Noch vor dem Parteitag der Demokraten hat USV-Vizepräsidentin Kamala Harris die notwendige Mehrheit der Delegiertenstimmen für die Präsidentschaftskandidatur ihrer Partei gesichert. Damit steht das Duell bei der US-Präsidentenwahl bereits fest, und das noch vor dem Parteitag in Chicago.
Seit gestern läuft das Wahlprozedere der Parteidelegierten über eine Online-Plattform der Partei. Die Abstimmung läuft technisch noch bis zum kommenden Montagabend (Ortszeit). Harris war beim digitalen Votum die einzige Anwärterin, so dass ihre Nominierung nur als Formalie gilt.
Dramatische Wende
Harris wurde zur Frontfrau der demokratischen Partei, nachdem sich US-Präsident Joe Biden aus dem Wahlkampf zurückgezogen hatte. Es ist bekannt, dass der 81-Jährige wegen seines Alters und Zweifeln an seiner mentalen Fitness in den eigenen Reihen unter Druck geraten war und sich nach längerem Zögern als Kandidat gegen Trump zurückzog. Bei seinem Rückzug schlug er direkt seine 59jährige Stellvertreterin Harris als Ersatzkandidatin vor und die Partei erhielt dadurch neuen Schwung.
Die Demokratin geht nun mit Rückenwind in den weiteren Wahlkampf gegen Trump. Sie hat bereits Spenden in Millionenhöhe gesammelt und schlägt sich in ersten Umfragen besser als Biden zuletzt. Wie Harris tatsächlich bei der US-Wählerschaft ankommt, wird sich aber in den kommenden Wochen zeigen.
So könnte die 59 Jahre alte Harris etwa bei jüngeren Menschen punkten, die sich zuletzt wenig begeistert vom 81 Jahre alten Amtsinhaber Biden zeigten. Und auch Frauen sowie People of Color könnten sich von der Tochter eines Jamaikaners und einer Inderin eher angesprochen fühlen als von Biden oder Trump – der ist mit seinen 78 Jahren nun der einzige «alte weisse Mann» im Rennen.
Schmutziger Wahlkampf
Trump und seine Republikaner haben indes damit begonnen, Kamala Harris wegen ihres Geschlechts und ihrer Hautfarbe als «Quotenkandidatin» darzustellen und sie anderweitig rassistisch oder sexistisch verbal anzugreifen. Harris betont im Gegenzug ihren Kontrast zu den Konservativen, stellt etwa ihre Unterstützung für das liberale Abtreibungsrecht in den Vordergrund. Sie versucht also mit Sachthemen zu punkten, während Trump und sein Vize Vance rüpelhaft und ohne Anstand und Respekt auftreten. Man reibt sich die Augen, wenn man Teile der Anhängerschaft sieht, wie sie sektenartig Donald Trump nacheifern.
Zwar gingen die Zahlen illegaler Grenzübertritte in die USA zuletzt nach unten – allerdings von einem Rekordniveau aus. Das Streitthema ist zentral im US-Wahlkampf und dient insbesondere in den sogenannten Swing States als Material für Angriffe auf Werbetafeln und in Fernsehspots. Wegen des Wahlsystems in den USA hängt das Ergebnis im November letztlich von verhältnismässig wenigen Stimmen aus diesen Bundesstaaten ab. Quelle: Tagesanzeiger International, Zürich.