Triesen befindet sich mitten in einer ganzen Reihe von Projekten, die Triesen in die Zukunft führen. Gleichzeitig pflegen Vorsteherin Daniela Erne-Beck und der Gemeinderat die historischen Wurzeln und setzen sich stets dafür ein, Bewährtes noch besser zu machen. Im Interview geht Daniela Erne-Beck auf einige aktuelle Projekte ein und zeigt auf, wohin die Reise gehen wird.

Frau Gemeindevorsteherin, ein Print-Interview ist einer der traditionsreichsten Kommunikationskanäle für politische Botschaften. Nutzen wir es, um über neue Wege zu sprechen, welche die Gemeinde Triesen in der Kommunikation beschreitet. Der Gemeinderat hat kürzlich die Einführung der Plattform Crossiety beschlossen. Was hat es damit auf sich und was versprechen Sie sich von der Neuerung?
Gemeindevorsteherin Daniela Erne-Beck: Ein gedrucktes Interview ist vor allem für interessierte Mediennutzer eine hervorragende Plattform. Das Format geht leider immer mehr verloren, nicht nur in Liechtenstein. Sie sprechen es an: Kommunikation und Interkation werden moderner, schneller und damit verbunden auch immer einen Hauch oberflächlicher.

In Triesen sind wir uns einig, dass wir als Gemeinde unterschiedlichste Informationsgefässe nutzen müssen, um mit der Bevölkerung in engem Kontakt bleiben zu können. Neben unseren erfolgreichen Formaten im Printbereich und in den elektronischen Medien haben wir uns entschlossen, den sogenannten «digitalen Marktplatz Crossiety» als Ergänzungsangebot einzuführen. Registrierte Nutzer können sich auf dem Smartphone digital Neuigkeiten und Aktuelles aus Triesen und der Region quasi in Echtzeit anzeigen lassen. Der digitale Marktplatz informiert zeitnah beispielsweise über Veranstaltungen der Gemeinde, von Vereinen oder auch Privaten. Registrierte Benutzer können in der Plattform ungezwungen miteinander «chatten», sich so organisieren und austauschen. Nicht zuletzt können Private oder Unternehmen dort Produkte und Gegenstände kostenlos anbieten. Es ist also eine elektronische Variante dessen, was früher in persönlichen Gesprächen vor der Bäckerei oder Metzgerei stattgefunden hat. Einzelne Personen können sich zu Gruppen zusammenschliessen, was wiederum für Nachbarn, Vereine oder andere Interessengemeinschaften viele Vorteile bietet.

Crossiety ist bei Weiten nicht der einzige Schritt in die Zukunft, den die Gemeinde Triesen macht. Wie diese Schritte konkret aussehen sollen, wird die «Perspektive 2035» zeigen. Der Prozess dahinter hat vor etwas mehr als einem Jahr im Rahmen eines Workshops seinen Anfang genommen. Was waren die Hintergründe und wie ist der Prozess bisher abgelaufen?
Nur wer weiss, in welche grundsätzliche Richtung man als Gemeinde gehen soll, kann auch richtige Entscheidungen treffen, die nicht nur aktuell stimmig sind, sondern auch für die kommende Generation noch positiven Bestand haben werden. Die Erarbeitung einer gemeinsamen Strategie, wie sich Triesen weiterentwickeln soll, war mir sehr wichtig. In diesen Erarbeitungsprozess waren neben mir selbst und dem Gemeinderat auch die Verwaltung, die Kommissionen und die ganze Bevölkerung eingebunden. Was auf einem gemeinsamen Fundament gebaut wird, kann auch miteinander gut getragen werden. Wir haben uns in Workshops sehr intensiv mit verschiedensten strategischen Themenfeldern auseinandergesetzt, miteinander gelernt und festgehalten, wohin wir uns entwickeln wollen und werden. Ich kann versichern, dass das Ergebnis unserer «Perspektive 2035» breit gefächert ist, die verschiedensten Bedürfnisse und Entwicklungspotenziale aufzeigt und sicherstellen wird, dass Triesen liebenswert ist und lebenswert bleibt.

