Liechtensteins Wohnzonen bieten heute Platz für 144‘000 Einwohner. Dies entspricht dem Dreieinhalbfachen der heutigen Bevölkerung. Bei solch grossen Wohnzonen sollte es auch ein grosses Angebot an Grundstücken geben – würde man zumindest erwarten. Die Realität sieht aber anders aus: Der Bodenmarkt ist geprägt von einem relativ kleinen Angebot und einer grossen Nachfrage, was die Preise in die Höhe treibt.
Detaillierte Aussagen zu den Bodenpreisen sowie zu deren Entwicklung können nicht gemacht werden, da es keine offiziellen Statistiken dazu gibt. Dies gilt für den gesamten Boden- und Immobilienbereich: Aussagen zur Verteilung des Eigentums an Boden, zur Entwicklung von Mieten oder eben von Bodenpreisen sind mangels verfügbarer Statistiken nicht möglich.
Grosse Wohnzonen – grosse Reserven
Die überdimensionierten Wohnzonen haben zur Folge, dass viele Freiflächen und innere Reserven vorhanden sind. Die inneren Reserven, also der nicht bebaute Anteil der Wohnzonen, liegen in allen Gemeinden zwischen 20% und fast 80% der potenziellen Bruttogeschossfläche.
Diese Reserven führen in Kombination mit den hohen Bodenpreisen zu einem grossen Druck auf die Erschliessung der Wohnzonen. Aufgrund der Marktsituation können Bauwillige meist nicht ausweichen, da der Erwerb eines anderen Grundstücks bei den meisten die finanziellen Möglichkeiten übersteigt. Deshalb möchte man das eigene Grundstück wenn möglich nutzen, wofür es aber baureif, sprich erschlossen sein muss. Die Erschliessung erfolgt – abgesehen von wenigen Privaterschliessungen – durch die öffentliche Hand. Die Erschliessungskosten werden dabei nur teilweise an die Grundstückbesitzer überwälzt, der grössere Teil davon wird von der Allgemeinheit getragen. Dies erhöht den Druck auf Erschliessungen zusätzlich, da der Bodeneigentümer bei sehr tiefen Kosten von einer beachtlichen Wertsteigerung des Bodens profitiert.
Zunehmende Zersiedelung
Die Erschliessung von Grundstücken ausserhalb der bestehenden Siedlungen trägt zur Zersiedelung der Gemeinden bei. Dies führt zu Herausforderungen auf vielen Ebenen wie dem öffentlichem Verkehr oder dem Bau und Unterhalt der Versorgungsinfrastruktur.
Wie wir in unserer Studie zum Raumentwicklung zeigen, sind viele Ansätze zur Eindämmung der Zersiedelung, die beispielsweise in der Schweiz eingesetzt werden, in Liechtenstein aus verschiedenen Gründen wirkungslos. Eine Massnahme, die für Liechtenstein aber umsetzbar ist, ist die Bodenbank.
Empfehlung: Einführung von Bodenbanken
Eine Bodenbank ist eine öffentliche Institution, die Boden zur Bebauung zur Verfügung stellt. Im Tausch gegen Grundstücke, die derzeit nicht in der Bauzone liegen bzw. nicht erschlossen sind, erhält der Tauschende einen Anspruch auf Bruttogeschossfläche in einem zu erstellenden Gebäude. Die Bodenbank selbst baut keine Immobilien, diese werden durch die Tauschenden erstellt (Stockwerkeigentum). Ein entsprechendes Projekt wird derzeit in Mauren geprüft.
Bodenbanken können dazu beitragen, zwei wichtige Ziele zu erreichen:
1. Der Erschliessungsdruck bei nicht baureifen Grundstücken kann reduziert werden, indem bauwilligen Bodenbesitzern eine Alternative für den Bau eines Eigenheims angeboten wird.
2. Durch eine zentrumsnahe Auswahl des entsprechenden Areals kann eine sinnvolle Verdichtung nach innen erreicht werden.
Wir schlagen deshalb in unserer Studie die Einführung von Bodenbanken zur inneren Verdichtung vor. Die Details dazu sowie weitere Empfehlungen zu den Bereichen Raumentwicklung, Boden- und Immobilienmarkt sowie Verkehr finden Sie in unserer Studie, die Sie unter info@stiftungzukunft.li als gedrucktes Exemplar kostenfrei bestellen können. (Stiftung Zukunft, Ruggell). |