Auswirkungen der steigenden Zinsen auf den Finanzsektor

Der Ausschuss für Finanzmarktstabilität (AFMS) hat in seiner 13. Sitzung am Montag, 27. Juni 2022 die aktuelle Risikolage erörtert und die relevanten Finanzstabilitätsrisiken – sowohl im Inland als auch auf internationaler Ebene – im Zusammenhang mit den steigenden geopolitischen Risiken, der hohen Inflation sowie den steigenden Zinsen diskutiert.

Der persistente Inflationsdruck erfordert eine stärkere geldpolitische Antwort, als dies ursprünglich von den Märkten erwartet worden war. Die Marktentwicklungen in den letzten Wochen waren vor diesem Hintergrund von steigenden Zinsen, höheren Risikoprämien und erheblichen Korrekturen an den globalen Aktienmärkten bestimmt. Während sich höhere Zinsen über die Zinsmarge grundsätzlich auch positiv auf die Profitabilität des Bankensektors auswirken könnten, sind die aktuellen Entwicklungen auch mit einem Anstieg der Kreditrisiken, u.a. im Hypothekarbereich, sowie mit einem Rückgang der verwalteten Vermögen verbunden. Durch die hohe Kapitalisierung und die gute Liquiditätsausstattung ist der liechtensteinische Bankensektor grundsätzlich gut für die kommenden Herausforderungen gerüstet. Trotzdem werden die Entwicklungen weiterhin genau beobachtet, um gegebenenfalls rechtzeitig Massnahmen vorschlagen zu können, falls diese als notwendig erachtet werden.

Keine Aktivierung des antizyklischen Kapitalpuffers
Trotz der erhöhten Unsicherheiten über die wirtschaftliche Entwicklung im Zusammenhang mit dem Angriffskrieg auf die Ukraine, der hohen Inflation sowie der gestiegenen Zinsen empfiehlt der AFMS derzeit keine Aktivierung des antizyklischen Kapitalpuffers. Die Verschuldungsquote des nichtfinanziellen Sektors liegt aktuell nicht über dem langfristigen Trend, weshalb die Kreditlücke kein exzessives Kreditwachstum signalisiert. Neben der Kreditlücke berücksichtigt der AFMS auch eine Reihe von anderen zyklischen Indikatoren. Da diese Indikatoren derzeit nicht auf steigende Ungleichgewichte hindeuten, schlägt der AFMS vor, den antizyklischen Kapitalpuffer unverändert bei einer Quote von 0% des Gesamtrisikobetrags zu belassen.

AFMS empfiehlt Beibehaltung des A-SRI-Kapitalpuffers
Im Rahmen der jährlichen Festlegung von anderen systemrelevanten Instituten (A-SRI) in Liechtenstein hat die FMA auf Basis der Leitlinie der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde drei Institute als systemrelevant eingestuft. Die Empfehlung des AFMS sieht eine Beibehaltung des A-SRI-Puffers für die identifizierten A-SRI in der Höhe von 2% des Gesamtrisikobetrags auf Gruppen- sowie Einzelbasis vor.

Informationen zum AFMS
Der Ausschuss für Finanzmarktstabilität ist das zentrale Gremium der makroprudenziellen Aufsicht in Liechtenstein. Seine Aufgabe besteht darin, den identifizierten Systemrisiken mit effizienten makroprudenziellen Instrumenten, Empfehlungen und Risikohinweisen entgegenzuwirken, um die Finanzmarktstabilität in Liechtenstein zu stärken. Die Mitglieder des AFMS werden von der FMA sowie dem Ministerium für Präsidiales und Finanzen in den Ausschuss entsendet.