Nun steht das Projekt vor seinem Abschluss. Können Sie schon in groben Zügen verraten, wie die Triesner Bevölkerung informiert wird und wie sie von der «Perspektive 2035» profitieren wird?
Mit der Genehmigung im Gemeinderat ist der Entwicklungsprozess der «Perspektive 2035» nun abgeschlossen. Die inhaltliche Reise dieser Strategie geht aber erst los. An einem Bürgergespräch werden wir am 28. Januar 2026 die Ergebnisse umfassend präsentieren. Fachpersonen der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, kurz ZHAW, die uns begleitet haben, geben Einblicke in den Erarbeitungsweg, der von einer sehr analytischen Zielverfolgung und enger Zusammenarbeit mit der Bevölkerung, der Verwaltung und dem Gemeinderat geprägt war. Ich selbst darf am 28. Januar aufzeigen, wie Triesen strategisch in Zukunft konkret handeln wird. So werde ich die verschiedenen Handlungsfelder inhaltlich vorstellen und auch aufzeigen, wie diese künftig den Alltag im Dorf beeinflussen werden. Nicht zuletzt werden konkrete erste Massnahmen aus dem Strategieprozess vorgestellt, die unmittelbar Mehrwerte schaffen und zeigen, wie aus Visionen und strategischen Ideen sichtbare Schritte entstehen. Unter anderem der eben angesprochene «digitale Marktplatz».

«Mit der Unicef-Zertifizierung verpflichtet sich die Gemeinde, die Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen bewusst zu fördern und ihnen auch im politischen und gesellschaftlichen Kontext mehr Gehör zu schenken», sagt Daniela Erne-Beck zur Bedeutung des Labels «Kinderfreundliche Gemeinde».

Ungefähr ein Jahr ist es auch her, seit Triesen das Unicef-Label «Kinderfreundliche Gemeinde» tragen darf. Welche kinderfreundlichen Massnahmen konnte die Gemeindeverwaltung seither ergreifen, was ist mittelfristig geplant und wie lautet Ihr Zwischenfazit?
Mit der Unicef-Zertifizierung verpflichtet sich die Gemeinde, die Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen bewusst zu fördern und ihnen auch im politischen und gesellschaftlichen Kontext mehr Gehör zu schenken. In diesem Jahr seit der ersten Zertifizierung sind zahlreiche Initiativen angelaufen, die zeigen: Kinderfreundlichkeit wird in Triesen aktiv gelebt.

Eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe setzt einen sehr ambitionierten Aktionsplan mit 14 konkreten Massnahmen um, welche alle zu bearbeitenden Bereiche für Kinder und Jugendliche berücksichtigen. Fortschritte werden regelmässig besprochen und neue Projekte geplant und umgesetzt. So entsteht Schritt für Schritt ein Umfeld, in dem Kinder sich wohlfühlen und ihre Interessen einbringen können. Als ersten Meilenstein erachte ich das im März durchgeführte Vernetzungstreffen aller Fachpersonen der frühen Kindheit. Vertreterinnen und Vertreter aus Bildung, Betreuung, Beratung und Freizeitangeboten kamen zusammen, um ihre Erfahrungen auszutauschen. Diskutiert wurde, was bereits gut läuft und wo Optimierungspotenzial besteht. Gemeinsam lernen wir und bündeln die richtigen Massnahmen, um die angestrebten Verbesserungen einzuführen. Besonders beeindruckt hat mich auch, dass wir in Triesen aufgrund der Kinderwünsche in der Primarschule nun einen Schulhund haben. Er ist ein wunderbarer Begleiter und auch Tröster für die Kinder, der neue Lern- und Sozialerfahrungen schafft.

Das denkmalgeschützte Tannerhaus an der Dorfstrasse stammt aus dem Jahr 1885. Nach einer Sanierung kann es nun wieder als Zuhause für eine Familie dienen.

Gerade ein halbes Jahr ist vergangen, seit die Stimmberechtigten die Revitalisierung des Theodor-Banzer-Hus abgelehnt haben. Bei einem anderen historischen Gebäude, dem Tannerhaus an der Dorfstrasse, stehen die Zeichen aber auf Sanierung. Was ist in diesem denkmalgeschützten Objekt geplant und wie werden die Arbeiten ablaufen?
Die geplante Revitalisierung, also Wiederbelebung, des Theodor-Banzer-Hus wurde von den Stimmberechtigten abgelehnt. Wir haben über das Liechtenstein-Institut eine repräsentative und wissenschaftliche Nachbefragung durchgeführt, um mehr über die effektiven Gründe der Ablehnung in Erfahrung zu bringen. Der Gemeinderat wird sich auf Basis dieser Umfrageresultate nochmals beraten und diskutieren, ob ein neuer Versuch, dem alten Haus wieder Leben einzuhauchen, erfolgreich sein könnte. Aktuell kann ich aber über diese Beratungsergebnisse noch nicht berichten.

