Leserbrief von Manuela Hasler, Lehrerin
Verantwortliche nehmen eigentliche Ursachen nicht ausreichend ernst
Die kürzlich veröffentlichte Berufszufriedenheitsumfrage des LCH gibt wertvolle Einblicke in die Arbeitsbedingungen der Lehrkräfte. Sie verdeutlicht die anhaltenden Herausforderungen, mit denen der Berufsstand konfrontiert ist.
Bereits 2021 führten drei Lehrpersonenvereine gemeinsam eine Umfrage zu Angst und Druck durch. Diese ergab, dass diese Probleme keine Einzelfälle sind, obwohl die Regierung dies im Landtag zurückwies. Die Umfrage wurde der GPK vorgelegt, von den Bildungsverantwortlichen jedoch bis heute nicht ausgewertet. Daher war es wichtig, an der schweizweiten Berufszufriedenheitsstudie des LCH teilzunehmen.
Die Ergebnisse verdeutlichen, dass die Rahmenbedingungen verbessert werden müssen. Besonders besorgniserregend ist die Tatsache, dass fast ein Viertel der befragten Lehrpersonen ihren Beruf heute nicht mehr wählen würde. Dies zeigt, wie dringend Reformen notwendig sind, um den Beruf attraktiver zu gestalten. Auch die mangelnde Lohntransparenz und das Lohngefälle zu SG ist ein Problem. Auf die Lohnproblematik wiesen die Lehrpersonenvereine bereits 2016 hin. Lehrpersonen mit +/– 20 Jahren Diensterfahrung verdienen in SG rund 1000 Franken mehr. Zusätzlich besteht ein generelles Attraktivitätsproblem.
Trotz der Beschwichtigungen gibt es einen versteckten Lehrkräftemangel, besonders an Oberschulen, wo etwa die Hälfte der Lehrkräfte aus Österreich stammt. Diese leisten zwar hervorragende Arbeit, äussern sich aber kaum kritisch, aus Angst vor Konsequenzen. Liechtensteiner Lehrkräfte hingegen wandern zunehmend in die Schweiz ab, da die Arbeitsbedingungen dort attraktiver sind. Die Politik nimmt diese Unzufriedenheit und auch Abwanderung nicht ernst genug. Ich frage mich, warum die Bildungsministerin bezüglich Attraktivität im Lehrberuf immer wieder auf die «Machergruppe», eine kleine Arbeitsgruppe bestehend aus einer Handvoll Lehrpersonen, einem Schulleiter und zwei SchulamtsmitarbeiterInnen, verweist, anstatt auf das Schulamt und seine zahlreichen Mitarbeiter.