Die (Un-) Möglichkeiten der Vorstellungskraft

Das kurz vor den Herbstferien im Theater Chur eröffnete Festival «Welt in Chur» wird am Mittwoch, 23. Oktober 2019, mit «Fantazja», dem europaweit gefeierten Stück der polnischen Regisseurin Anna Karasińska, weitergeführt. Es ist ein leises und subtiles Stück. Die Regisseurin geht mit ausgezeichneten Schauspielerinnen und Schauspielern einem Grundelement des Theaters, der Vorstellungskraft der Spielenden und des Publikums, auf humorvolle Weise nach. Anna Karasińska ist eine der originellsten jungen Stimmen des polnischen Theaters.

«Fantazja» ist ein Spiel für drei Schauspielerinnen und drei Schauspieler auf einer komplett leeren Bühne. Von der im Saal anwesenden, aber nicht sichtbaren Regisseurin ertönt eine kurze Erklärung zum Stück: Es sei ohne konkrete Geschichte und ohne klar zugeordnete Rollen – aber «Sie können es sich alles vorstellen». Alles, was das brillante Schauspielensemble auf der Bühne ausführt, erfolgt auf Live-Anweisungen der Regisseurin: So entsteht eine Reihe von kurzen Szenen, die in ihrer Schlichtheit verblüffend viele Welten eröffnen. Das Stück basiert auf den (Un-) Möglichkeiten der Vorstellungskraft und lässt die Fantasien der Spielenden und der Zuschauenden aufeinandertreffen. Das Publikum wird zum «Co-Autor und wird involviert in die Auseinandersetzung, ob die Grenzen der Fantasie auch diejenigen des Theaters sind. Es geht um das Phänomen Theater an sich, verdichtet zu Situationen und Emotionen, die mit nur ein paar wenigen Strichen gezeichnet werden. Die radikale Vereinfachung der theatralen Mittel und die raffinierte Fragestellung an die Aufgabe des Theaters gehen mit einem subtilen Humor einher.

Anna Karasińska, geboren 1978 (in Lodz), studierte Philosophie sowie Filmregie. Sie ist Regisseurin für Theater, Film und auch Autorin. Karasińska liebt und sucht das Absurde. Ihr erstes Theaterstück, «Ewelina płacze» (dt: «Ewelina weint»), welches sie selber geschrieben und inszeniert hat, wurde 2015 am TR Warszawa aufgeführt und bereits als Sensation gefeiert. Mit dem selben Ensemble, einem der besten Schauspielensembles des Landes, hat sie «Fantazja», dieses feine und humorvolle Stück, erarbeitet: sie erforscht hier in einem schlichten Setting die Frage, ob im Theater alles möglich bzw. vorstellbar sei. Anna Karasińska ist eine der originellsten Stimmen, die das polnische Theater in der letzten Zeit hervorgebracht hat.

Das TR Warszawa (Teatr Rozmaitości; dt: Theater der Vielfalt) wurde 1988 in Warschau unter der Leitung von Regisseur Gregorz Jarzyna gegründet. Das Haus für die unterschiedlichsten künstlerischen Experimente ist eines der wichtigsten Theater in Polen und eines der weltweit bekanntesten aus Polen. Jarzyna bietet Raum auch anderen ausgezeichneten Regisseuren, wie Krystian Lupa, Krzysztof Warlikowski, Jan Klata, René Pollesch und Kornél Mundruczó. TR Warszawa ist immer auf der Suche nach neuen zeitgenössischen Theatersprachen und öffnet seine Türe für junge Theaterschaffende.

«Fantazja»: Ein Stück von Anna Karasińska (PL)
Mittwoch, 23. Oktober 2019, um 20 Uhr 
Einführung um 19.30 Uhr
Online-Ticketing www.theaterchur.ch

Preise: CHF 42.– / 21.– erm.
Dauer: ca. 60 Min.
Sprache: polnisch
Übertitel: deutsch / englisch