FMA: Geldwäschereibekämpfung rückt in den Fokus  

Liechtensteins Finanzmarkt wächst-Einführung einer risikobasierten Aufsicht

Der Finanzplatz Liechtenstein verzeichnet im Jahr 2017 einen deutlichen Anstieg der verwalteten Kundenvermögen. Die FMA führt im Bereich der Bekämpfung der Geldwäscherei die risikobasierte Aufsicht ein.

Der Finanzplatz Liechtenstein vermochte von der guten globalen Konjunkturlage und positiven Marktentwicklungen im Jahr 2017 zu profitieren. Die verwalteten Kundenvermögen der Liechtensteiner Banken inklusive der ausländischen Gruppengesellschaften stiegen innert Jahresfrist um 25% und beliefen sich Ende 2017 auf CHF 294,3 Mrd. Dazu trugen positive Marktentwicklungen, Zukäufe liechtensteinischer Banken im Ausland und Netto-Neugeldzuflüsse bei. Die Banken erwirtschafteten im Jahr 2017 einen Ertrag von insgesamt CHF 575 Mio. (Vorjahr: CHF 474 Mio.). Der Fondssektor verzeichnete bedeutende Zuwächse beim Fondsvolumen. Die verwalteten Nettovermögen stiegen auf CHF 53 Mrd. an (Vorjahr: CHF 46 Mrd.). Die verwalteten Kundenvermögen der Vermögensverwaltungsgesellschaften stiegen ebenfalls stark um 15% auf CHF 40,6 Mrd. an.

Im Versicherungssektor waren die Prämieneinnahmen der Schadenversicherungsunternehmen erstmals höher als die Prämieneinnahmen der Lebensversicherungsunternehmen. Diese Entwicklung ist massgeblich auf die Ansiedelung neuer Schadenversicherungsunternehmen in Liechtenstein zurückzuführen. Die gesamten Prämieneinnahmen der Versicherungsunternehmen im Jahr 2017 betrugen CHF 5,12 Mrd. (Vor-jahr: CHF 3,16 Mrd.).

Die Finanzmarktakteure operieren jedoch weiterhin in einem von hohem Regulierungsdruck und anspruchsvollen Marktbedingungen geprägten Umfeld. Die FMA erkennt zudem gestiegene Finanzmarktrisiken und die konjunkturelle Entwicklung bleibt erheblichen geopolitischen Risiken ausgesetzt.

Konsequente Bekämpfung der Geldwäscherei und Schutz der Reputation

Die FMA erwartet von den Finanzmarktakteuren besonders in einem wachsenden Markt, dass die Herkunft der Neugelder sorgfältig geprüft wird, um Geldwäschereirisiken und folglich Reputationsrisiken vorzubeugen. Verstösse gegen die Vorschriften in der Bekämpfung der Geldwäscherei können weitreichende negative Folgen für den gesamten Finanzplatz haben. Die FMA überprüft die Einhaltung der Sorgfaltspflichten konsequent.

Im international sensitiven Bereich der Geldwäschereibekämpfung sind in Liechtenstein Anfang September 2017 verschärfte Regeln in Kraft getreten. Die FMA prüft die Einhaltung der Sorgfaltspflichten gemäss den neuen gesetzlichen Vorschriften risikobasiert. Die Ressourcen der Aufsicht werden damit zielgerichtet und entsprechend dem jeweiligen Risiko des Sorgfaltspflichtigen eingesetzt. Die FMA hat hierfür ein spezifisches Risikobewertungssystem entwickelt.

Geschäftspraktiken im Treuhandsektor waren in vergangener Zeit mehrmals Gegenstand kritischer Medienberichterstattung. Für die FMA haben der Schutz der Kunden und der Reputation und damit die Glaubwürdigkeit des Finanzplatzes oberste Priorität – auch vor dem Hintergrund mehrerer Betrugsfälle im Treuhandbereich. Die FMA erkennt deshalb Handlungsbedarf in der Aufsicht über den Treuhandsektor.

Hohe regulatorische Anforderungen führen zu Aufsichtsfällen

Per 31. Dezember 2017 führte die FMA 18 Verwaltungsverfahren sowie 10 Verwaltungsstrafverfahren. In 25 Fällen waren Ende 2017 Vorerhebungen im Gange. Im Laufe des Jahres 2017 konnten 62 Verfahren bzw. Vorerhebungen abgeschlossen werden. Die Verfahren respektive die Vorerhebungen wurden in den Bereichen Eigenmittel, Verletzung des Bankgeheimnisses, Solvenzanforderungen, Tätigkeit ohne Bewilligung, Risikomanagement, Gewähr des Aktionariats, Verletzung der Sorgfaltspflichten und weiteren Bereichen geführt. Verschiedentlich führten die hohen und zum Teil neuen regulatorischen Anforderungen verbunden mit den wirtschaftlich herausfordernden Rahmenbedingungen zu Aufsichtsfällen. Mehrere Fälle betrafen aufsichtsrechtliche Untersuchungen aufgrund mutmasslicher und erwiesener betrügerischer Hand-lungen in Unternehmen.

Hohes Interesse von FinTechs am Standort Liechtenstein

Die FMA stellt ein hohes Interesse von Unternehmen aus dem FinTech-Umfeld fest, in Liechtenstein tätig zu werden. Im Jahr 2017 hat die FMA insgesamt 101 Anfragen im Bereich FinTech bearbeitet. Die Gesamtzahl der in Liechtenstein tätigen Unternehmen, die dem FinTech-Bereich zugeordnet werden können, beläuft sich auf rund zwei Dutzend. Davon sind drei von der FMA bewilligt. Die übrigen Unternehmen sind nicht bewilligungspflichtig. Je nach Geschäftsmodell beobachtet die FMA ihre Tätigkeit dennoch intensiv. Auch die etablierten Finanzdienstleister investieren zunehmend in neue Finanztechnologien. Die FMA verfolgt den Ansatz, Geschäftsmodelle im Bereich neuer Finanztechnologien im Einklang mit den regulatorischen Vorgaben und innerhalb der Leitplanken Kundenschutz, Vertrauen in den Finanzmarkt und Finanz-stabilität zu ermöglichen.

Publikation des Geschäftsberichts und
der Broschüre „Finanzmarkt Liechtenstein“

Die FMA hat heute ihren Geschäftsbericht und die aktualisierte Version der Broschüre „Finanzmarkt Liechtenstein – Zahlen und Fakten der Finanzintermediäre unter Aufsicht der FMA“ veröffentlicht. Sie sind digital auf der Website der FMA verfügbar. (Lukas Müller)