Das Tannerhaus hingegen erstrahlt ganz aktuell in neuem Glanz und kann nun wieder vermietet werden. In der liebevoll sanierten Liegenschaft im Oberdorf steckt sehr viel Ortsgeschichte. Dort versammelten sich vor vielen Jahrzehnten die ersten evangelischen Christen im Land und hielten bis 1963 ihre Gottesdienste ab. Der damaligen evangelischen Kirchgemeinde gehörten rund 70 Personen an, die vorwiegend aus Schweizer Fabrikarbeiterfamilien stammten. Das Haus heisst im Volksmund «Tannerhaus» nach dem in der Weberei tätigen Emil Tanner, der damals dort zur Miete wohnte. Nach einer Innen- und Aussensanierung im Jahr 1984 stellten wir unlängst fest, dass grundlegende bauliche Massnahmen nötig werden, um das Haus zu erhalten und es weiterhin als Zeugnis unserer Geschichte zu bewahren. Jetzt kann das Tannerhaus aus dem Jahr 1885 wieder ein wunderschönes, denkmalgeschütztes, historisches, aber gleichzeitig modernes Zuhause für eine Familie werden.

Die Ortsbus-Linie 40 verkehrt neu werktags alle 30 Minuten.

Bald 20 Jahre fährt schon der Triesner Ortsbus, der seither einigen Liechtensteiner Gemeinden als Vorbild gedient hat. Wie kommt er nach all der Zeit bei der Bevölkerung an?
Jede Gemeinde entwickelt sich weiter. Täglich entstehen neue Bedürfnisse, Anliegen und Verbesserungsvorschläge. Solchen Anliegen, die für eine Mehrzahl der Bevölkerung Entlastung und Verbesserung bringen, nehme ich gerne in Angriff und versuche, Optimierungen herbeizuführen. Das war auch bei der Ortsbus-Linie 40 der Fall. Nach rund 20 Jahren und einigen kleinen Anpassungen der Linienführung und Abfahrtzeiten haben wir festgestellt, dass wir neue Wege gehen wollen und müssen. Wir haben es geschafft, den Öffentlichen Verkehr in Triesen vor allem für Arbeitspendler und Schüler deutlich zu verbessern. Die Linie 40 verkehrt neu werktags durchgehend alle 30 Minuten. Damit wird das bislang schülerorientierte Angebot zu einem verlässlichen öffentlichen Verkehrsmittel für alle Einwohnerinnen und Einwohner ausgebaut. Wir starten diese Optimierungen vorerst für ein Jahr und werden dann gemeinsam evaluieren, wie die Verbesserungen ankommen und ob wir auf dem richtigen Weg sind.

 

Daniela Erne-Beck Gemeindevorsteherin von Triesen

Täglich entstehen neue
Bedürfnisse, Anliegen und
Verbesserungsvorschläge.
Solchen Anliegen, die für eine Mehrzahl der Bevölkerung
Entlastung und Verbesserung bringen, nehme ich gerne in Angriff und versuche, Optimierungen herbeizuführen.

Daniela Erne-Beck
Gemeindevorsteherin von Triesen

 

Dass die Gemeinde Triesen sehr aktiv ist, haben Sie eindrücklich geschildert. Wie steht es um die Finanzierung des Ganzen? Oder anders gesagt: Wie steht die Gemeinde finanziell da und was verspricht das Budget 2026?
Der Gemeinde Triesen ist finanziell gesund. Wir planen für das Jahr 2026 zwar mit einem Aufwandüberschuss von rund einer Million Franken in der Erfolgsrechnung, denn wir werden 5,79 Millionen Franken investieren, vor allem im Tiefbaubereich sowie in der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung. Grundsätzlich haben wir einen sehr fundierten Finanzplan, der uns aufzeigt, dass wir in den kommenden Jahren finanziell stabil bleiben. Ich darf aber nicht verschweigen, dass vor allem die steigenden Ausgaben bei Beitragsleitungen die Gemeinde Triesen immer mehr belasten. Diese Beitragsleistungen erhöhen sich stetig. Aufgrund unserer Verpflichtung, diese Beiträge leisten zu müssen, haben wir wenig Einfluss auf diese kontinuierlichen Anstiege. Dies betrifft aber nicht nur Triesen, sondern alle Gemeinden Liechtensteins.

 

Einbezug der Bevölkerung: Ein Strategie-Workshop war eine wichtige Basis für die «Perspektive 2035».

Herausforderungen wird es also auch weiterhin zu bewältigen geben. Nun stehen mit Weihnachten und dem Jahreswechsel aber zunächst ruhige Tage an. Was wünschen Sie der Trienser Bevölkerung und die Gemeinde für die Feiertage und insbesondere im kommenden Jahr?
Ruhe, Frieden, Besinnlichkeit, Freude, Gesundheit und viele wertvolle menschliche Begegnungen, die von Vertrauen geprägt sind.

Zwei Triesner Wahrzeichen auf einem Bild: Die Kapelle St. Mamertus aus dem Spätmittelalter und die Pfarrkirche St. Gallus aus der Mitte des 19. Jahrhunderts.