Wild – Lebensraum – Mensch

Gruppenbild der Teilnehmenden mit Regierungsrätin Dominique Gantenbein und IJK-Präsident Heinz Gach in der Mitte.

56. Internationale Jagdkonferenz
am 8. Juni in Malbun

Am Vorabend der eigentlichen Jagdkonferenz am vergangenen Freitag fand ein Empfang mit anschliessenden Abendessen im Hotel Gorfion statt. IJK-Präsident Heinz Gach und Michael Fasel, Präsident der Liechtensteiner Jägerschaft, hiessen die rund 35 Teilnehmenden herzlich willkommen. Der Apéro wurde von den Jagdhornbläsern der Liechtensteiner Jägerschaft musikalisch umrahmt.

Triesenbergs Gemeindevorsteher Christoph Beck begrüsste die Gäste aus Deutschland, Österreich, Luxemburg, der Schweiz und Liechtenstein mit einem Porträt über die Gemeinde Triesenberg. Und im Rahmen des gemeinsamen Abendessens stellte der Ehrenpräsident der Liechtensteiner Jägerschaft, Markus Hasler, das Jagdsystem in Liechtenstein mit seinen 18 Revieren vor.

Die Internationale Jagdkonferenz wurde 1963 gegründet

Anderntags eröffnete IJK-Präsident Heinz Gach (Ehren-Landesjägermeister Steiermark) die Tagung, stellte die Internationale Jagdkonferenz IJK – 1963 gegründet – vor und übergab an den Präsidenten der Liechtensteiner Jägerschaft, Michael Fasel, der seiner Freude Ausdruck verlieh, dass so viele Damen und Herren an der 56. Austragung der Einladung zur Konferenz folgten. Regierungsrätin Dominique Gantenbein, zuständige Ressortinhaberin für die Jagd, gesellte sich am Mittag zur Runde, überbrachte die Grussworte der Regierung und wünschte der Tagung einen guten Verlauf.

Gach erläutert die Entwicklung der IJK. Wurde in den Sechzigerjahren als länderübergreifende Organisation 1963 gegründet. Deutschland, Liechtenstein, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Südtirol, Schweiz und Südtirol. 1964 erste Zusammenkunft in Salzburg. Zukunftsstrategien zur Erhaltung der Wildtiere und der Jagdaufgabe in Europa mit den entsprechenden Botschaften an die nichtjagende Bevölkerung (PR).

Die Internationale Jagdkonferenz wird jedes Jahr in einem anderen der Mitgliedsländer ausgetragen. Die diesjährige Tagung in Malbun stand unter dem Motto „Wildtier-Lebensraum-Mensch / Konflikte mit invasiven, wiedereinwandernden und einheimischen Arten“.

Gebietsfremde Arten – was verstehen wir darunter?

Hanspeter Egli, Präsident von Jagd Schweiz eröffnete den Reigen an Vorträgen zum Tagungs-Thema. Er versuchte Antworten auf die Frage zu geben: „Gebietsfremde Arten – was verstehen wir darunter?“ Egli legte Gründe für das Aussterben verschiedener Tiere dar und widerlegte die weit verbreitete Meinung, die Jagd sei daran schuld. Der Referent ging auf die aktuelle Revision des Schweizerischen Jagdgesetzes ein, das den Wolf neu von „streng geschützt“ auf „geschützt“ einstufen soll, was nichts anderes bedeutet, dass Regulierung und Wildtiermanagement künftig auch für geschützte Wildarten gelten sollen.

Bär, Luchs, Wolf und Fischotter im Spannungsfeld

Das zweite Referat „Bär, Luchs, Wolf und Fischotter im Spannungsfeld von EU-Recht und innerstaatlichen Herausforderungen“ hielt Mag. Freydis Burgstaller-Gradenegger, Geschäftsführerin der Kärntner Jägerschaft: Sie beleuchtet die rechtlichen Aspekte zur Erhaltung von natürlichen Lebensräumen und Wildtieren und der Artenvielfalt und stellte diese der Praxis gegenüber. Diese, das wurde anhand von Beispielen aus dem „Bärenland Kärnten“ klar, sieht oft anders aus als die theoretischen Gesetze.

Herausforderung bei Managementplänen invasiver Arten sowie beim Wolf

Hartwig Fischer, Präsident des Deutschen Jagdverbands (DJV), Dr. Astrid Sutor, Jagd- und Forstreferentin des DJV, sowie Christina Anders von der DJV-Pressestelle teilten sich den Vortrag mit dem Titel „Herausforderung bei Managementplänen invasiver Arten sowie beim Wolf“. Dabei wurde betont, dass es den Jägern bei der Erhaltung der Artenvielfalt nicht allein um das Schalenwild, sondern um alle Arten geht. Und dabei sei die Bejagung von Prädatoren unverzichtbar! Verschiedene Statistiken zeigten die unverhältnismässige Ausbreitung gewisser Arten in Deutschland auf, so beispielsweise von Waschbär, Nutria oder Wolf. Es gelte, invasive, gebietsfremde Arten zu managen. Und das Instrument zur Umsetzung sei die Jagd.

