Am 1. Januar 2019 hat Thomas Mathis seine Stelle als Vorsitzender der Geschäftsleitung beim Liechtensteinischen Rundfunk (LRF) angetreten. In Zukunft wird ein Triumvirat, bestehend aus dem Schellenberger Thomas Mathis, Programmleiter Andreas Batliner und Verkaufsleiter Tobias Thöny, die Geschicke von Radio L leiten. Wie sieht Thomas Mathis, Betriebsökonom (FH) und eidg. dipl. Wirtschaftsprüfer, Vater von zwei Kindern, Doppelbürger (Liechtenstein/Schweiz) seine Rolle als Geschäftsführer bei Radio L? Wir haben ihn befragt.
Herr Mathis, Sie sind seit dem Januar 2019 Geschäftsleiter des Landessenders Radio L. Wie haben Sie sich eingelebt?
Thomas Mathis: Bestens! Das Team hat mich sehr freundlich und kollegial aufgenommen, was den Einstieg natürlich immer erleichtert. Ich merke eine positive Grundstimmung und den starken Wunsch, das Radio weiterzuentwickeln, was sich auch mit meinen Wünschen deckt. Das ist eine gute und wichtige Voraussetzung für eine gewinnbringende Zusammenarbeit.
Der Radiosender kam im letzten Jahr bös in die Kritik. Ihrer Meinung nach zu Recht oder zu Unrecht?
Es ist nicht meine Aufgabe, über Recht oder Unrecht zu urteilen. Ich hätte mir zum Teil eine differenziertere und nüchternere Betrachtung gewünscht. Auch entsprach die mediale Berichterstattung teilweise nicht meinen Erwartungen, was sehr schade ist. Gemäss der Service-Public-Studie aus dem Jahr 2018 werden wir in der Bevölkerung grundsätzlich positiv wahrgenommen und geschätzt. Hierauf müssen wir aufbauen, unsere Schwächen beseitigen und unsere Stärken weiterentwickeln. Es wird immer Kritik geben, das muss man aushalten und die nützlichen Aspekte daraus verwenden.
Was läuft jetzt anders? Und was ist konkret Ihre wichtigste Aufgabe bei Radio L? Und: Nehmen Sie Einfluss auf die Programmgestaltung?
Durch die Neugestaltung der unternehmerischen Führung in Form einer Geschäftsleitung mit klar zugeteilten Ressorts können wir unsere individuellen Stärken zum Wohle des Unternehmens einsetzen. Dies war in meinen Augen ein wichtiger Entscheid für die Zukunft, denn sonst lasten zu viele unterschiedliche Verantwortungen auf einer Person. Andreas Batliner, Tobias Thöny und ich sind sehr unterschiedliche Persönlichkeiten, können aber im Resultat gut zusammenarbeiten, da wir dieselben Ziele mit den gleichen hohen Ansprüchen verfolgen. Meine Kompetenzen liegen zweifelsohne im finanziellen und gesamtunternehmerischen Bereich, weshalb ich mich aktuell und als Folge der vergangenen Turbulenzen sehr stark um ein aussagekräftiges und verlässliches Reporting kümmere. Der menschliche Aspekt darf aber niemals zu kurz kommen, denn die Arbeit soll dem ganzen Team auch Spass machen. Wir pflegen einen sehr offenen Umgang und tauschen Meinungen aus, ich nehme aber keinen direkten Einfluss auf das Programm. Mit Andreas Batliner haben wir eine sehr kompetente Person in der programmlichen Leitung.
Also sind die Finanzen sehr wichtig. Wie setzen sich die Haupteinnahmen des Senders zusammen?
Diese bestehen aus dem Landesbeitrag und den Verkaufserträgen.
Wie hoch ist der aktuelle Personalstand, und kommen Sie damit aus?
Diese Frage ist in einem Medienunternehmen nicht ganz einfach zu beantworten. Wir haben sehr viele Teilzeitangestellte und arbeiten regelmässig mit externen Personen zusammen. Zudem bieten wir auch Ausbildungs- und Praktikumsstellen an. Personell sind wir knapp aufgestellt, was uns immer wieder stark fordert. Zum einen haben wir einen breiten Gesetzesauftrag, zum anderen auch Erwartungen von verschiedensten Institutionen, Vereinen, Veranstaltern und nicht zuletzt von unseren Hörern. Die knappen Ressourcen machen das natürlich nicht einfacher. Für uns ist die oberste Priorität, mit den jetzigen Ressourcen eine nachhaltige, stabile Struktur zu schaffen, damit wir den vielen Interessen und Aufgaben eines öffentlich-rechtlichen Senders jederzeit nachkommen. Dazu gehört guter Journalismus und ein hörernahes Radio für Liechtenstein und die Region.
Radio L muss eine grössere Summe in die Infrastruktur investieren. Um was geht es genau bei dieser infrastrukturellen Verbesserung?
Grundsätzlich handelt es sich um keine Verbesserung, sondern um dringend notwendige Ersatzanschaffungen. Unsere bestehende Infrastruktur ist aufgrund ihres Alters nicht mehr zeitgemäss und zudem sehr störungsanfällig. Ohne Investition wäre es nur eine Frage der Zeit gewesen, bis das Radio L erstmalig komplett verstummt wäre. Wie wir neulich bekannt gegeben haben, werden wir eine komplett neue Infrastruktur im Projekt «Zoschg» am Grosskreisel in Schaan aufbauen.
Wie lange wird Radio L noch in den Räumen in Triesen bleiben?
Gemäss aktueller Zeitplanung ist die Aufnahme des Sendebetriebs in Schaan für Januar 2020 vorgesehen. Dort beziehen wir entsprechende Räumlichkeiten in der Überbauung «Zoschg».