Leserbrief von Jo Schädler, Bendern

Wozu der Mensch die Rückenhaare von einem Gamsbock auf seinen Hut kleben muss, um seine Innbrunst zu Wild, Wald und Natur offen zu demonstrieren, ist evolutionstechnisch noch nicht ganz erforscht worden.

Psychologen mögen sich bitte in diese Finsternis hineinwagen und Licht in diese dunkle Suppe tragen. Hirsche sind Auentiere und keine Bergsteiger. Aber ihre Auen haben wir gnadenlos und ohne die überhaupt zu fragen, zu unserem unantastbaren und heiligen Wohnraum gemacht und die armen Tiere bis in die kargsten und futterlosen Höhen hinauf gedrängt. Umgekehrt wäre ja auch möglich gewesen, wenn man gewollt hätte. Damit der Hirsch nicht wandert, wie es seiner Natur entspricht, schleppen die allradbestückten Jäger kistenweise Futter dort hinauf, damit er, der Hirsch samt Kuh brav dort bleibt, sein Gehörn gut ausbildet und am Hintern Pfeffer ansetzt. Weil er dort oben am bequemen Futtergatter bleibt, überkommt ihn die Langeweile, die ihn fast wahnsinnig macht und er zernagt den jungen grünen Tann, was wiederum den Förster fuchsteufelswild macht.

Blickt er im Herbst ins Tal hinunter, überkommt ihn der Heisshunger und er rennt schnurstracks, ohne sich um die Verkehrsregeln zu kümmern, in die Türkenfelder der Bauern und frisst denen den Profit vom Stängel, was diese wiederum in den Burnout hinein manövriert, womit sie dann auch wieder hoch oben auf Gaflei bei den Hirschen landen.

Ein wahrer Teufelskreis, der undurchdringlich erscheinen mag, es aber keinesfalls sein muss. Die Jägerei, früher den Kaisern, Fürsten und Königen vorbehalten, ausgenommen die Wilderei, ist ein verwerfliches Relikt aus dem Mittelalter. Die Krönung von diesem Unsinn manifestierte sich im Bau von Jagdschlössern. „Jagdschloss“ Es lohnt sich darüber nachzudenken. Man baut ein Schloss um ein wehrloses Tier rücklings und feige dahin zu meucheln. Die Zukunft muss und kann eine andere sein. Hirschpfeffer aus der Dose und das Geweih aus dem 3D-Drucker. Ohne Jäger kein Wild; ohne Wild keine Jäger.