6000 Jahre alte Artefakte in Triesen gefunden

Foto: Aufschlussreiche Präzisionsarbeit: Das Team der Archäologie bei der Untersuchung einer 6000 Jahre alten Schicht. Bild-Quelle: Amt für Kultur, Archäologie

Notgrabung im Dorfkern mit
archäologischer Sensation

Bei einem Aushub an der Fingastrasse ist einer der ältesten bisher bekannten Siedlungsplätze Liechtensteins zutage gekommen. Das Team der Archäologie, Amt für Kultur, hat bei einer Notgrabung 6000 Jahre alte Artefakte gefunden. Diese gehören zu menschlichen Hinterlassenschaften aus der Jungsteinzeit.

Wie die archäologischen Beobachtungen auf diversen Baustellen der letzten zehn Jahre zeigen, waren die Hangterrassen von Triesen spätestens seit der Bronzezeit ein beliebter Siedlungsort. Bereits 2011 wurde bei Baggerarbeiten in der Fingastrasse ein aus der Zeit um 4500 v. Chr. stammendes Stück verkohlten Holzes geborgen. Weitere Befunde gab es aber nicht. Als nun dort Anfang Oktober 2017 etwas südlicher ein weiteres Bauprojekt startete, wurden die Archäologen circa zwei Meter unterhalb des Humus erneut fündig. In den vergangenen Wochen dokumentierten sie eine Kulturschicht mit Funden aus der Zeit um 4000 v. Chr.

Werkzeug aus Stein

Die Menschen in der Steinzeit fertigten ihr Werkzeug aus Stein oder aus organischen Materialien wie beispielsweise Holz oder Knochen. Letztere erhalten sich in den hiesigen Böden allerdings kaum. Dagegen lässt sich die Herstellung von Steinwerkzeug durch Bergkristall- und Feuersteinfragmente belegen. Diese gelangten bei der Fertigung von Steingeräten als Abfall in die Erde. Schon vor 6000 Jahren liebten die Menschen Schmuck. Dies belegt der Fund von zwei seltenen Röhrenperlen aus Kalkstein.

Spuren von Gebäuden

Von den urgeschichtlichen Behausungen und baulichen Strukturen bleibt im Boden meist nur wenig erhalten. Sogenannte Pfostengruben können dennoch einen Hinweis auf den Standort eines Hauses geben. An der Fingastrasse wurden 15 Gruben dokumentiert. Einige waren so gut erhalten, dass darin sogar noch die Abdrücke der zugespitzten Enden der Hölzer zu erkennen waren.

Bisher kannte man jungsteinzeitliche Objekte und Siedlungsspuren nur von den hochgelegenen Kuppen des Rätikons und des Eschnerbergs.

Durch die Beobachtungen im Dorfkern von Triesen wird dieses Wissen korrigiert: die Menschen nutzten schon sehr früh auch in der Talebene die Terrassen oberhalb der Prallkante des Rheins. (Ulrike Mayr)