Seit über zwei Jahren ist die Band Megawatt aus der Hitparade nicht mehr wegzudenken. Und doch bleiben Thomas Graf und seine Jungs mit beiden Füssen auf dem Boden, denn alleine von der Musik zu leben, sei in ihrem Fall eine Illusion. Andererseits sei das auch nie ihr Ziel gewesen, da sie alle in ihren täglichen Jobs sehr zufrieden sind.
«Ich habe kein anderes Hobby mehr», sagt Thomas Graf über die bewegte Zeit, die er dank seiner Mundartrockband durchlebt. «Inzwischen habe ich kein Geschäft mehr nebendran und unterrichte auch nicht mehr für die Erwachsenenbildung. Meine Zeit widme ich inzwischen komplett meinen Liebsten, der Arbeit bei Hoval und Megawatt.»
Privat bleibt privat
Selbst wenn Graf sich für den «Blick» mit seinem Vater und auch schon mit seinem Sohn ablichten lassen hat, ziehe er doch immer eine strikte Linie zwischen Privatleben und Öffentlichkeit. «Ich persönlich bin ein offenes Buch. Mir ist einfach ganz wichtig, dass ich eingehende Anfragen mit meinen Liebsten bespreche. Wenn die Person das gut findet, wie die Geschichte mit meinem Papi, dann machen wir das. Wenn mein Papi aber gesagt hätte, dass er das lieber nicht möchte, wäre das sofort vom Tisch gewesen. Da gilt für mich family first.» Grafs Tochter sei beispielsweise einmal hin und her gerissen gewesen, ob sie mit ihm in die Zeitung wolle, habe sich dann aber dagegen entschieden. «Der Fotograf stand zwar schon dort, aber das war mir in dem Moment Wurst, da sie gesagt hat, dass sie lieber nicht will.» Diese Linie lässt sich der charismatische Frontmann mit den lockigen Haaren auch nicht nehmen. «Das ist ja genau das Schöne, wenn man unabhängig ist. Ich verdiene mein Geld mit meinem Job und kann so selber entscheiden, was ich will und was lieber nicht.» Die Freiheit gebe «Megawatt» als Band eine gewisse Lockerheit, die sich auch im neuen Album widerspiegle. Daran gearbeitet hat «Megawatt» schon früh im Jahr 2021. Den Prozess beschleunigt hätten laut Graf vor allem die verschobenen Konzerte. Wie man jetzt sieht, hat die Band Wort gehalten und blieb, wie sie es immer wieder betont haben, wirklich nicht still in der ganzen Corona-Zeit.
Ein Stück «Megawatt» für alle
In ihren Musikvideos spielen das Rheintal und seine Umgebung meist eine ziemlich tragende Rolle. Während Thomas Graf ursprünglich aus Sevelen kommt, stammt Gitarrist Marco Gassner aus Triesenberg, Schlagzeuger Marius Matt aus Mauren, Damian Caluzi aus Graubünden und Gitarrist Dario Michelini aus Gossau. Dass der Megawatt-Bandraum in Vaduz sei, sei nicht wirklich wichtig. Allgemein haben die Musiker keine Probleme damit, dass sie, je nach Medium, als St. Galler, Bündner oder Liechtensteiner Band betitelt werden. «Wenn du einen Bandraum suchst, gehst du ja nicht primär an einen Wunschort und suchst dann dort etwas, du suchst einfach eine passende Lokalität. Darum machen wir uns nicht viel draus.» Allgemein hat «Megawatt» inzwischen eine immense Anhängerschaft auch ausserhalb der Region. Das sei ihnen erstmals nach dem Gewinn des Swiss Music Awards und des anschliessenden Drive-in-Barbecues, welches sie für ihre Fans im März 2021 organisiert haben, richtig bewusst geworden. «Dort wurden schnell mal aus der geplanten Stunde deren vier. Da sind Leute aus Freiburg, Solothurn und Bern hingefahren, um mit uns zu sprechen und ein Foto zu machen – oder war es vielleicht doch die Gratis-Wurst?», sagt Graf grinsend. Diese Veranstaltung sei für ihn ein unvergessliches Erlebnis gewesen. «Da wir für die Fotos immer in die Knie gehen mussten, spürten wir den Event noch ein paar Tage in unseren Knochen.» Doch für ihre Fans nimmt dies «Megawatt» gerne in Kauf, denn die Bandmitglieder sind eben Rockstars zum Anfassen. Diese Nähe mit ihrer Anhängerschaft haben sie jetzt auch auf dem Coverbild des neuen Albums «Felsafescht» verewigt. Über 1500 Einzelfotos von Supportern zieren das neue Cover. So erhält nicht nur jeder Fan endlich neue Klänge von der Mundartband, sondern auch eine gewisse Wertschätzung zurück und merkt zugleich, dass auch er ein Steinchen im Erfolgsmosaik «Megawatt» ist. Die Band hat begriffen, wie man mit den Supportern umgeht, und es ist gut möglich, dass diese das neue Album «Felsafescht» in ganz neue Sphären tragen werden.