Casino-Frage: Die Argumente sind endgültig ausgetauscht

Casino-Diskussion. Von links: Markus Kaufmann, Reinhard Fischer, Regine Rust, Tanja Cissé. (Foto: Paul J. Trummer)

Die Abstimmung vom 29. Januar über das Initiativbegehren der IG Volksmeinung mit dem Ziel, Casinos in Liechtenstein nach wenigen Jahren wieder zu verbieten, wirft ihre Schatten voraus. Die Landesmedien waren diese Woche dominiert vom Austausch der Meinungen – wenn dieser auch teils einseitig ausfiel.

Am Dienstag war eine Podiumsdiskussion mit gleichmässig verteilten Rollen geplant: zwei Vertreter der IG Volksmeinung, zwei des Casino-Verbands, Suchtexpertin Regine Rust und Moderatorin Tanja Cissé. Die IG Volksmeinung bevorzugte es aber, der Einladung des Casino-Verbands – angeblich aus Termingründen – nicht zu folgen. So nahmen Markus Kaufmann und Reinhard Fischer vom Verbandsvorstand und Regine Rust die bekannten Argumente der Gegner auf. Sie stellten beispielsweise klar, dass es keine Hinweise darauf gebe, dass Liechtensteins Ruf unter den Casinos leide, deren Zahl sich ohnehin mittelfristig auf drei bis maximal vier reduzieren werde. Auch sei es unfair, einer jungen Branche, die vor fünf bis sechs Jahren Fachkräfte brauchte, welche es in Liechtenstein nicht gab, vorzuwerfen, dass sie zu viele Grenzgänger beschäftige. «Inzwischen sind wir in der Lage, Personal selbst auszubilden und beschäftigen rund 15 Prozent in Liechtenstein wohnhafte Personen», sagt Verbandspräsident Reinhard Fischer. Markus Kaufmann verwies darauf, dass der Staat gemäss Hochrechnungen im Jahr 2022 rund 50 Millionen Franken ab Abgaben der Casinos, die zusätzlich noch zu Wertschöpfung im Land beitragen, eingenommen habe. «Man muss sich einmal vorstellen, wie lange wir über eine kleine AHV-Erhöhung diskutiert haben – und dann will man 50 Millionen Franken pro Jahr verschenken», sagte er mit einem Kopfschütteln.

Verbot verhindert Sucht nicht, es verlagert sie

Regine Rust, die Leiterin der Stiftung Suchthilfe St. Gallen, zeigte auf, dass Spielsucht ein durchaus ernstzunehmendes Problem sei. Auch würde eine grösseres Angebot Spielsüchtigen mehr Möglichkeiten geben, ihrer Sucht nachzugeben. Doch ein totales Casinoverbot ist für sie der falsche Weg. «Verbote führen nicht dazu, dass es keine Süchtigen mehr gibt, sondern dass sie nicht mehr im Casino auftauchen», sagte sie. Der richtige Weg seien Aufklärung, Prävention und der Schutz derjenigen, die ein grosses Suchtpotenzial hätten. Dafür sorgen die Sozialkonzepte der Liechtensteiner Casinos und die geschulten Mitarbeitenden, die eine Grundlage für die Konzessionserteilung sind, stellte Reinhard Fischer klar.

Persönliche Vorwürfe statt Argumente

Zum Schlagabtausch kam es am Mittwoch dann doch noch in der Diskussionsrunde mit Reinhard Fischer und Markus Kaufmann auf der einen und Willi Frommelt sowie Guido Meier auf der anderen Seite. Neue Argumente kamen dabei nicht mehr aufs Tapet. Die beiden Initianten liefen mit ihren Vorwürfen jedoch einige Male ins Leere, so zum Beispiel als Frommelt den Casinobetreibern vorwarf, Spielsüchtigen auch noch kostenlos alkoholische Getränke auszuschenken. «Das stimmt nicht. In keinem einzigen Liechtensteiner Casino gibt es Gratisalkohol», konterte Fischer, der darauf hinwies, dass er die Vertreter der IG Volksmeinung mehrfach eingeladen habe, sich ein Bild von den tatsächlichen Verhältnissen in der Casinobranche zu machen – doch offenbar wurde auch diese Einladung ausgeschlagen.

Regierungschef-Stellvertreterin und Wirtschaftsministerin Sabine Monauni, die zu der im TV übertragenen Diskussionsrunde geladen hatte, stellte klar, dass die Regierung ebenfalls der Ansicht ist, dass einem ungebremsten Wachstum der Branche Einhalt geboten werden müsse. Doch sei ein Verbot ein zu «radikaler» Weg. Vor allem musste die Regierungschef-Stellvertreterin sich aber Vorwürfe der IG Volksmeinung dafür anhören, wie die Regierung beim Einhalt gebieten vorgeht, und sich geben Vorwürfe wehren, sie sei aufgrund von Geschäftsbeziehungen ihres Schwiegervaters mit der Casinobranche verbandelt. Vorwürfe, welche die IG Volksmeinung auch gegen andere ehemalige Regierungsmitglieder und Regierungsmitarbeiter erhoben hatte, und die so konstruiert wirken, dass es scheint, als seien den Casino-Gegnern die rationalen Argumente ausgegangen.