5er und Weggli

Viele Leute – auch viele PolitikerInnen – scheinen zu glauben, dass im Verkehrswesen Wunder geschehen werden. Sie glauben, dass man den Kuchen essen und gleichzeitig haben kann. Man konnte z.B. lesen: “Wir stehen für gute Infrastruktur für alle Verkehrsteilnehmer und nicht für das gegenseitige Ausspielen von ÖV-Nutzern, Autofahrern, Radfahrern und Fussgängern.” Nach vielen Jahrzehnten einer Auto-Optimierung der Infrastruktur entspricht dieses Vorgehen einem Auto-Weiter-So! Trotz Auto-Staus und Klima-Problematik und obwohl wir mit unserer Lebensweise drei (3) Erden brauchen.

Die Verkehrsinfrastruktur bestimmt weitgehend unsere Verkehrsmittelwahl. Das Umsteigen auf das Fahrrad für Alltagswege und speziell für Arbeitswege erfolgt vermehrt, wenn die Infrastrukturen von Land/Gemeinden und Arbeitgebern attraktiver werden für Radfahrende und weniger attraktiv für Autofahrende. Um den öffentlichen Verkehr attraktiver zu machen braucht es konsequente Busbevorzugung zu Lasten der Autos. Die Verkehrsmittelwahl ist eine Gewohnheit, die zu ändern nicht einfach ist. Geeignete Rahmenbedingungen helfen. Dazu sagen uns Verhaltensforscher: Die erlebte Verschlechterung der gewohnten Wahl (Auto) bewirkt einen grösseren Umsteigeeffekt als Verbesserungen bei Verkehrsmitteln (Velo, ÖV), die man nicht benutzt. Zudem brauchen die meisten Menschen einen äusseren Anstoss, um ihre Gewohnheit zu durchbrechen.

Natürlich brauchen wir zum Transport der vielen Leuten alle Verkehrsmittel; von den eigenen Füssen bis zur S-Bahn und Oberlandbahn. Dabei ist zu bedenken: per Auto braucht eine Person in Bewegung durchschnittlich 10 Mal mehr Strassenfläche als per Rad oder öffentlichem Verkehr. Dieser Flächenbedarf pro Person in Bewegung macht deutlich: vor allem zu Fuss gehen, Radfahren und den öffentlichen Verkehr benutzen sind für unser Land grössenverträglich. Das Auto ist zwar ein bequemes und flexibles Verkehrsmittel, doch es sollte überlegt eingesetzt werden. Und falls der Arbeitsweg nur per Auto möglich ist, dann am besten in einer Fahrgemeinschaft. In Zukunft wird die Ermöglichung umweltverträglicher, gesunder und raum- und energie-effizienter Mobilität von A nach B im Fokus stehen.

(VCL-Vorstand)