Berufsausbildung: Das tatsächliche Wissen zählt

Mediengespräch der Regierung am 13.12.2017 mit Dominique Gantenbein, Regierungsrätin und Marion Kindle-Kühnis, AIBA Projektleiterin

 

Regierungsrätin Dominique Gantenbein: «Der Nationale
Qualifikationsrahmen sorgt für mehr Transparenz»

Liechtensteiner Berufsausbildungen sind künftig international vergleichbar und ausländische Ausbildungen können über den Nationalen Qualifikationsrahmen (NQFL) den hiesigen Abschlüssen gegenüber gestellt werden. Der Qualifikationsrahmen besteht auf dem dualen wie auch dem akademischen Berufsweg aus acht Niveaustufen. Text: Heribert Beck

„Stellen Sie sich folgendes Szenario vor: Ein Liechtensteiner Maurer, der seinen Beruf auf dem dualen Weg gelernt hat, möchte in Frankreich arbeiten, das ein vollkommen anderes Berufsbildungssystem kennt. Es wird für seinen Arbeitgeber schwer werden, ihn einzustufen. Hier setzt der nationale – und über den europäischen Qualifikationsrahmen international vergleichbare – Qualifikationsrahmen ein und schafft diese Vergleichbarkeit“, sagte Marion Kindle-Kühnis, NQFL-Projektleiterin von der Agentur für Internationale Bildungsangelegenheiten, an der Pressekonferenz, an welcher der Qualifikationsrahmen vorgestellt wurde. Er besteht aus acht Niveaustufen, wobei es die Niveaus von sechs bis acht zweimal gibt. Im akademischen wie auch im dualen Weg. Ist der Maurer beispielsweise Meister, entspricht dies einem Bachelor auf der akademischen Schiene. Beide sind auf Stufe sechs anzusiedeln. „Ihre Abschlüsse sind gleichwertig, aber andersartig“, sagte Marion Kindle-Kühnis.

Auf den Bedarf des Arbeitsmarkts abgestimmt

Liechtenstein hat sich aus diesen Überlegungen heraus, wie zahlreiche EU-Staaten sowie die Schweiz, dazu entschieden, die eigenen Berufsbildungs- und Hochschulabschlüsse im Rahmen eben dieses nationalen Qualifikationsrahmens einzustufen. In den Niveaus sind die Kenntnisse, Fertigkeiten und Kompetenzen definiert. Im Zentrum steht, was jemand mit einem bestimmten Bildungsabschluss tatsächlich weiss und wie er in der Lage ist, dieses Wissen anzuwenden. Dadurch kann das Bildungsangebot einerseits besser auf den Bedarf des Arbeitsmarktes abgestimmt werden und andererseits erhöhen sich die Transparenz und die Vergleichbarkeit – wichtige Kriterien für einen international ausgerichteten Industrie-, Dienstleistungs- und Bildungsstandort wie Liechtenstein.

Der Nationale Qualifikationsrahmen besteht aus den bereits angesprochenen acht Niveaustufen. Um die Gleichwertigkeit der Berufs- und Hochschulbildung darzustellen, wurde die Y-Form gewählt. Vorteil eines einheitlichen Qualifikationsrahmens in Y-Form ist es, dass die Durchlässigkeit zwischen den beiden Strängen sehr gut sichtbar ist. «Da bei der dualen Berufslehre in Liechtenstein der schulische Teil in der Schweiz absolviert wird, kann bei der Zuordnung einer beruflichen Qualifikation zu einem bestimmten Niveau im Nationalen Qualifikationsrahmen von Liechtenstein die Einstufung des schweizerischen Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) berücksichtigt werden», so Marion Kindle-Kühnis. Daher wurden der Nationale Qualifikationsrahmen und die Umsetzungsverordnung sehr stark an die Schweiz angelehnt. Das SBFI nimmt die Einstufung eines Berufsbildungsabschlusses auf Antrag eines Berufsverbandes vor. In Liechtenstein muss diese dann noch von der Regierung genehmigt werden, bevor sie gilt.

RR Dominique Gantenbein: „Vergleichbarkeit ist unerlässlich“

„Der Nationale Qualifikationsrahmen sorgt für mehr Transparenz und Vergleichbarkeit, was mir als Bildungsministerin ein besonderes Anliegen ist“, sagte Regierungsrätin Dominique Gantenbein. Er sei ein wichtiges Instrument zur Förderung des Bildungs- wie auch des Wirtschaftsstandortsstandorts. „Viele Liechtensteiner arbeiten im Ausland und viele Pendler kommen nach Liechtenstein zur Arbeit. Da ist Vergleichbarkeit unerlässlich.“ Zentral sei es auch gewesen, der dualen Berufsbildung das nötige Gewicht zu geben. Denn immerhin gingen über 60 Prozent der Auszubildenden diesen Weg. „Für sie eignet sich der NQFL besonders gut. Er schafft eben diese Vergleichbarkeit mit den Ausbildungen in anderen Ländern, die dieses System so nicht kennen.“