Der Reklamierer lamentiert über die Krankenkasse

Leserbrief von Norman Wille, Buchenweg 1, Vaduz

 

Und schon der Titel ist im Grunde falsch. Dass die Krankenkassen die Kosten, die ihnen entstehen, eins zu eins auf ihre Kunden abwälzen, das ist nichts Neues. Ich möchte an anderer Stelle ansetzen: Bei Regierung und Landtag, denen diese Erhöhungen – am Ende auf den Punkt gebracht – so ziemlich hintenrum vorbeigehen.

Wie anders ist es zu erklären, dass meine Frau und ich (beide allgemein-versichert) innerhalb von nur zwei Jahren sage und schreibe 1600 Franken im Jahr mehr Krankenkasse zahlen. Die Politik sieht sich ausser Stande, dem in irgendeiner – wirkungsvollen – Art und Weise entgegen zu wirken. Nun, meine Erwartungen an Landtag und Regierung erschöpfen sich nicht darin, eure teuren Anzüge zu bewundern, in denen ihr vor der Wahl vor allen verfügbaren Fotografen im Lande posiert. Die leeren Phrasen, wieder und wieder nachgekaut in Jahrzehnten gelernter Parteifolgschaft.

Das ist mir zu wenig. Ja, ich weiss schon, dass ich nicht mehr erwarten kann. Die Ergebnisse aus Landtag und Regierung geben auch nicht mehr her. Aber manchmal frage ich mich schon, ob es nicht schlauer wäre, die vielen Sitzungen dafür zu benutzen, zu konkreten Ergebnissen zu kommen. Stattdessen setzt ihr euch auf eure grossen Stühle, einer fängt an zu referieren, während alle anderen hoffen, noch vor dem nächsten Redner dranzukommen, damit der ihm nicht – mit dem gleichen Käse – noch die Show stiehlt.

Und so wiederholen wir die Statements der Landtagsabgeordneten so lange, bis jeder meint, er hätte auch noch etwas Schlaues von sich gegeben. Das, meine Damen und Herren, das ist zu wenig. Klar. Ein Drittel der Abgeordneten meint es – mit viel Glück – vielleicht noch gut. Das nächste Drittel besteht aus Unternehmern auf der Jagd nach Aufträgen. Und im letzten Drittel schliesslich versammeln sich die Selbstdarsteller und Karrieristen. Kein Wunder, steigen die Krankenkassenprämien mehr und mehr. Wir schauen zu. Nur – das hätten 15 Abgeordnete ebenso gut können wie ihr 25.