Leserbrief von Jo Schädler, Bendern
In unserem gelobten, derzeit jedoch von Sitzwünschen auf die bequemen Sessel im Landtag durchrüttetem Lande, herrscht die ultimative Vollbeschäftigung mit mehr Arbeitsplätzen wie Einwohnern.
Das Land hat keine Schulden, das Staatsoberhaupt ja schon gleich gar nicht und wir haben sogar ein bisschen Geld auf dem Konto und führen im Schutze der wackeren Eidgenossen und neu auch noch dem IWF ein wohlbehütetes Dasein. Diesen Stillstand gälte es nun endlich zu durchbrechen, hin zu einer besseren Zukunft und zu einem lebens- und vor allem einer lohnenswerten Scholle Liechtenstein, versprechen die Wahlbroschüren in der einen oder anderen Ausprägung. Ja nun, wenn das denn so sein soll, wohlan. Doch die Scholle hat es in sich. So steht im „Schweizer Bauer“, dass es in der Viehhaltung grosse Probleme gäbe, denn die Kühe und Schafe würden das angebotene Heu und Gras nur noch widerwillig fressen, was auch heimische Landwirte und Züchter bestätigen. Hier trifft dann wohl die überzüchtete Kuh auf das überzüchtete Gras? Was bedeutet, dass den abgewetzten Kalauer: „Uns geht es gut, so soll es bleiben“ derzeit und wohl auch künftig von keiner Kuh unterschrieben würde. Von Ferkeln vielleicht schon noch, denn die fressen bekanntlich aus jedem Trog. Und nun berichtet das Vaterland auf einer Doppelseite kritiklos, dass ein junger Mann, seines Amtes Samenspender, schon viele hundert Kinder gezeugt hätte und weil er den, dem Kinderwusch verfallenen Frauen so verdammt gut gefalle, wohl weiter sein Amt ausüben werde. Wenn es dann Tausende sind, die alle nur den einen, den gleichen Vater, dafür tausende Geschwister haben, dann ja dann? Man erzählt auf den Faröer Inseln, dass die Frauen nachts auf die im Hafen liegenden Schiffe schwammen, um sich schwängern zu lassen, weil dort auf diesen einsamen Inseln mitten im Atlantik die Inzucht ein grosses Problem darstellte. Und auch die einsamen Inuit lernten Wege kennen, um in der Vererbungslehre nicht auffällig zu werden.