Kleine Medien haben es in Liechtenstein schwer

Gregor Meier, Inhaber und Betreiber der Plattform «Landesspiegel»

Mag. Gregor Meier aus Feldkirch hat ein Jurastudium abgeschlossen und ist in Liechtenstein gelandet, wo er zuerst in einer Rechtsanwaltskanzlei arbeitete, bevor er sich nach dem «Volksblatt»-Aus dem Medienbereich zuwandte. Er gründete eine Plattform mit dem Namen «Landesspiegel» und führt sie seither. Seit der Entscheidung des Landtags in der Dezember-Sitzung des vergangenen Jahres, die Medienförderung abzuändern, ist es für den
Landesspiegel nicht mehr möglich, die deutlich höheren Anforderungskriterien zu erfüllen, sodass Gregor Meier gezwungen ist, auf die Medienunterstützung des Staates zu verzichten.

Interview: Herbert Oehri

Herr Meier, Sie sind schon längere Zeit beruflich in Liechtenstein tätig. Bitte erzählen Sie etwas über Ihren Lebenslauf.

Gregor Meier: Mein erster Job war bei MSE in Eschen. Dort habe ich während der Schulzeit und während des Studiums über mehrere Jahre jeweils im Sommer gearbeitet. Angefangen habe ich mit einfachen Tätigkeiten, beispielsweise Zimmersuche für Mitarbeiter. In den Jahren darauf durfte ich immer mehr Verantwortung übernehmen.
Dabei habe ich auch erfahren, was die rechtlichen Rahmenbedingungen, die in einem Land herrschen, für ein Unternehmen bedeuten. MSE hatte zahlreiche Temporär-Mitarbeiter in Österreich und Liechtenstein. In der Schweiz war es zumindest damals sehr schwierig. Dort habe ich oft mitbekommen, dass gewisse administrative Sachen in Liechtenstein viel einfacher und damit für die Unternehmen günstiger sind als in den Nachbarländern.

Was haben Sie nach dem Studium gemacht?

Nach dem Studium durfte ich als Konzipient bei der Rechtsanwaltskanzlei Schwärzler in Schaan viel lernen. Im Anschluss daran habe ich das Gerichtspraktikum beim Fürstlichen Landgericht in Vaduz absolviert. Danach bin ich nach Winterthur gegangen. Dort habe ich bei einer Marketing-Agentur gearbeitet. Als Projektleiter war ich zuständig für die Kundenbetreuung und Konzeption der Marketing-Aktivitäten. Zudem war ich als Ausbilder für die Betreuung der Lehrlinge verantwortlich. Diese Agentur hat später ein Joint-Venture mit der Vaduzer Medienhaus AG lanciert. Für mich war das nach fünf Jahren in Winterthur die Gelegenheit, nach Liechtenstein zurückzukommen.

Zwei Jahre später habe ich mich entschlossen, selbständig zu werden. Einige Kunden haben mich ermutigt und mir die Entscheidung sehr leicht gemacht. So habe ich 2019 meine Marketing-Agentur gegründet. Medien haben mich immer schon interessiert. In meiner Jugend habe ich ein Praktikum bei einem Radiosender absolviert. Auch Politik hat mich immer sehr interessiert. Die Idee, in diesem Bereich etwas zu machen, hatte ich schon länger. Die beiden grossen Medienhäuser hatten eine Bezahlschranke in ihren Online-Angeboten. In der Schweiz und in Österreich gibt es mehrere Online-Zeitungen, die ohne Bezahlung gelesen werden können. Ich war immer davon überzeugt, dass das eigentlich auch in Liechtenstein tragfähig sein müsste. Der Markt ist aber doch sehr überschaubar, und neben den beiden grossen Medienunternehmen habe ich nicht viel Platz für einen neuen Player gesehen.

Der Entschluss, eine Online Zeitung zu gründen, ist bei mir aufgekommen, nachdem ich gelesen hatte, dass das «Volksblatt» den Betrieb einstellen wird. Das war für mich eine Gelegenheit, und ich dachte «jetzt oder nie». Es musste dann alles sehr schnell gehen, und an dem Tag, an dem die letzte Ausgabe des «Volksblatts» erschienen ist, am 4. März 2023, ist der «Landesspiegel» live gegangen. Ich habe schnell viel positives Feedback bekommen, und auch die ersten Werbebuchungen sind gekommen. So konnte ich immer mehr Zeit in das Projekt investieren.

Wie sind Sie gerade auf Liechtenstein gekommen und welche Gründe haben Sie bewogen, Liechtenstein als Berufsziel auszuwählen?

Ein Beweggrund war sicher die überschaubare Bürokratie. Ein Wettbewerbsvorteil, der in den letzten Jahren allerdings etwas nachgelassen hat. Zum einen haben die Nachbarländer in diesem Bereich aufgeholt, und Liechtenstein hat mit diesen Entwicklungen leider nicht immer eins zu eins mitgehalten.

