
Es ist ein Zeichen der Zeit, dass das Vertrauen der Menschen in bewährte Institutionen immer mehr schwindet. In der Gesellschaft macht sich das Misstrauen gegen Fachexperten wie Mediziner immer breiter, wie während der Corona-Pandemie zu beobachten war.
Komischerweise weht das Misstrauen bewährten, traditionsreichen, privaten und vor allem öffentlich-rechtlichen Medien entgegen, obwohl man weiss, dass «fake news» vor allem in den sogenannten sozialen Medien verbreitet wird. In sozialen Medien werden Inhalte von Computerprogrammen kreiert. Es wurde nachgewiesen, dass z. B. Russland oder China soziale Medien oder Newsletters, die computergeneriert sind und per E-mail verschickt werden, bewusst einsetzen, um etwa Abstimmungen und Wahlen in anderen Ländern zu beeinflussen oder die westliche Gesellschaft zu destabilisieren, indem Zweifel «am System» (z. B. der EU) geschürt werden.
Aufgedeckt wurden solche Machenschaften (z. B. Wahlbeeinflussung) wohl zuerst in den USA. Aus den USA kommt aber auch der jüngste Trend, gestandene Journalisten und Reporter öffentlich zu beschimpfen und zu diskreditieren: Präsident Donald Trump könnte für seine Ausfälle gegen Medienschaffende und für die weltweite Verbreitung des Begriffs «fake news» in die Geschichte eingehen.
Dabei wird die Pressefreiheit in den USA historisch geschützt. Dennoch kommt es immer wieder zu Angriffen gegen objektive und sachliche Berichterstattung in an und für sich vertrauenswürdigen Medien, während die Meinungsfreiheit (wie natürlich auch die Glaubensfreiheit) hochgehalten wird. Öffentlich-rechtliche Medien werden verdächtigt, vom Staat abhängig und somit nicht «frei» zu sein. Dies geschieht oft, weil man die eigene Meinung für «richtiger» hält oder die Sachlage anders einschätzt. Selbstverständlich machen Journalisten und Redakteure Fehler. Berichte, Reportagen, Kommentare etc. werden aber mit Namen des Verfassers publiziert und müssen korrigiert werden, wenn Fehler gemacht wurden. Für falsche oder gar ehrverletzende Äusserungen, ob in Kommentaren oder Leserbriefen, kann man zur Verantwortung gezogen und bestraft werden.
Während öffentlich-rechtliche Medien oft aus politischen Gründen kritisiert werden, geraten Medien allgemein nicht zuletzt aus wirtschaftlichen Gründen unter Druck. Liechtenstein hat seit ein paar Jahren nur noch eine Tageszeitung, das «Vaterland». Früher wurden «Volksblatt» wie «Vaterland» gerne vom jeweiligen politischen Gegner kritisiert. Heute beklagen «Rote», dass das Vaterland nicht mehr «ihre» Zeitung sei, nicht zuletzt, weil die anderen Parteien zu stark berücksichtigt würden. Derweil jammern «Schwarze», dass sie vom «roten» Vaterland nicht fair behandelt würden.
Auch anderswo schrumpft die Medienlandschaft. In den USA gibt es seit Jahrzehnten Millionenstädte mit nur einer Tageszeitung. Überregionale Zeitungen wie die New York Times oder die Washington Post können dem politischen oder wirtschaftlichen Druck standhalten. In anderen Städten wie Houston oder Los Angeles gibt es zwar noch «grosse» Tageszeitungen, ihre Anzahl und Verbreitung wurden aber bereits vor dem Aufkommen der sozialen Medien stark reduziert.
So begrüssenswert diese «Medienvielfalt» sein mag, sie hat den Nachteil, dass weniger zielgruppenorientierte oder lokale Medien ins Hintertreffen geraten. Wenn das Vertrauen in die öffentlich-rechtlichen Medien oder etablierten «grossen» Zeitungen schwindet, ist dies nicht nur Folge, sondern auch Ursache von einseitigem und eingeschränktem Informiertsein. Es macht einen grossen Unterschied, ob man seine Informationen aus bekannten Medien bezieht oder sich seine Meinung auf der Basis von irgendwelchen (teils anonym verfassten oder computergenerierten) Blogs bildet.
So paradox es scheint: Die Medien- und Meinungsvielfalt hat zur Schmälerung der Toleranz für unangenehme Tatsachen und Meinungen geführt. Trotz aller Mängel und Fehler hätten aber die etablierten Medien weiterhin Vertrauen verdient.



