Das neue Bürogebäude in Schaan mit dem Namen «Bretscha», südwestlich des Hauptsitzes der Ivoclar Vivadent AG gelegen, überzeugt durch seine elegante zurückhaltende Architektursprache. Es weiss nicht nur von aussen mit seiner schlichten und ruhigen Gestaltung zu überzeugen, sondern versteht es auch, innen mit Funktionalität und Grosszügigkeit ein gutes Arbeitsumfeld zu generieren. Architekt Ralf Jehle gibt einen Einblick in seinen Auftrag, die darauf basierenden Überlegungen und die Umsetzung.
Text: Heribert Beck
«Bretscha» ist ein Flurname, der in Liechtenstein fast fünf Dutzend Mal in verschiedenen Varianten vorkommt und sich auf umgebendes Rietland bezieht. In Schaan steht «Im Bretscha» für die Verbindung von Bahnhofstrasse und Benderer Strasse und damit auch für den Übergang vom Zentrum in die nördlichen Wohnquartiere. Am Ende der Strasse ist in den vergangenen beiden Jahren ein Bürohaus entstanden, das die Vorteile von Zentrumsnähe und ruhigerer Lage kombiniert und seit einigen Monaten mit angenehmen Arbeitsbedingungen für die Teams der fünf dort beheimateten Unternehmen aus der Dienstleistungsbranche punktet. «Es war der Wunsch der Bauherrschaft, dass die Mitarbeiter von einer guten Anbindung an den Öffentlichen Verkehr genauso profitieren wie von der Nähe zum gastronomischen Angebot im Zentrum von Schaan und von einer Lage an der Grenze zum Naherholungsgebiet, bestehend aus Riet und Rheinauen», sagt der zuständige Architekt Ralf Jehle, Inhaber und Geschäftsführer von Jehle + Partner Architekten mit Sitz in Schaan. «Der Standort, an dem wir die Überbauung realisiert haben, hat sich bei der Suche rasch als ideal erwiesen.»
Ortsbauliche Situation und Fassadensprache
Das neue Bürohaus Bretscha liegt in der Gewerbezone 1, in unmittelbarer Nachbarschaft zur Gewerbezone 2, dem Schaaner «Industriegebiet» Im alten Riet, mit seinen grossvolumigen dominanten Bauten. «Auf diese Nachbarschaft vermag das neue Bürohaus zu reagieren. Die klare, starke Volumetrie des Bürohauses Bretscha steht selbstbewusst an der Strasse. Sie wird mit einer feingliedrigen Fassadengestaltung gezeichnet. Das erhöhte Erdgeschoss wirkt leicht, und erhält mit einem feinen Kammputz einen Sockelcharakter», sagt Ralf Jehle. Auf dem Erdgeschoss stehen zwei Vollgeschosse und ein Attikageschoss. Die gleichförmigen Fensterformate verbinden diese drei Stockwerke gestalterisch. Durch die Repetition der feingegliederten Fensterformate entsteht eine elegante klare Fassadensprache. «Unser Ziel war es, ein Gebäude zu planen, das zeigt, wie die Bauten entlang der Strasse Im Bretscha sich künftig zum Strassenraum hin ausrichten sollen, sich dadurch mit der Umgebung und dem öffentlichen Raum verbinden und diesen so aufzuwerten vermögen.»
Durchdachte Gebäudeorganisation
Die Zufahrt zum Vorbereich und zur Tiefgarage des Gebäudes ist von der Tröxlegasse her angelegt, während Fussgänger vom Bretscha her über einen überdachten Aussenbereich zum Eingang geführt werden. Das Erdgeschoss verfügt über einen grosszügigen Empfangsbereich, vier Büroräume und drei Sitzungszimmer. In den Obergeschossen finden alle fünf Firmen ihre klar zugeordneten Bereiche. Gemeinsam nutzen sie mittig auf jedem Geschoss eine Teeküche, ein Treffpunkt für die Mitarbeiter.
«Eine wichtige Aufgabe für uns war es, die Räumlichkeiten so einzuteilen, dass alle fünf Firmen klar getrennte Bereiche voneinander für ihre Zwecke erhalten, sodass eine optimale Trennung zwischen diesen Arbeitsbereichen und den gemeinsamen Räumen, den Sitzungszimmern und den Aufenthaltsbereichen entsteht», sagt Ralf Jehle. Das Attikageschoss stellt zu diesem Zweck neben einer Büronutzung eine gemeinsame Cafeteria mit grosszügigen Terrassen für die Mitarbeiter zur Verfügung.
Klimatisierung für eine angenehme Atmosphäre
Eine Herausforderung beim Bau des Bürohauses «Bretscha» war der sumpfige Rietboden, auf dem das Gebäude entstanden ist. Das grosszügige Untergeschoss steht auf Pfählen, die der Überbauung, im tief im Rietboden verankert, Kalt geben. «Die notwendigen Pfähle konnten wir als Energiepfähle konzipieren. So können wir die Büroräumlichkeiten über die eingezogenen Kühldecken
klimatisieren und sorgen so das ganze Jahr über für ideale Raumtemperaturen und damit für gute Arbeitsbedingungen», sagt Ralf Jehle.
Hochwertiges Arbeitsumfeld
«Diese Arbeitsbedingungen waren der Bauherrschaft ein grosses Anliegen, um den Komfort am Arbeitsplatz zu erhöhen», sagt der Architekt. Der Komfort für die Mitarbeiterteams war folglich eine wichtige Leitlinie bei der Planung der Überbauung. Von den Gemeinschaftsräumen, den grossen Terrassen, die eine grossartige Aussicht eröffnen über Umkleidekabinen und Duschmöglichkeiten hin zu einer sehr guten Raumakustik innerhalb der Büros zieht dieser Komfort sich wie ein roter Faden durch das Gebäude.
Klassisch und zeitgenössisch
«Alles in allem ist ein klassisches, zeitgenössisches Gebäude entstanden, das sich mit einer unaufdringlichen Präsenz in die Umgebung einfügt», lautet das Fazit von Ralf Jehle. «Die Begrünung im Aussenraum entlang des Bretscha, die Materialisierung und die Farbgestaltung der Fassade korrespondieren auf selbstverständliche Weise miteinander. Die Rückmeldungen aus den fünf Firmen zeigen, dass die Arbeitsplatzqualität und der Wohlfühlfaktor stimmen.»
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ZAHLEN & FAKTEN
Bürohaus «Bretscha», Schaan