Daria Harbor ist 18 Jahre jung, wohnhaft in Mauren, und sie fühlt sich als Schutzsuchende aus der Ukraine in Liechtenstein sehr gut aufgenommen. Dazu hat Daria auch ihren Beitrag in hohem Masse geleistet, schnell Deutsch gelernt, und sie zeichnete sich mit ihrem Lehrabschluss als Restaurantangestellte BA mit der Abschlussnote 5,5 bestens aus. Sie war sehr überrascht, dass sie mit ihrer Geschichte auf Schloss Vaduz zum Eintrag ins Goldene Buch eingeladen wurde.

Interview: Johannes Kaiser

Daria, du bist vor drei Jahren aufgrund des Krieges in der Ukraine nach Liechtenstein gekommen. Du konntest deine Schulzeit in der Realschule in Eschen fortsetzen. Wie hast du sie erlebt?
Daria Habor: Es war schwierig, weil ich zu Anfang noch kein Deutsch konnte. Ich unterhielt mich dafür mit allen auf Englisch. Die Lehrer behandelten mich sehr nachsichtig und unterstützten mich immer, wenn ich etwas brauchte oder eine Hilfestellung beanspruchen musste.

Du hast dann aber sehr schnell Deutsch gelernt. Ist dir dies leichtgefallen?
Im Kontakt mit den neuen Schulkolleginnen und Schulkollegen lernte ich die deutsche Konversation relativ schnell. Auch lernte ich stets mehr Leute kennen, und in diesem Umfeld verständigte ich mich natürlich auf Deutsch. Durch meine Lehre in der Gastronomiebranche kam ich automatisch mit vielen Menschen ins Gespräch. Das war für meine Fortschritte sehr dienlich.

Bist du in Liechtenstein gut aufgenommen worden? Bei deinen Mitschülerinnen und Mitschülern? In der Gesellschaft?
Grundsätzlich waren die Mitschüler immer nett zu mir, und ich fühlte mich willkommen. Allerdings gab es eine Minderheit, die nicht sehr erfreut darüber war, dass Ukrainer in ihrer Schule sind – dies zeigten sie dann auch offen. Gesellschaftlich fühle ich mich in Liechtenstein sehr wohl, und es behandelt mich niemand, als wäre ich einfach nur ein Flüchtling, was ich sehr schätze. Ich bin sehr dankbar für die Aufnahme und dass die Flüchtlingshilfe, mich unterstützt und bei allem geholfen hat, wenn ich etwas brauchte.

Du hast die Lehre bei der Adler Gastronomie AG in Vaduz angetreten und mit Bravour abgeschlossen. Ein Beruf, den du mit Leidenschaft ausführst?
Es war eigentlich nie ein Wunschberuf von mir, aber als ich dann die Lehre angefangen habe, hat er mir doch viel mehr gefallen, als ich mir dies vorgestellt hatte. Ich bin sehr dankbar, dass ich ihn ausführen darf und dadurch Leute treffe, Deutsch lerne und die Arbeitswelt kennenlernen darf. Ich geniesse jeden Tag, an dem ich mich mit Leuten aus der ganzen Welt unterhalten kann.

Mit dem ausgezeichneten Abschluss deiner Berufsausbildung mit der Traumnote 5,5 konntest du dich ins Goldene Buch eintragen. Wie war für dich dieses Erlebnis am 26. September 2025 auf Schloss Vaduz?
Es war eine wundervolle Erfahrung. Ich hätte nie gedacht, dass ich sowas erleben darf. Vor der Einladung wusste ich nicht einmal, dass Flüchtlinge ins Goldene Buch dürfen. Es war eine Riesenehre für mich, dort zu sein. Im Schloss in Vaduz war es sehr edel und schön, es freute mich sehr, dass ich das Schloss besuchen durfte.

Wo arbeitest du derzeit und was sind deine weiteren beruflichen und persönlichen Ziele?
Ich arbeite weiterhin bei der Adler Gastronomie in Vaduz. Momentan mache ich gerade die Weiterbildung zur Restaurantfachfrau EFZ.

Eintragung Goldenes Buch 2025, Bild aufgenommen auf Schloss Vaduz am 26.09.2025
FOTO & COPYRIGHT: DANIEL SCHWENDENER

Du bist in Liechtenstein nun definitiv angekommen. Was ist anders als in deiner Heimat, was vermisst du, was schätzt du andererseits in Liechtenstein?
Liechtenstein ist eher ein Ort der Ruhe, also das komplette Gegenteil meiner Heimat. Ich vermisse den Trubel etwas, da nicht so viel los ist, aber hier fühle ich mich dennoch sehr wohl und zuhause. In Liechtenstein hat man viel Möglichkeiten, um sich weiterzubilden, den Beruf zu wechseln, wenn man es will, und das schätze ich am meisten an Liechtenstein. Dies sind Möglichkeiten, die man in vielen anderen Ländern nicht hat.

Was machst du in der Freizeit? Welches sind deine Hobbys?
Ich tanze und singe schon seit zwölf Jahren. Ich mache es zwar nicht mehr so intensiv wie früher, tue es aber immer noch gerne, wenn ich Zeit dazu habe. Ich verbringe ausserdem gerne Zeit mit meiner Familie, Freunden und meinem Freund.

Danke, Daria, für dieses sehr interessante und sympathische Gespräch.