Wie sind Sie mit dem aktuellen Geschäftsverlauf des «Landesspiegels» zufrieden?

Das Geschäftsjahr 2023 war sehr gut. Mit dem Geschäftsjahr 2024 bin ich sehr zufrieden. Auch wenn es ein schwieriges Umfeld war, konnte der Gewinn gesteigert werden. Der Ausblick für 2025 ist etwas eingetrübt.

Viele Unternehmen planen Einsparungen, und Werbung ist dann leider oft einer der ersten Punkte, bei dem man glaubt, schnell Geld sparen zu können. Das ist natürlich kurzfristig gedacht. Aber viele denken eben so. Dazu kommt der Wegfall der Medienförderung, der ein zusätzliches Loch ins Budget reisst.

Der Landtag hat das Medienförderungsgesetz verabschiedet, das bestimmte Voraussetzungen für die Förderungsberechtigung vorschreibt. Wie sind Sie generell mit dem Medienförderungsgesetz zufrieden und wo sehen Sie allenfalls Verbesserungspotenzial?

Der Landtag hat im Dezember entschieden, die Medienförderung, wie von der Regierung vorgeschlagen, abzuändern. Für den Landesspiegel bedeutet diese Änderung, dass es nicht möglich ist, die nun deutlich höheren Kriterien zu erfüllen.

Selbstverständlich ist das eine demokratische Entscheidung, und sie ist zu akzeptieren. Dennoch möchte ich sagen, dass es aus meiner Sicht richtig gewesen wäre, wenigstens eine Übergangsfrist zu gewähren, in welcher die neuen Kriterien zu erfüllen sind. In drei Wochen hätte ein Mitarbeiter gefunden, eingestellt und dessen Finanzierung gesichert werden müssen. Und ob dann tatsächlich die Förderung zugesprochen worden wäre, ist mehr als unsicher. Niemand kann heute sagen, wie die Medienkommission demnächst zusammengesetzt sein wird, und auch die entsprechende Verordnung der Regierung ist noch nicht fertig. Daher hätte es mein Unternehmen wirtschaftlich überfordert, die Förderbedingungen zu erfüllen.

Es geht aber nicht nur ums Geld. Wenn die Mehrheit der Abgeordneten zum Ausdruck bringt, dass sie den «Landespiegel» nicht für förderungswürdig hält, ist das für mich ein schmerzhaftes Signal. Danke sagen möchte ich an dieser Stelle den Abgeordneten der VU, die noch engagiert versucht haben, mit einem Abänderungsantrag eine Möglichkeit zu schaffen, damit der «Landesspiegel» weiterhin eine Chance auf die Förderung hätte. Leider war dies nicht von Erfolg gekrönt.

Dann ist es natürlich etwas widersprüchlich, wenn die zuständige Ministerin auf der einen Seite sagt, sie will mehr Medienvielfalt, und auf der anderen Seite ändert man das Gesetz dann so, dass von vier bis 31. Dezember 2024 förderberechtigten Medien eines nicht mehr förderberechtigt ist. Wie das zur Medienvielfalt beitragen soll, mag verstehen wer will, ich tue es nicht.

Dazu kommt, dass die Mitbewerber nun sehr grosszügige Förderungen bekommen, was es sehr schwierig macht, ohne einen Franken öffentliche Unterstützung die gleiche Qualität und Quantität zu bieten.

Wie sind Ihre Zukunftspläne mit dem Online-Portal Landesspiegel und wie steht es mit der vor einem Jahr ins Auge gefassten Printzeitung innerhalb Ihrer Online-Plattform?

Aktuell versuchen wir, die weggefallene Medienförderung mit einer Crowdfunding-Kampagne zu kompensieren. Wenn es gelingt, zumindest einen Grossteil aufzubringen, kann ich in der bisherigen Qualität und Quantität weiterarbeiten. Ansonsten wird es Einschnitte geben. Erfreulicherweise gibt es bereits Unterstützungszusagen. Darum bin ich zuversichtlich, dass dieses Ziel erreicht wird.

Was die Print-Ausgabe betrifft, war die Ansage klar: Um den Druck zu bezahlen, bräuchte es 500 Abonnenten. Im Aktionszeitraum haben aber nur 120 Leute unterschrieben. Damit ist das aktuell sicher nicht realisierbar. Ohne Medienförderung schon gar nicht. Es bleibt ein Problem, dass die Leser die höchste Qualität wollen, am besten noch alles werbefrei, aber die Bereitschaft dafür zu bezahlen, ist sehr gering.

Schliesslich bleibt zu hoffen, dass sich die politische Einschätzung ändern wird. Vielleicht gibt es in Zukunft einmal wieder eine Mehrheit im Landtag, die kleine und unabhängige Medien ebenfalls als förderungswürdig betrachtet. Auch die Werbeausgaben der Unternehmen werden sicher irgendwann wieder steigen. Von dem her bleibe ich zuversichtlich.