Mal hingefiebert. Ich kann mich noch gut an meine Erwartungen an den 20. Geburtstag erinnern, denn zu meiner Zahl ist man erst mit 20 volljährig gewesen. Einfach tun und machen, was man will und nicht mehr ständig die Eltern um Erlaubnis bitten. Das war ein unglaublich befreiendes Gefühl. Das Gefühl von Unabhängigkeit.

Nun ja, wenn ich heute zurückblicke, bin ich da vielleicht etwas überenthusiastisch gewesen. Ich habe recht schnell gelernt, dass frei sein auch so seine Ecken und Kanten hat. Nicht alles, wogegen sich die Eltern gesperrt haben, hat sich im Selbsttest dann doch als gute Idee herausgestellt.

Volljährigkeit bedeutet nicht nur neu gewonnene Freiheit. Volljährigkeit bedeutet auch, dass wir alle die Konsequenzen für unser Handeln ab diesem Zeitpunkt selbst tragen müssen. Mit anderen Worten: Ihr seid jetzt für euer Leben selbst verantwortlich.

Durch die Volljährigkeit seid ihr aber nicht nur für euer eigenes Leben verantwortlich, sondern ihr habt auch eine gewisse Verantwortung der Gesellschaft gegenüber. Denn ab eurem 18. Geburtstag dürft ihr abstimmen und wählen. So dürft ihr beispielsweise über den Neubau des Landesspitals abstimmen oder an den Landtagswahlen in eineinhalb Jahren teilnehmen und die für euch richtigen Personen in die Politik wählen.

Das Stimm- und Wahlrecht ist ein ganz wichtiges demokratisches Recht; ja es ist ein Privileg und auch eine Verpflichtung. Mit dem Stimm- und Wahlrecht, das ihr erlangt habt, werdet ihr richtungsweisende Entscheide für Liechtenstein treffen und damit die Zukunft unseres Landes mitgestalten.

Als Regierungschef möchte ich euch heute Abend zwei Dinge ans Herz legen:

Erstens: Interessiert euch, setzt euch mit politischen Themen auseinander und bildet euch eure eigene Meinung. Gerade in Zeiten von Fake News, in Zeiten, in denen der US-Präsident Politik macht über die Twitter, in Zeiten, in denen Staaten versuchen, die Menschen über die sozialen Medien zu beeinflussen, genau in diesen Zeiten ist es besonders wichtig, kritisch zu sein, zu hinterfragen und sich ein objektives Bild zu machen. Diskutiert mit euren Freunden, Bekannten und der Familie. Und diskutiert auch mit den vielen Menschen, die auf Landes- und Gemeindeebene in der Verantwortung stehen.

Zweitens: Ein Blick zurück in unsere Geschichte zeigt, dass die Zukunft unseres Landes schon immer von engagierten Menschen gestaltet worden ist. Sich engagieren heisst, für seine Meinung und Haltung einzustehen, für ein Thema zu brennen und dafür zu „kämpfen“.

Und das solltet auch ihr tun! Setzt euch ein für eure Überzeugungen und eure Anliegen! Seid couragiert und handelt, wenn ihr das für nötig haltet. So wird Liechtenstein auch in Zukunft ein Land bleiben, in dem wir alle gerne leben.

In diesem Zusammenhang: Man kann von Greta Thunberg halten, was man will. Aber sie hat es geschafft, eine Bewegung zu lancieren und den „Klimawandel“ als prioritäres politisches Thema auf die Agenda zu setzen. Das zeigt mir, wie schnell heute Menschen mobilisiert werden können – notabene auch wieder über die sozialen Medien.

Wenn ihr das Gefühl habt, dass eine Entwicklung in die falsche Richtung geht, dann macht euch bemerkbar. Tretet in Dialog mit der Politik und präsentiert eure Lösungsvorschläge!

Eine weitere Möglichkeit, sich einzubringen, besteht natürlich auch darin, sich für ein politisches Amt zur Verfügung zu stellen und damit selbst die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft zu stellen. Ich kann euch aus eigener Erfahrung sagen, dass ein politisches Amt unglaublich interessant ist. Ob in der Regierung, im Landtag, oder im Gemeinderat, ihr werdet mit ganz konkreten Fragestellungen konfrontiert und Entscheide fällen, die direkte Auswirkungen auf das Zusammenleben in unserem Land haben.

Liebe Jungbürgerinnen, liebe Jungbürger

Wenn ich so in die Runde schaue, bin ich sehr optimistisch und es macht mir Mut. Denn ich sehe junge Menschen mit Wünschen, mit Ideen und mit Inspiration. Junge Menschen, die etwas erreichen wollen – für sich und für unsere Gesellschaft.

Jetzt möchte ich euch nicht länger aufhalten. Denn der heutige Abend ist hier, um gefeiert zu werden. Nutzt diese besondere Zeit und freut euch auf das, was noch alles kommt!

Bleibt neugierig und engagiert, denkt gross und riskiert auch mal etwas – jetzt nicht gleich Kopf und Kragen, aber vielleicht mal einen kleinen Bleuel!

Ich wünsche euch im Namen der Regierung auf eurem Lebensweg alles Gute und hoffe, schon bald wieder von euch zu hören.

 

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