Aaron Nobile aus Mauren ist 22 Jahre jung und studiert im sechsten Semester Physik an der ETH in Zürich. Gerade aufgrund dieser Studienrichtung ist ihm bewusst, wie KI und Algorithmen in der heutigen Welt der Kommunikation und die Information beeinflussen. Besonders durch Soziale Medien sei es einfach, Menschen emotional zu erreichen. Im Interview geht Aaron auf verschiedene Themen ein, die Jugendliche besonders bewegen und beschäftigen.

Interview: Johannes Kaiser

Aaron, du bist im sechsten Semester des Physikstudiums an der ETH in Zürich. Was fasziniert dich an dieser Studienrichtung?
Aaron Nobile: Was mich früher genauso an der Physik fasziniert hat, wie es mich bis heute am meisten fasziniert, ist ihre Determiniertheit, also der Grad der Vorbestimmtheit. Physik bildet die Basis der Naturwissenschaft und schreckt deshalb nie vor einem weiteren «Warum» zurück, auch wenn es in einem konkreten Fall vielleicht gar nicht in erster Linie im Interesse steht. Schön dabei ist es, immer wieder mit anzusehen, wie die Teile – wie bei einem Puzzle – Stück für Stück zusammenkommen und man dann plötzlich ein ganzes Bild vor sich hat, auch wenn man es überhaupt nicht erwartet hat.

Was sind deine beruflichen Ziele nach dem Abschluss des Physikstudiums?
Ich habe noch kein klar definiertes Ziel, da es in der Wissenschaft wie auch in der technischen Branche sehr schwer ist, sich so frühzeitig festzulegen. Die Entwicklung in diesen Bereichen ist enorm. Ich möchte mich jedoch nicht unbedingt der Forschung zuwenden, denn als theoretischer oder praktischer Physiker zu wirken, wäre nichts für mich, weil ich lieber mein Wissen anwenden will. Mein Interesse geht in Richtung «Engineering», das heisst Maschinenbau, Elektrotechnik et cetera. Dabei hat es mir in letzter Zeit «Quantum Engineering» angetan, was eng mit dem «Quantencomputer» verbunden ist. Ausserdem bin auch an einfacheren Themen interessiert, wie Aerodynamik, und so würde ich eines Tages vielleicht gerne in der Motorsport- oder Flugzeugbranche arbeiten.

Physik und Quantenfeld – befasst du dich auch von der philosophischen Seite damit?
Ja, gerade diesen Winter habe ich ein Essay zu einem philosophischen Thema der Physik verfasst und mich über längere Zeit damit beschäftigt. Diese Themen sind allerdings häufig äusserst komplex und im Detail nur mit Aufwand zu verstehen, zudem sind die Themen meist auch sehr umstritten, was oft zu Missinterpretation führen kann. Im Allgemeinen glaube ich, dass es unmöglich ist, sich mit Physik zu befassen, ohne indirekt auch mit der philosophischen Seite konfrontiert zu sein.

Johannes Kaiser und Aaron Nobile (22) im Gespräch. Foto: Tatjana Schnalzger

Was sind für dich zentrale Anliegen, welche die zukünftige Welt der Jugend betreffen?
Was mir für die Zukunft besonders wichtig ist, ist der Umgang mit Information. Unsere Welt entwickelt sich immer schneller und wird komplexer, was eine reflexive Aufnahme der Information zunehmend schwieriger macht. Besonders durch Soziale Medien ist es einfach, Menschen emotional zu beeinflussen und sie so überspitzt oder gar falsch zu informieren. Dies wirkt sich in meinen Augen politisch stark in negativer Weise aus. Ich hoffe daher, dass die Thematik «Information, Medien, KI» ganz bewusst und fokussiert in die Schulbildung aufgenommen wird.

Werden die Jugendlichen in ihrer Meinungsbildung ausreichend gehört beziehungsweise ihre Ideen in die Entscheidungsprozesse aufgenommen?
Es gibt Themenbereiche, in denen man durchaus mehr auf die Betroffenheit und damit auch auf die Alterskategorie sowie die persönlichen Kontexte schauen sollte. Dies hat in meinen Augen nichts mit Ungleichheit zu tun, sondern ist eher rational. Generell denke ich aber schon, dass die Jugend mehr Aufmerksamkeit braucht.

Du spielst bist ein begabter E-Gitarrist und spielst in der Band «Force of habits». Hast du ausreichend Zeit, diesem kreativen Hobby nachzugehen?
Die vergangenen beiden Jahre eher weniger, da ich mit dem Studium viel um die Ohren hatte. Aber momentan senkt sich der Arbeitsaufwand wieder leicht, und dementsprechend habe ich wieder mehr Zeit zu spielen. Dies setzt voraus, dass sich auch meine Bandkollegen Daniel Elkuch, Noa Kaiser und Tristan Kranz, die aufgrund ihrer Studien und Ausbildungen in der Welt «verstreut» sind, ebenfalls mehr Zeit für unsere nächsten Bandauftritte nehmen können.

Danke, Aaron, für dieses interessante und sehr sympathische Gespräch.