Was haben Biber und Rothirsch gemeinsam?

Das abschliessende Referat von Michael Fasel, Präsident der Liechtensteiner Jägerschaft, ging auf die Gemeinsamkeiten von Biber und Rothirsch ein. Neben etlichen anderen Berührungspunkten stellt Fasel fest, dass es in unserer Landschaft für beide Arten – und für die meisten wildlebenden Arten -eng geworden ist. Bei den wiedereinwandernden Wildtieren würden alle mitreden. Daher trat er für ein Langzeitmonitoring ein, dass klare Fakten schaffe. Nur eine nachvollziehbare Datenlage gepaart mit der Kompetenz und Praxiserfahrung der Jäger diene der nachhaltigen Diskussion. Letzlich entscheide die Gesellschaft über den Schutz und die Regulierung von eingewanderten Arten. Er plädierte im Übrigen dafür, dass Wildtiere und deren Lebensräume bei der Raumplanung zwingend einbezogen werden müssten. Zum Selbstverständnis der Jäger führte Michael Fasel aus: Die Jagd muss sich nicht entschuldigen, und sie muss sich nicht den Deckmantel des Schützers umlegen. Die Jagd reguliert durch Töten und schafft einen Ausgleich im ökologischen Gefüge der Natur.

Diskussion und Schlusserklärung

Der Nachmittag der Tagung stand ganz im Zeichen der Diskussion, die auch die jagdpolitische Situation in den Mitgliedsländern in den Fokus nahm. Zusammengefasst darf man sagen, dass sich alle Referenten und die Vertreter der Mitgliedsländer für die Artenvielfalt aussprachen sowie dass auch geschützte Wildtiere im Sinne der Biodiversität reguliert werden sollen. Dies kam auch in der Resolution zum Ausdruck, in welcher es unter anderem heisst:

„Die in der Tagung diskutierten Arten beeinflussen ihr direktes Umfeld sowie andere Tierarten. Deshalb ist ein Bestandesmonitoring der Arten zwingend, um eine Grundlage zu schaffen, die eine Bestandesregulierung ermöglicht. Die Politik ist aufgefordert dafür die rechtlichen Grundlagen zu schaffen. In einer vollständig kultivierten Landschaft ist ein ausnahmsloser Schutz um jeden Preis von einzelnen Arten nicht nachzuvollziehen. Die IJK erkennt die Notwendigkeit den Blick von den jagdlich genutzten Arten auch auf die jagdlich nicht genutzten Arten zu erweitern und fordert die Anerkennung der Jagd als Beitrag zur Förderung der Biodiversität.“

 

                                Schlusserklärung

 

Vertreter der Jagdverbände aus Deutschland, Liechtenstein, Luxemburg, Österreich, Schweiz und Südtirol trafen sich zum 56. Mal zur Internationalen Jagdkonferenz. Diesmal vom 7. bis 9. Juni 2018 in Malbun auf Einladung der Liechtensteiner Jägerschaft.

In Zeiten grenzübergreifender Fach- und Problembereiche wird die Bedeutung der IJK als Fach- und Tagungsgremium für die Landesjagdverbände des deutschsprachigen Raumes als ungebrochen hoch erachtet. Ihr Ziel ist das gemeinsame Erarbeiten von Lösungsansätzen. Die Teilnehmer tauschten sich über Erfahrungen und Problembereiche im Umgang mit invasiven, wiederkehrenden und einheimischen Arten aus und stellten Überlegungen zu gemeinsamen Vorgangsweisen an.

Die in der Tagung diskutierten Arten beeinflussen ihr direktes Umfeld sowie andere Tierarten. Deshalb ist ein Bestandesmonitoring der Arten zwingend, um eine Grundlage zu schaffen, die eine Bestandesregulierung ermöglicht. Die Politik ist aufgefordert dafür die rechtlichen Grundlagen zu schaffen. In einer vollständig kultivierten Landschaft ist ein ausnahmsloser Schutz um jeden Preis von einzelnen Arten nicht nachzuvollziehen. Die IJK erkennt die Notwendigkeit den Blick von den jagdlich genutzten Arten auch auf die jagdlich nicht genutzten Arten zu erweitern und fordert die Anerkennung der Jagd als Beitrag zur Förderung der Biodiversität.

Die Mitglieder der IJK sehen sich motiviert und in der Pflicht diesen Prozess weiterhin aktiv zu begleiten.

Die IJK wird ihre Gespräche 2019 in Südtirol fortsetzen.

Malbun, im Juni 2018