Leserbrief von Markus Sprenger, Triesen
Die Landesbibliothek darf nicht isoliert betrachtet werden, sondern muss im Kontext der raumplanerischen Entwicklung entlang der westlichen Äulestrasse, der Marktplatzgarage und des Übergangs zum Postplatz und zur Liechtensteinischen Landesbank gesehen werden. Dieser Bereich befindet sich mitten in einem tiefgreifenden städtebaulichen Wandel. Die aktuelle Entscheidung, die Landesbibliothek in einem problematischen Bestandsbau als Solitärnutzung zu verankern, widerspricht der Chance, das gesamte Quartier funktional und gestalterisch zu einem modernen, zukunftsfähigen Ensemble weiterzuentwickeln.
Ein Abbruch des Altbaus und eine Neubebauung in Verbindung mit einer flexiblen Mischnutzung – etwa mit Bildungs-, Kultur-, Gastronomie- und Dienstleistungsflächen – könnte Aufenthaltsqualität und urbane Nutzungsmöglichkeiten deutlich verbessern. Die jetzige Planung hingegen konserviert einen fragmentierten, überkommenen Zustand, der weder funktional noch gestalterisch in die künftige Entwicklung von Vaduz passt.
Abseits der finanziellen und politischen Fragen stellt sich die grundsätzliche Frage, ob ein Projekt dieser Grössenordnung im digitalen Zeitalter überhaupt noch gerechtfertigt ist. Bibliotheken haben sich längst von reinen Büchersammlungen zu hybriden Wissens- und Lernzentren gewandelt.
Gerade in einem hochdigitalisierten Kleinstaat wie Liechtenstein wäre eine deutlich kleinere, multifunktionale Bibliothek mit einem starken digitalen Angebot die zeitgemässe Alternative zu einem überdimensionierten und baulich problematischen Prestigeprojekt.
Das Projekt Landesbibliothek Vaduz, wie es derzeit konzipiert ist, ist nicht nur finanziell, sondern auch konzeptionell und raumplanerisch verfehlt. Es bedarf dringend einer grundlegenden Neuausrichtung – oder, wenn dies nicht möglich ist, des politischen Mutes, das Projekt vollständig zu stoppen.
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