Jahrmarkt weckt nostalgische Gefühle

Schon seit Jahrzehnten und immer am ersten und zweiten Wochenende des Monats Oktober gehen in Liechtenstein die zwei grössten Jahrmärkte über die Bühne: der Vaduzer Jahrmarkt und der Unterländer Jahrmarkt in Eschen. Ein Woche davor steigt im Alpengebiet der Steger Bremimarcht.  

Die Märkte bieten u.a. einen abwechslungsreichen Warenmarkt, Kilbi-Betrieb und verschiedene Jahrmarktspezialitäten. Nach dem erfolgreichen Verlauf des Vaduzer Jahrmarkts am letzten Wochenende, beschliesst der Unterländer Jahrmarkt in Eschen diese im Volk stark verankerte Tradition. 

In der Unterländer Metropole Eschen existiert der sog. «Bremimarkt» seit 1927. Sowohl die Gemeinden Vaduz, Eschen und Triesenberg als Marktstandorte unterstützen die Durchführung des Jahr- und Prämienmarktes in finanzieller und personeller Hinsicht. Bei den Liechtensteiner Jahrmärkten bilden die landwirtschaftliche Leistungsschau und der Verkauf von bäuerlichen Erzeugnissen sowie Produkten des täglichen Bedarfs die Grundlage.

Jahrmarkt: Treffpunkt von Jung und Alt
Darüber hinaus ist der Jahrmarkt sowohl im Oberland als auch im Unterland ein Treffpunkt für Jung und Alt. Besonders die Kinder und Jugendlichen freuen sich auf das Markttreiben, den Rummel und den Zauber, welches nur der Jahrmarkt auszustrahlen vermag. Und bei vielen Erwachsenen weckt der Jahrmarkt nostalgische Gefühle.

Eschen mit interessantem Rahmenprogramm
Das wird sich schon an diesem Wochenende beim Unterländer Jahrmarkt in Eschen zeigen. Hunderte von Personen werden den Weg ins Zentrum der Unterländer Metropole finden, um sich auf den Vergnügungsbahnen, an den zahlreichen Marktständen, bei den interessanten Rahmenprogrammen, aber auch an den vorgeführten Tieren erfreuen können. Neben dem üblichen Prämienmarktablauf (Viehprämierung, Schaf-, Ziegen- und Eselschau) stehen die Misswahlen, das sind die Misswahl Unterland, Schöneuter-Wahl und Misswahl Liechtenstein im Mittelpunkt des Interesses. 

Der Verein zur Förderung Unterländer Prämienmarkt (mit Präsident Franz Hardegger jun.) wird am Samstag nebst der Viehschau zum traditionellen Buuramarkt, zur grossen Tombola und zur Festwirtschaft auf dem Marktplatz einladen. Der Verein verpflegt seine Gäste im Zelt, welches südlich vom LBZ (hinter dem grossen Zelt vom USV) direkt am Marktplatz steht. 

Bis 9 Uhr werden rund 400 Kühe und Rinder sowie Schafe verschiedener Rassen aufgetrieben, um Mittag 12 Uhr erfolgt die Viehsegnung und ab 12:30 Uhr finden die Tiervorführungen im Ring statt. 

Tanz und Unterhaltung mit dem USV
Die Festwirtschaft im grossen Zelt wird in diesem Jahr vom USV Eschen / Mauren durchgeführt. Dort spielt am Freitag ab 20 Uhr die Musikkapelle «Alpenstarkstrom». Der Eintritt kostet CHF 15.– (CHF 12.– mit Dirndl oder Lederhose) – Eintritt ab 16 Jahren. Am Freitag und Samstag ist Barbetrieb mit DJ Rafi. Und am Sonntag spielt nach dem Erntedankfest mit Gottesdienst um 10 Uhr die Harmoniemusik Eschen zum Frühschoppen auf. 

 Unterländer Prämien- und Jahrmarkt auf einen Blick  

Freitag
19.30 Uhr: Türöffnung
«Alpenstarkstrom»
Barbetrieb des USV 

Samstag
Bis 9.00 Uhr: Aufführung und anschliessende Rangierung der Tiere
10.00 Uhr: Festbetrieb (Eintritt frei)
12.00 Uhr: Viehsegnung
12.30 Uhr: Tiervorführung im Ring
Anschliessend: Misswahlen
14.30 Uhr: «Young Stars»
15.30 Uhr: «Alpenbrothers»
20.00 Uhr: «Steirer Sound»
Barbetrieb mit DJ Rafi

Sonntag
10:00 Uhr: Erntedank-Gottesdienst
Danach: Frühschoppen mit der Harmoniemusik Eschen 

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Die Entstehung der Jahrmärkte in  Liechtenstein 

Es gibt viele Geschichten über das Marktgeschehen früherer Jahrhunderte in unserer Region. Vaduz verfügt als einziger Ort in Liechtenstein über ein kaiserliches Marktrecht. Graf Karl Ludwig zu Sulz stellte ein entsprechendes Gesuch um Einrichtung eines Wochenmarktes am 23. November 1592 an Kaiser Rudolf II., dem entsprochen wurde.  

