Denkmaltag auf der Baustelle beim Hagen-Haus in Nendeln

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Mit einem Tag der offenen Baustelle steht das Hagen-Haus in Nendeln am Samstag, 2. September 2023 von 11.30 – 17.00 Uhr im Mittelpunkt des 31. Europa-Tag des Denkmals.

Jahrelang stand das prägnante Gebäudeensemble an der Feldkircher-Strasse in Nendeln leer und manch einer wähnte es dem Verfall preisgegeben. Aber nicht nur die Denkmalpflege bemühte sich seit langem intensiv um einen Erhalt der denkmalgeschützten Anlage, sondern auch viele gute Geister, die dem alten Haus wohl gesinnt waren. Unterstützt durch einen Filmbeitrag von Walter Matt bemühte sich der Verein „Pro s’Hagen-Huus z’Nendla“ und nachfolgend die gemeinnützige Stiftung Hagen-Haus unter der Führung von Marcus Büchel um eine nachhaltige Lösung zur künftigen Nutzung, welche schliesslich mit der Internationalen Musikakademie Liechtenstein gefunden werden konnte.

So wird das Hagen-Haus aktuell nun instandgesetzt, durch ein neues Hofhaus ergänzt und bietet der Internationalen Musikakademie mit ihren erfolgreich gewachsenen Meisterkursen für talentierten Musikernachwuchs aus der Region und aus internationalen Herkunftsländern ab Mitte 2024 künftig einen neuen Entfaltungsort. Die Baustelle steht nun am Denkmaltag zur Besichtigung offen. Um

11.30 Uhr eröffnet Manuel Frick, Minister für Gesellschaft und Kultur, feierlich den Denkmaltag. Danach erfolgt durch Patrik Birrer, Leiter Amt für Kultur, eine Einführung und um 12, 13, 14, 15 und 16 Uhr bietet sich im Rahmen von geführten Rundgängen die Möglichkeit, die interessante Baustelle zu besichtigen.

Mitarbeitende der Denkmalpflege und Restauratoren berichten dabei Spannendes zur aktuellen Restaurierung des bedeutenden Kulturguts.

Ein neuer Haustyp in Liechtenstein

Das repräsentative Doppelwohnhaus mit angrenzender grosser Stallscheune, einem kleinen Waschhaus und einem Schützenhäuschen wurde 1837 von Baumeister Joseph Anton Seger aus Vaduz erbaut. Die ansehnliche Hofstätte an der Strasse nach Vorarlberg diente 1864 bis 1912 als K&K-Postexpeditionsstelle zur Postablage für das ganze Liechtensteiner Unterland. Zweifellos war die Wahl des Bauplatzes an der wichtigsten, internationalen Hauptstrasse Liechtensteins von wirtschaftlichen Erwartungen beeinflusst. Inmitten einer stark traditionsbehafteten Architekturlandschaft gilt das klassizistisch geprägte Doppelwohnhaus zudem als ein neuer Haustyp im Fürstentum Liechtenstein, welcher in Zusammenhang gesehen werden kann mit dem zu Beginn des 19. Jahrhunderts erlassenen Hausbauverbot im Land zur Entgegenwirkung einer befürchteten Massenarmut. Das historische Ensemble insgesamt und die Atmosphäre des Wohnhauses bleiben durch die Neunutzung nun weitgehend erhalten, deren Nutzung erfolgt künftig durch Musik-Studierende als Übernachtungs- und Übungszimmer, der Dachboden und das Waschhaus als Professorenloft. Die Stallscheune, in der Typologie eines Pfeilerstalles errichtet, wird zum Konzertsaal für Kammermusik adaptiert. Die historischen Holzverschalungen der Fassade werden durch verstellbare Holzlamellen neu interpretiert. Das neue Hofhaus übernimmt Foyer- und Servicefunktionen und bildet als gemeinschaftlicher Aufenthaltsraum das gesellschaftliche Zentrum des Ensembles. Sämtliche Gebäude sind charakterisiert durch eine einheitliche Materialsprache und gruppieren sich um einen Hofplatz als gemeinsame Mitte. Verschiedenartige Gartenthemen ergänzen das Freiraumangebot und verknüpfen die Gesamtanlage mit dem Landschaftsraum.

Kulturelles Engagement des Europarates

Der Europa-Tag des Denkmals findet in Liechtenstein bereits zum 31. Mal statt. Ihren Ursprung haben die Denkmaltage in Frankreich, wo 1984 erstmals eine „Journée Portes ouvertes des Monuments historiques“ stattfand. Seit 1993 führt auch das Fürstentum Liechtenstein die Europa-Tage des Denkmals durch und ermöglicht es Besucherinnen und Besuchern, Baudenkmäler, Ensembles und andere Kulturgüter zu besichtigen, die oftmals für die Öffentlichkeit nicht zugänglich sind. Der Europa-Tag des Denkmals hat zum Ziel, die Denkmäler einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen, historische und baugeschichtliche Hintergründe aufzuzeigen und auf Probleme der Nutzung und Erhaltung aufmerksam zu machen. Gleichzeitig bietet der Tag die Möglichkeit, die „Denkmalpflege“, deren kulturpolitischen Auftrag sowie deren Mitarbeitenden, Arbeit und Angebot kennen zu lernen.