Herr Sele, ernsthafte Themen nicht ins Lächerliche ziehen!

Leserbrief von Martin Seger, DpL-Abg., Schaan 

Ihre jüngste Sapperlot-Kolumne wirft eine grundsätzliche Frage auf: Sind die von Ihnen aufgegriffenen, durchaus ernsthaften Themen wirklich in der Satirespalte des Vaterland richtig platziert? Offenkundig betrachtet Ihre Redaktion die Sorgen und Ängste eines beträchtlichen Teils der Bevölkerung als Stoff für Spott und nicht als Anlass für vertiefte Auseinandersetzung. Für ein Medium, das jährlich mit CHF 1.3 Mio. öffentlichen Mitteln unterstützt wird, wirkt das mindestens befremdlich.

Man dürfte erwarten, dass ein Journalist Ihres eigenen Anspruchs diese Themen ernst nimmt und inhaltlich durchdringt, statt sie im satirischen Rahmen ins Lächerliche zu ziehen. Wer etwa über Sexualpädagogik, Migration, gesellschaftliche Polarisierung oder Risiken neuer Technologien schreibt, trägt Verantwortung gegenüber den Einwohnern und den Steuerzahlern, die Ihr Blatt mitfinanzieren.

Gerade weil viele Menschen reale Unsicherheiten verspüren, wäre es Ihre Aufgabe als Journalist zu erklären, einzuordnen und faktenbasiert zu diskutieren. Stattdessen entstehen Texte, die eher den Eindruck erwecken, Sie wollten sich über diese Bedenken erheben, statt sie zu verstehen.

Satire darf zuspitzen, selbstverständlich. Doch wenn relevante Themen nur noch in der Satirerubrik stattfinden, sendet das ein klares und bedenkliches Signal: Die Anliegen der Bevölkerung gelten dem Vaterland nicht genug, um sie ernsthaft zu behandeln.

Ich wünsche mir, dass Sie Ihre Themen künftig klar im Kern des Journalismus verorten mit guter Recherche, echter Tiefe und Respekt für die Menschen, über deren Sorgen Sie schreiben. Nur so bleibt Journalismus glaubwürdig.