Über das Marktgeschehen selbst wissen wir wenig. Jahrmärkte an festgesetzten Tagen wurden in Vaduz wohl durch alle Zeit gehalten. Wochenmärkte hingegen hatten immer einen schweren Stand. Der Markt in Vaduz litt immer unter der Konkurrenz der benachbarten Märkte, insbesondere von Werdenberg und Feldkirch. Aber auch Neid, mangelnde Unterstützung und Widerstand durch die anderen Gemeinden des Landes musste er erfahren. 

Vieh- und Warenmärkte waren Sache der Marktgemeinde. 1927 genehmigte die Regierung folgende Neuordnung der Märkte in Vaduz: jährlich Mitte Mai einen Frühjahrsviehmarkt, Anfang Oktober die «Viehaufstellung und -Prämierung, verbunden mit dem 1. Herbstvieh- und Warenmarkt (Jahrmarkt)» Ende Oktober, Anfang November den zweiten Herbstviehmarkt und Mitte Dezember den dritten Herbstviehmarkt, verbunden mit Warenmarkt (Klausmarkt). 

Grosse Veränderungen
Das heutige Jahrmarktgeschehen hat sich gegenüber früher stark verändert. Durch die Expansion der Gemeinden und die damit verbundenen Häuser- und Strassenbauten mussten die Standorte oft gewechselt werden. Wenn früher jede Woche (teils bis zu dreimal wöchentlich) Markttreiben herrschte, so ging das im Verlauf der Jahrhunderte auf eine einmalige Durchführung im Jahr zurück. Das Warenangebot hat sich ebenso verändert wie die Einrichtungen im Vergnügungspark für Kinder und Jugendliche. 

Auch die Vieh- und Warenmärkte haben sich in den letzten Jahren, Jahrzehnten und Jahrhunderten zwangsläufig verändert. Wer die vorhandene Literatur über die «Märkte» durchliest, kann erkennen, wie auch das Markttreiben einem ständigen Wandel unterworfen ist. 

Historisches über die Jahrmärkte

Ein Jahrmarkt ist seit dem Mittelalter ein mehrtägiger Markt, der einmal jährlich stattfindet und besondere Beachtung geniesst. Heute wird die Bezeichnung auch für andere, unständige Märkte gebraucht, wobei die Verwendung für die Begriffe Vergnügungspark und Volksfest sehr geläufig ist. Dies ist meist dadurch begründet, dass sich über die Zeit ein Jahrmarkt in ein Volksfest gewandelt hat, so wie die Jahrmärkte in Liechtenstein, also im Steg, in Vaduz und beim Unterländer Jahrmarkt in Eschen.

Im Mittelalter gehörten Jahrmärkte zu den wichtigsten Ereignissen in den sich politisch verselbständigenden Städten. Das dazu notwendige Recht, einen Jahrmarkt zu halten, wurde meistens vom Kaiser, König, Grafen oder sonstigen Landesherrn an einen Ort – oft im Rahmen des Stadtrechts – verliehen.

Wirtschaftlich waren die Jahrmärkte bedeutsam, weil sie nicht nur von den umliegenden Bauernschaften mit Vieh und Agrarerzeugnissen und den örtlichen Händlern beschickt, sondern auch von Fernkaufleuten besucht wurden und dadurch dem örtlichen Handwerk eine Absatzchance eröffneten, so dass dieses vom Lohnwerk allmählich zum Preiswerk übergehen konnte und örtliche Spezialisierungen erlaubte. 

Der Jahrmarkt erhöhte auch den Geldumlauf und die Verbreitung der örtlich gültigen Währung. Er erfüllte auch soziale Funktionen: Auf ihm wurden Nachrichten und Gerüchte aus entfernten Gebieten ausgetauscht, wodurch die Weltkenntnis seiner Besucher erweitert wurde. Es wurden Gerichtstermine und Hinrichtungen auf ihn gelegt und oft religiöse Sonderveranstaltungen abgehalten.

Zu den Jahrmärkten reisten häufig auch Schausteller des fahrenden Volkes an: Bärenführer, Gaukler, Wahrsager, Quacksalber, Musikanten, übrigens auch Beutelschneider. Ein Jahrmarkt war somit auch eine Gelegenheit zu Vergnügungen, wie zum Beispiel die Vorstellungen von Wandermenagerien und Tingeltangel, wobei dieser Aspekt bei den heute noch bestehenden Jahrmärkten vorherrscht, der Warenhandel demgegenüber zurückgetreten ist. Manche Jahrmärkte entwickelten sich zum Flohmarkt oder Trödelmarkt, auf dem neben Neuware auch Ware aus zweiter Hand angeboten wird.