Der Verkehrs-Club Liechtenstein sagt zur „Vision 2050“: Nicht visionär! 

Die neuesten Ergebnisse zeigen, dass gegenüber dem Kataster 2010 mehr Personen in Liechtenstein von schädlichem oder lästigem Strassenverkehrslärm betroffen sind.

 

Polit-Forum

Die «Vision 2050» für die Verkehrsentwicklung wurde von den fünf Unterländer Gemeinden und Schaan zusammen mit dem Ministerium (Regierungschef-Stv. Daniel Risch) beziehungsweise dem Amt für Bau und Infrastruktur und mit externer Beratung erarbeitet. Sehr positiv zu bewerten ist die Zusammenarbeit von Gemeinden und Land. Leider wurde die Sinnhaftigkeit des starken Wachstums an Arbeitsplätzen für Zupendler aus dem Ausland nicht hinterfragt.

Entgegen der «offiziellen» Meinung der Projektverantwortlichen fliegt das Konzept nicht «auf einer hohen Flughöhe» (womit sie sagen wollen, dass es nur allgemeine Grundsätze und keine konkreten Projekte enthalte). Vielmehr nimmt die Vision zentrale Entscheidungen über die anzustrebende Lösung vorweg. Das Kernstück der Lösung soll eine neue Umfahrungsstrasse sein, von der österreichischen Grenze in Schaanwald bis zur Schweizer Grenze in Bendern. Dieses Projekt ist nicht visionär, sondern bereits heute im Landesrichtplan und in Gemeindeplänen enthalten. Also alter Wein in neuen Schläuchen. Offensichtlich will man die Strassenkapazitäten für den Autoverkehr massiv vergrös­sern, was automatisch zu einer Zunahme des Verkehrs führen wird. In Verbindung mit der Verkehrsspinne in Feldkirch wird die Realisierung dieser Umfahrungsstrasse viel neuen Transitverkehr anziehen, Mensch und Umwelt stark belasten und Naherholungsräume zerstören. Die Schleusen werden geöffnet. Die Hoffnungen auf eine Autobahnspange nördlich von Feldkirch kann man begraben, wenn diese Pläne konkret werden. Das zweite Manko dieser «neuen» Vision ist der Umstand, dass der S-Bahn keine grosse Bedeutung zukommen wird. Mündlich erklärt man zwar, dass die Bedeutung der S-Bahn für den Regionalverkehr erkannt sei und dass diese sehr wohl eine Rolle im Gesamtkonzept spiele. Das sind aber eher verbale Beschwichtigungen als ein überzeugendes Bekenntnis zur Bahn. Die Visionäre können nicht glaubhaft machen, dass sie das Potential der ÖBB-Bahnlinie Feldkirch-Buchs für den Regionalverkehr erkannt haben.
Visionär und enkeltauglich sind Massnahmen, die Verkehrsteilnehmende zum Umdenken und Umsteigen bewegen. Dazu gehören:
• ÖBB-Bahnlinie Feldkirch-Buchs zur Regionalbahn im Halbstundentakt ausbauen.
• Betriebliches Mobilitätsmanagement für Arbeitgeber mit mindestens 50 Mitarbeitenden verpflichtend einführen.
• Infrastruktur für attraktiven Fuss- und Radverkehr ausbauen: also gute Radwege, Abstellanlagen und Duschmöglichkeiten bei Arbeitgebern sowie Tempo 30 auf Quartierstrassen.
• Regionalbahn Oberland von Schaan via Balzers nach Sargans vertieft prüfen.
• Seilbahn von neuer Bahnhaltestelle Nendeln ins Industriegebiet Eschen prüfen.

Vorstand des Verkehrs-Clubs Liechtenstein (VCL)