Leserbrief von alt-Bürgermeister Karlheinz Ospelt zu einem „Vaterland“-Beitrag

Autor Karlheinz Ospelt, Vaduz

Das Vaterland und seine Prinzipien

Unser am 9. September im Volksblatt publizierte Leserbrief zur Offenhaltung des Rheindamms war etwas länger als üblich. Während das Volksblatt diesen zusammen mit zwei Leserbriefen von der Gegnerschaft im Interesse einer ausgewogenen Meinungsvielfalt ohne Bürokratie abdruckte, beharrte das Vaterland darauf, dass unser Beitrag gekürzt werden müsse, selbst wenn er als Forumsbeitrag erscheinen soll. Interessant ist, dass die beiden gegnerischen Leserbriefe im Vaterland abgedruckt wurden, womit ein einseitiger Eindruck erweckt wird. Dass Leserbriefe im Volksblatt 2500 Zeichen umfassen dürfen, im Vaterland seit einigen Monaten nur noch 2000 Zeichen sei an dieser Stelle auch noch erwähnt.

Pikant: Am gleichen Tag wird in der Umfrage der Woche vom Vaterland folgende Frage gestellt: «Soll der Rheindamm bei Vaduz für den Autoverkehr ausgebaut oder gesperrt werden», Ja oder Nein? Am 9. September wurden 50 Teilnehmer gezählt: Demnach sagten 52% «Ja» zum Ausbau oder zur Sperrung, während 48% mit «Nein» zum Ausbau oder zur Sperrung stimmten. Eine tolle Leistung des Vaterlands, welches daraus die Stimmung im Lande eruiert. Immerhin, im Laufe des 9. September hat auch das Vaterland gemerkt, dass diese Fragestellung nicht zum Ziel führt. Inzwischen kann man nicht mehr mit «Ja» oder «Nein» antworten.

Jetzt muss man sich für den Ausbau oder für die Sperrung entscheiden, wie unangenehm. Für solche Leistungen erhält das Medienhaus von den Steuerzahlern über CHF 1 Mio. p.a. als Unterstützung! Nachdem ich im Vaterland auch schon für meine unerwünschte Meinungsäusserung kritisiert wurde (z.B. im Sapperlot als Gegner der S-Bahn, wo damals unter allen Redaktoren des Vaterlands kein einziger Gegner ausfindig gemacht werden konnte, wie es selber schrieb) möchte ich auch einmal mein Befremden über das vaterländische Medium zum Ausdruck bringen und wünsche eine gute Besserung in der vielfältigen, investigativen und ausgewogenen Berichterstattung.

Karlheinz Ospelt, alt Bürgermeister